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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein
Autoren: Karen Witemeyer
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zurückzuscheuen.
    Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen oder ihn vom Bürgersteig in den Schmutz gestoßen, in den er gehörte, doch sie konnte und durfte nichts dergleichen tun, um nicht zu verraten, dass sie von seinen Machenschaften wusste. Stattdessen lächelte sie und schwor sich, dass sie ihn mit seinen eigenen Mitteln schlagen würde.
    „Ich finde den blauen mit den Blumen sehr hübsch. Was meinen Sie?“
    „Ich denke, Sie würden zauberhaft damit aussehen. Aber wenn ich es genau betrachte, sehen Sie sowieso immer zauberhaft aus, meine Liebe.“ Er lächelte und hob einen Finger, um ihre Wange zu streicheln.
    Merediths Magen rebellierte.
    „Oh je.“ Sie bedeckte schnell ihren Mund mit einer Hand und legte sich die andere auf den Magen, während sie Gott für die willkommene Entschuldigung dankte. „Ich glaube, irgendetwas von dem Mittagessen ist mir nicht bekommen.“ Das Etwas war Roy Mitchell.
    Ungehalten verdüsterte sich für einen Moment Roys Gesicht, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte und sie mitfühlend ansah. „Möchten Sie sich vielleicht einen Moment hinsetzen und ausruhen? Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es eine Bank.“
    „Nein. Ich denke, ich sollte mich hinlegen.“ Sie lehnte sich schwach an das Schaufenster und fügte ihrem Theaterspiel noch ein leidendes Seufzen hinzu. „Können Sie mich bitte nach Hause bringen?“
    „Sind Sie sicher?“
    Meredith nickte heftig und behielt ihre Hand über dem Mund.
    „Nun gut.“
    Roy nahm ihren Arm und führte sie die drei Blocks bis zum Haus ihres Onkels. Als sie am Tor angekommen waren, hielt er sie am Arm fest.
    „Es tut mir so leid, dass ich unseren Nachmittag ruiniert habe“, sagte sie schnell, um Roy nicht die Chance zu geben, noch irgendetwas zu sagen. Doch je länger sie über das nachdachte, was er mit Travis vorhatte, desto mehr bekam sie wirklich das Gefühl, krank zu werden. Sie warf einen Blick auf das Backsteingebäude und wünschte sich, schon hinter den schützenden Mauern zu sein.
    „Meredith, meine Liebe“, sagte Roy und wandte sich ihr zu, „bitte sagen Sie mir nur, ob ich mit unseren Hochzeitsvorbereitungen fortfahren kann.“
    Der Gedanke war so verstörend, dass Meredith ihr Unwohlsein nicht länger vorspielen musste. Ihr Magen hob sich. Roy musste es in ihrem Blick gesehen haben, als sie sich nach vorne beugte, denn seine Augen wurden groß und er sprang schnell einen Schritt zur Seite. Meredith rannte ins Haus.
    „Ich komme heute Abend vorbei“, rief Roy ihr noch hinterher, doch Meredith verlangsamte ihren Schritt nicht, bis sie sicher im Haus war.
    Die Küche war leer, also trat sie ans Waschbecken und hoffte, dass ein Glas Wasser ihren Magen besänftigen würde. Sie musste ihren Körper beruhigen, damit sich ihr Verstand darauf konzentrieren konnte, Travis zu helfen. Wenn Roys Schergen heute Nacht zuschlugen, hatte sie wenig Zeit, um eine Strategie zu entwickeln. Die Archer-Ranch lag einen guten Zweieinhalbstundenritt von hier entfernt. Ein trainiertes Pferd konnte es vielleicht in zwei Stunden schaffen, doch auch das ließ ihr weniger als eine Stunde Zeit, um einen Plan zu schmieden.
    „Himmel, Miss Meri. Sie sehen aus, als hätte Sie jemand ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. Geht es Ihnen gut?“ Eliza, die Köchin, die Merediths Tante beschäftigte, trat mit einer Auswahl an Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln in ihrer Schürze in den Raum.
    Meredith brachte ein mattes Lächeln zustande. „Es geht mir nicht besonders gut, fürchte ich. Ist Onkel Everett schon aus Neches zurück? Ich muss dringend mit ihm reden.“
    Nicht zum ersten Mal sehnte Meredith sich nach dem Rat ihres Vaters statt nach dem ihres Onkels. Sie vermisste die gelegentlichen Fahrten im Einspänner, bei denen sie neben ihm gesessen hatte, wenn sie zur Schule der befreiten Sklaven gefahren waren. Sie vermisste ihre Gespräche, die gemeinsamen Träume.
    Papa hätte gewusst, was sie wegen Roy und Travis unternehmen sollte. Doch Papa war tot.
    Eliza ließ das Gemüse mit lautem Poltern in eine Waschschüssel fallen und schüttelte anschließend ihre Schürze aus. „Master Hayes hat mir gesagt, dass ich nicht vor dem Abendessen mit ihm rechnen soll.“
    Meredith sank in sich zusammen. Bis dahin wäre es viel zu spät.
    „Miss Meri, Sie gehen jetzt am besten nach oben und ruhen sich aus. Sie sehen wirklich schlecht aus.“
    „Ich muss mich nicht ...“ Meredith hielt inne, als ihr wieder einfiel, dass Roy am Abend
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