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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Autoren: Andreas Brandhorst
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Der Kaufmann Arn Hannaratt blieb neben dem Felsen stehen, auf dem der Weise saß, streckte die Hand aus und streichelte Kiwitt.
    »Das Wetter ist gut«, sagte er. »Wir sollten sofort aufbrechen und nach einer Furt suchen.«
    Der Weise blickte über den Rand des Plateaus zum breiten Fluss, dessen braune Fluten ebenfalls eine lange Reise hinter sich hatten; sie entsprangen in den fernen Bergen im Osten. »Das ist nicht nötig. Ich kenne die Stelle, an der wir den Fluss überqueren können.«
    »Gestern hast du nichts davon gesagt.«
    »Heute weiß ich mehr, Arn.«
    Der bärtige, kräftig gebaute Hannaratt schnaufte zustimmend. »Wie du meinst, Weiser. Ich gebe den anderen Bescheid.« Er stapfte fort, und die Hautlappen an seinem Hals wehten im aufkommenden Wind.
    Der Weise blickte zu seinem mobilen Haus, das bereits damit begonnen hatte, sich zusammenzufalten, hob dann den Blick zum Himmel. Geistesabwesend kraulte er Kiwitt am Hals.
    »Diesmal habe ich mehr gesehen als sonst, Kiwitt«, sagte er leise. »Ich bin auf der Suche nach dem letzten Element, aber jemand anders sucht noch mehr, und unsere Wege werden sich kreuzen.«
    Das kleine Tier auf seiner Schulter gurrte leise.

 
1. Ein Flüstern aus der Vergangenheit
     
    7. Juli 1147 Ära des Feuers (ÄdeF)
     
     
    Der schwarze Zylinder des Kantaki-Nexus, dreißig Kilometer lang und fast einen Kilometer dick, hing mehr als fünftausend Lichtjahre über dem Orion-Arm der Milchstraße im All. Unter ihm drehte sich die Galaxis, unmerklich langsam für das menschliche Auge. Immer wieder fingen Vorsprünge und Kanten in der Außenhülle das Licht ferner Sonnen ein, funkelten kurz und verschwanden dann wieder in der Finsternis. Das große Kantaki-Schiff, das Dominique und Rupert nach einem fast zwei Monate dauernden Flug zum Nexus gebracht hatte, wirkte zwergenhaft neben dem gewaltigen Zylinder, der alles enthielt, was Raumschiffe der Kantaki für ihre langen Reisen bis zu anderen Galaxien brauchten. Doch wo einst die klickenden Stimmen der insektoiden Wesen erklungen waren, herrschte jetzt Stille.
    Den ersten toten Kantaki fanden sie in einem peripheren Wartungszentrum, für kleine Schiffe bestimmt. Seine mumifizierten Reste lagen zwischen zerfetzten Verbindungsbrücken und inaktiven energetischen Transferleitungen ebenso zerschmettert wie ein großer Teil der automatischen Wartungsanlagen. Dominique ließ das Licht ihrer Lampe über Gliedmaßen streichen, die in der Kälte eine glitzernde Patina aus Raureif bekommen hatten – die ambientalen Systeme des Nexus arbeiteten auf minimalem Niveau. Der Kopf war zertrümmert wie von einem heftigen Schlag, die multiplen Augen wie Glas gesplittert.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte Rupert leise. Seine Stimme kam aus dem kleinen Kom-Servo in Dominiques Helm; sie trugen beide Schutzanzüge, ausgestattet mit bionischen Komponenten von Millennia.
    »Hier hat ein Kampf stattgefunden.« Dominique richtete einen Sondierer auf die Reste des Kantaki, und der darin integrierte Datenservo begann sofort mit einer Analyse, bestätigte dann den Eindruck, den sie gewonnen hatte. »Vor fast achttausend Jahren.«
    »Kurz nach der Flucht der damaligen Kantaki-Piloten«, sagte Rupert. Er sah sich um und leuchtete mit seiner eigenen Lampe durch das hyperdimensionale Labyrinth des Wartungszentrums. Zwar war das energetische Niveau des Nexus extrem niedrig, aber immer wieder kam es zu den perspektivischen Verzerrungen, wie sie für das Innere von Kantaki-Schiffen typisch waren. Wände schienen ein geisterhaftes Eigenleben zu entwickeln, sich zu verschieben und ineinander zu verkeilen. Gänge bildeten Spiralen, die sich nach oben wanden oder zur Seite neigten. Gelegentlich kippten Deckensegmente nach unten, als wollten sie an einer Stelle den Weg versperren und an anderen neue Verbindungen schaffen. Dominique hatte sich in den vergangenen beiden Monaten an die seltsamen Veränderungen an Bord des Kantaki-Schiffes gewöhnt und fühlte sich dadurch nicht mehr desorientiert. Eigentlich blieb alles starr. Es war ihre Wahrnehmung der Hyperdimension, die ihr Bewegung vorgaukelte, denn die menschlichen Sinne konnten nur einen geringen Teil ihrer Komplexität aufnehmen.
    »Nach dem Dritten Konflikt der Konzepte, den Mutter Rrirk erwähnte«, fügte Rupert hinzu. Dominique beobachtete, wie er sich bückte und einige kleine Trümmerstücke aus der Nähe betrachtete. Er nahm eins, hielt es dicht vor die Helmscheibe und legte es wieder auf den Boden. »Ob hier
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