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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen?
Autoren: Sarah Harvey
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Vorhang hervor und warf einen weiteren vorsichtigen Blick aus dem Fenster.
    Alles immer noch genau wie eben – und noch mehr Autos auf der langen Einfahrt.
    Was wollten die hier?
    In Windeseile schlüpfte sie in die Klamotten, die sie vorher angehabt hatte: Jeans und Pulli. Doch dann sah sie, wie eine Gruppe äußerst elegant gekleideter Frauen aus einem großen Geländewagen ausstieg, erinnerte sich an die neuen Sachen, die Nathan ihr in absentia geschenkt hatte, und zog sie so feierlich an wie eine Ritterrüstung.

    Alice hörte von unten das Knallen eines Sektkorkens und gleich darauf ein Quieken. Sie dachte nicht mehr an die Kürze ihres Kleides und spähte ängstlich über das Geländer hinunter in die große Eingangshalle.
    Die war voller Menschen.
    Alice ließ den Blick über die Menge schweifen und musste feststellen, dass kein einziges bekanntes Gesicht dabei war. Sie eilte den Flur hinunter zum anderen Ende des Hauses – zu Bella. Die saß mit hochgelegtem Bein direkt am Fenster im Schlafzimmer und betrachtete ebenfalls das Chaos vor dem Haus.
    Â»Wissen Sie, was hier los ist, Bella?«
    Bella lächelte sie mitfühlend an.
    Â»Das ist Ihre Geburtstagsparty.«
    Â»Meine Geburtstagsparty? Aber … aber …«
    Das konnte nicht ihre Geburtstagsparty sein.
    Weil sie nämlich gar keine Geburtstagsparty wollte.
    Â»Was möchtest du an deinem Geburtstag gerne machen?«
    Das hatte er sie bereits vor Monaten gefragt, sie erinnerte sich genau daran.
    Und sie erinnerte sich auch genau an ihre Antwort: »Nur nichts Großartiges, vielleicht mit Flo und Andrew zu Abend essen?«
    Â»Du willst keine große Party?«
    Â»Eine große Party wäre der reinste Albtraum für mich.«
    Woraufhin er gelächelt und zustimmend genickt hatte.
    Â»Also ein Abendessen für vier«, hatte er gesagt.
    Und auch sie hatte gelächelt.
    Ein Abendessen für vier?
    Das sah mehr nach einem Abendessen für vierhundert aus.
    Fassungslos sah Alice, wie immer mehr Leute auf das Haus zuströmten. Dann drehte sie sich zu Bella um und blickte sie aus großen Augen wie ein verstörtes Kaninchen an.
    Â»Aber …«, sagte sie. »Aber …«
    Bella schüttelte den Kopf.
    Â»Er hat eine Cateringfirma beauftragt, und in der Orangerie ist ein DJ. Bob hat die Stiefelkammer umbenannt in die Schampuskammer, weil sich so viele Kisten Champagner darin stapeln, dass man vor lauter Schampus keine Stiefel mehr findet. Im Speisesaal steht ein Kuchen, der so groß ist wie das Duck & Bucket. Und für Mitternacht ist ein Feuerwerk geplant, das selbst das zum Jahrtausendwechsel in den Schatten stellen wird. Seit Tagen wird alles Mögliche angeliefert. Die Leute von der Cateringfirma haben sich in den Ställen versteckt, bis Sie im Bad verschwunden waren. Er hat Unmengen an Zeit und Geld in die Organisation gesteckt, Miss Alice. Ich weiß, das ist nicht das, was Sie wollten. Aber es ist das, was Sie bekommen. Und manchmal muss man die Dinge eben akzeptieren, wie sie sind, und das Beste daraus machen …«

    Alice ging zurück zur Treppe und betrachtete staunend die Menschenmenge. Wie die Sardinen standen sie in der Eingangshalle, und von der weiteren Geräuschkulisse konnte sie darauf schließen, dass es in den anderen Räumen nicht anders aussah.
    Sie musste jedes Fitzelchen Mut zusammenkratzen, um schließlich die Treppe hinunterzugehen.
    Der riesige Speisesaal, in dem die eigenen Schritte sonst hallten, war so voller Menschen, dass man nicht bis zum Ende des Raumes sehen konnte. Als sie ein kleines Mädchen gewesen war und ihr Vater sich noch rauschende Feste hatte leisten können, hatten an dem großen Tisch in der Mitte einmal zu Weihnachten vierzig Gäste Platz gefunden. Jetzt verschwand er völlig unter zahllosen silbernen Serviertellern mit exotisch aussehenden Häppchen darauf.
    Ã„ußerst effiziente Kellner in Schwarz huschten leise wie Gespenster herein und wieder hinaus, reichten ständig neue Tabletts mit Kanapees herum oder stellten noch mehr Essen auf dem ohnehin schon unter seiner Last ächzenden Tisch ab, in dessen Mitte ein riesiger Kuchen stand, mit weißem Zuckerguss überzogen und mit Schmetterlingen aus Zucker dekoriert.
    Andere Kellner zirkulierten mit Champagnergläsern, die ihnen so schnell vom Tablett gerissen wurden wie Designerklamotten bei einem Lagerverkauf von
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