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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Autoren: Andreas Brandhorst
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gleichzeitig hechtete sie selbst zur Seite. Etwas donnerte über sie beide hinweg, traf die dunkle Wand und riss sie auf. Dominique fühlte den Boden unter sich zittern, sah aus dem Augenwinkel, wie der Mann die Hände drehte und erkannte das neue Muster in Gelmr und seine Bedeutung. Sie sammelte die Kraft von Iremia, der neunten Stufe des Tal-Telas, manipulierte damit die physischen und energetischen Strukturen in ihrer Umgebung. Das Etwas, das zuvor einen Teil der Wand zerfetzt hatte, traf sie nur noch als ein heißer Hauch, der für eine Sekunde die Kälte verdrängte.
    Die hohen Stufen, unter ihnen Iremia, waren anstrengend, und hinzu kam der störende Einfluss der Hyperdimension. Dominique sammelte neue Kraft, um Rupert und sich selbst vor den Angriffen zu schützen. Sie drehte den Kopf und sah, wie Rupert auf die Beine kam und sich dem Fremden zuwandte, mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. Sein Gesicht veränderte sich, wurde fast zu einer Fratze, und als er den Mund öffnete, krümmte sich Dominique aus einem Reflex heraus am Boden zusammen, kniff die Augen fest zu und formte die Kraft des Tal-Telas zu einem Schild, groß genug für sie selbst.
    Rupert schrie und setzte seinen Zorn, der so oft den Tod gebracht hatte, ganz bewusst als Waffe gegen den Mann ein. Auch er konnte sich mit dem Tal-Telas verbinden, auf eine andere Weise als Dominique, und inzwischen hatte er gelernt, diesen Vorgang zu kontrollieren – er war nicht mehr das willenlose Werkzeug, zu dem ihn das Projekt Brainstorm hatte machen wollen.
    Der Schrei brach abrupt ab.
    Nach einigen Sekunden der Stille wagte es Dominique, die Augen wieder zu öffnen. Rupert stand wie erstarrt da, das Gesicht noch immer eine Grimasse, der Mund noch immer geöffnet. Das lange silberne Haar des Fremden bewegte sich wie in einem Wind, der nur für ihn wehte, als er langsam um Rupert herumging und ihn neugierig ansah. Schließlich wandte er sich von ihm ab, trat zu Dominique und blickte auf sie hinab. Er sagte etwas, das für Dominique wie eine Aneinanderreihungen von Knurrlauten klang. Diesmal wartete er nicht auf eine Antwort, drehte sich um und kehrte zu der engen Stelle im Korridor zurück. Dort löste er etwas von seiner Kleidung, das nach einer mehrere Zentimeter langen Nadel aussah, und warf es hoch.
    Das nadelartige Objekt verharrte dicht unter der Decke wie von einer unsichtbaren Hand gehalten, und ein Wabern drang nach außen, bildete einen dünnen Vorhang in der Luft. Der Fremde warf Dominique und Rupert noch einen letzten Blick zu, trat dann ins Wabern hinein … und verschwand.
     
     
    Der Pilotendom des Kantaki-Schiffes war ein vertrauter Ort für Dominique, ein neues Zuhause, in dem die »Stimmen« des Schiffes sie willkommen hießen. Aber die Stimmen – die Statussignale der verschiedenen Bordsysteme – waren nicht mehr kraftvoll und laut, sondern schwach und leise. Mutter Rrirks Schiff brauchte dringend neue Energie.
    Dominiques violett verfärbte Hände ruhten in den Sensormulden des Pilotensessels und empfingen Daten, die über den Zustand des Kantaki-Riesen Auskunft gaben. »Es sieht nicht gut aus«, sagte sie besorgt.
    Rupert schien sie gar nicht zu hören. Er saß an einer der Konsolen, den Blick auf die Nadel gerichtet, die sie nach dem Verschwinden des Fremden auf dem Boden gefunden hatten. Langsam drehte er sie hin und her, hob sie dann vor ein Auge und blickte hindurch.
    »Wie eine Patrone«, murmelte er.
    »Was?«
    »Wie die Hülse eines Geschosses. Leer. Was enthielt sie?« Rupert drehte die Nadel erneut, wie in der Hoffnung, irgendwo an ihr einen Hinweis zu finden.
    »Keine Ahnung. Aber was auch immer das Objekt enthielt: Es ermöglichte dem Fremden, den Nexus zu verlassen.« Dominique steuerte Mutter Rrirks Schiff vorsichtig von der großen Raumstation über dem Orion-Arm der Milchstraße fort.
    Rupert schüttelte den Kopf und steckte die Nadel ein. » Wohin ist er verschwunden? Nach all der Zeit … Und wer war er?«
    »Ich hoffe, das sind rhetorische Fragen, denn von mir kannst du keine Antworten erwarten.« Die fensterartigen Darstellungsbereiche an den gewölbten Wänden zeigten den Nexus der Kantaki – er schien immer mehr zu schrumpfen, als sich das Schiff von ihm entfernte. »Wir haben ein echtes Problem, Rupert. Unsere energetischen Reserven sind sehr gering.«
    »Schaffen wir es bis zum nächsten Nexus?«
    »Er ist fast neunzehntausend Lichtjahre entfernt«, sagte Dominique. »Es wird sehr, sehr knapp. Und wenn
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