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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein
Autoren: Karen Witemeyer
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Person, aber was Meredith wirklich Sorgen bereitete, war die schwere Kette, mit der das Tor gesichert war. Das und der Stacheldrahtzaun, mit dem das Gelände abgegrenzt wurde, machten es unmöglich, Ginger auf die andere Seite zu bekommen. Und ohne Waffe war es ihr auch nicht möglich, die Archers auf sich aufmerksam zu machen.
    Zum ersten Mal, seit sie Palestine verlassen hatte, machte die Dringlichkeit ihrer Unsicherheit Platz. Sie hatte gewusst, dass Travis und seine Brüder zurückgezogen lebten, aber so wie es aussah, waren sie Fremden gegenüber wirklich feindselig gestimmt. Offensichtlich wollten sie keinen Besuch von außen.
    Doch sie hatten ja keine Ahnung, was auf sie zukam.
    Meredith atmete tief ein und stieg ab. Sie war bis hierher gekommen. Jetzt würde sie die Sache auch durchziehen. Mit zitternden Händen band sie Gingers Zügel um einen Zaunpfosten und streichelte den Hals der Stute.
    „Ich bin bald wieder da. Ich überbringe nur schnell eine Nachricht. Es wird nicht lange dauern.“
    Ginger senkte den Kopf, um ein wenig Gras zu knabbern, offensichtlich völlig unberührt von der Aussicht, alleine gelassen zu werden. Doch als Meredith ihren Rock hob und den linken Fuß auf die unterste Latte des Tores stellte, verschwand das bisschen Mut, das sie sich durch ihre kurze Rede hatte zusprechen wollen.
    Schnell erklomm sie das Tor und hielt oben inne, um ihr Bein auf die andere Seite zu schwingen. Mit geschlossenen Augen schickte sie ein kleines Stoßgebet in Richtung Himmel.
    „Bitte Gott, lass sie mich nicht erschießen.“
    Dann, bevor sie sich ihre Idee ausreden konnte, kletterte sie auf der anderen Seite des Tores nach unten und ging mit zügigen Schritten weiter.
    Das letzte Mal, als sie dieses Land betreten hatte, hatte es mit einem gebrochenen Bein und einer hässlichen Narbe geendet. Letztes Mal hatte sie einen Grund gehabt und es hatte noch keine Zäune gegeben. Dieses Mal hatte sie nicht die kindliche Unschuld, die sie damals beschützt hatte. War Travis immer noch der gutherzige Mann, an den sie sich erinnerte, derjenige, der seine sanfte Seite hinter einem schlechten Ruf verbarg? Oder war er zu dem unbarmherzigen Mann geworden, für den die Leute ihn hielten?
    Meredith schob diesen letzten Gedanken beiseite. Sie wollte es nicht glauben. Damals hatte sie in sein Herz schauen können. Travis mochte nach außen hin rau sein, aber die Freundlichkeit war so sehr in seinem Charakter verankert, dass sie durch nichts vertrieben werden konnte.
    Doch nur zur Sicherheit ging sie mit seitlich ausgestreckten Armen vorwärts und hatte die Handflächen nach außen gedreht, damit jeder sehen konnte, dass sie unbewaffnet war. Sie musste ihre Theorie ja nicht gleich auf die Probe stellen.
    Der Geruch von Rauch stieg ihr in die Nase und Merediths Herz flatterte. Das Haus musste ganz in der Nähe sein. Ein seltsam klingender Vogelruf ertönte irgendwo links von ihr. Sie zuckte zusammen. Ein ähnlicher Laut erklang rechts. Ein Schauer überzog ihren Rücken. In all den Jahren, die sie in Anderson County gelebt hatte, hatte sie nie einen solchen Vogelruf gehört. Doch sie lebte ja auch schon seit langer Zeit in der Stadt. Vielleicht hatte sie es nur vergessen.
    Die Bäume wurden dünner und Meredith erkannte vor sich eine Lichtung. Sie schritt schneller aus, um ihre Aufgabe endlich hinter sich zu bringen. Aber bevor sie auch nur zehn Schritte gemacht hatte, traten vier Männer aus dem Wald und umzingelten sie. Jeder von ihnen richtete ein Gewehr direkt auf ihre Brust.
    * * *
    Was, um Himmels willen, hatte eine Frau hier in der Abenddämmerung auf ihrem Land zu suchen?
    Von seiner Position im Rücken der Frau aus konnte er ihr Gesicht nicht sehen. Jeder, der verrückt genug war, ohne Einladung Archerland zu betreten, war unberechenbar. Selbst von einer so harmlosen Erscheinung würde Travis sich nicht täuschen lassen.
    Die Frau hielt die Hände weit von ihrem Körper entfernt, sodass er ihre zitternden Finger sehen konnte. Doch trotz ihrer offensichtlichen Angst sah sie jeden seiner Brüder an, bis sie bei Neill angekommen war und schließlich …
    Travis ließ erschrocken seine Waffe ein Stück sinken, als ihn unerwartete Gefühle durchströmten. Diese Augen. Diese lebhaften blauen Augen! Ihm war, als hätte er sie schon einmal gesehen. Doch das war unmöglich. Frauenbesuch zählte hier nicht gerade zur Normalität.
    Mit einem Räuspern legte er sein Gewehr wieder an. „Wir wollen hier keine Eindringlinge,
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