Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanal-Zombies

Kanal-Zombies

Titel: Kanal-Zombies
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihn an. »Was ist, verdammt noch mal, mit ihm?«
    »Sie haben ihn geholt!«
    »Ha, ha, ha... wer hat ihn denn geholt?«
    »Die lebenden Leichen von Moskau.«
    »Hör doch auf mit dem Mist!«
    »Die Kanal-Zombies!«
    Stereotyp hatte der alte Mann die Antworten gegeben. Allmählich erreichte er bei Don damit einen Erfolg, denn der Mann erinnerte sich daran, was er gesehen hatte.
    Die Klaue aus dem Gully, zu der ein Arm gehörte. Ein bleicher Arm. Ebenso bleich wie die Hand. Möglicherweise war sie mit einer sehr dünnen Haut bedeckt, oder es war überhaupt keine Haut vorhanden, sodass sie nur aus Knochen bestand.
    War das überhaupt möglich?
    Don stellte sich die verrücktesten Fragen und musste sich selbst gegenüber ehrlich sein.
    Ja, es war möglich, denn er hatte es selbst gesehen. Kein Irrtum, keine Täuschung. Aus dem Gullyloch waren die verdammten Klauen gekommen und hatten Kalek erwischt.
    Plötzlich war ihm zum Heulen zumute. Der Lauf der Waffe sank am Körper des Alten nach unten, und jetzt dachte er nicht mehr daran, abzudrücken. Er war innerlich fertig und völlig außer Kontrolle. Er konnte nicht mehr klar denken. Noch immer schlug sein Herz schneller, und noch immer war ihm innerlich heiß, aber auf dem Rücken hatte der Frost, oder war es die Angst, einen kalten Hauch hinterlassen.
    Gebückt stand er vor dem Alten. Die Waffe war ihm schwer geworden. Er starrte den Mann, der sich so überlegen gab aus rotgeränderten Augen an. Seine Lippen zuckten. Das Gesicht war verzogen, als stünde er kurz vor dem Weinen, und er schüttelte den Kopf.
    »Er... er... kommt doch wieder – oder?«
    »Nein, Don.«
    »Bitte!«
    »Es nutzt nichts. Sie haben ihn geholt. Sie werden ihn ausspeien, aber du wirst ihn kaum erkennen. Sie sind keine Menschen, Don. Sie sind grausam. Kein Tier kann so schlimm wie sie sein. Das musst du dir immer vor Augen halten.«
    »Und sie leben unten?«
    »Ja.«
    »Hä – wer sind sie denn?«
    »Die Kanal-Zombies. Die lebenden Leichen. Sie sind die Angst und das Grauen zugleich. Sie vegetieren in den Tiefen und in den Höhlen. Sie warten auf Beute, und sie haben sich den Zeitpunkt gut ausgesucht.«
    Don hatte zugehört. Jedes Wort hatte er praktisch in sich eingesaugt. Seine Lippen zitterten. Er merkte die Kälte nicht mehr, und er hatte das Gefühl, einen Stein im Magen zu spüren.
    Ihr wurde übel. Er musste schlucken. Er wollte sich übergeben, doch er riss sich wieder zusammen und leuchtete dorthin, wo sich die Öffnung befand.
    »Geh nicht hin!«, warnte ihn der Alte.
    »Warum nicht? Ich...«
    »Du musst an deinen Freund denken.«
    Don atmete schwer. Er glaubte einen Kloß im Hals zu haben. Durch seinen Kopf schossen die Gedanken und Ideen. Gut, er hätte verschwinden können, aber er wollte einfach nicht so feige sein. Er und Kalek kannten sich seit über fünf Jahren. Sie waren sogar gemeinsam bei der Armee gewesen. Da hatte sich einer auf den anderen verlassen können.
    Das sollte jetzt vorbei sein?
    Er wollte es nicht wahrhaben, aber er wollte die Gewissheit bekommen, das war er Kalek schuldig.
    »Tu es nicht!«, warnte der Alte.
    »Doch, ich muss!«, stieß er abgehackt hervor. »Ich kann nicht anders. Das verstehe nur ich.«
    »Du willst doch noch leben!«
    »Scheiße!«
    Don ließ sich jetzt nicht mehr reinreden. Er wollte und musste es hinter sich bringen. Seine Knie zitterten, als er sich dem Gully näherte. Schon nach dem zweiten kleinen Schritt verharrte er jäh, denn er hatte etwas gehört.
    Einen Laut, den er nicht einsortieren konnte. Don war sicher, dass er nicht im Freien aufgeklungen war, sondern an einer relativ geschützten Stelle, und das noch tief in der Erde.
    Im Gully?
    Die Waffe zitterte in der rechten und die Lampe in der linken Hand. Er traute sich nicht, gegen die Öffnung zu leuchten. Stattdessen drehte er den Kopf, um dem Alten einen Blick zuzuwerfen.
    Der Mann sagte nichts mehr. Er stand einfach nur auf seinem Platz und zog ein bedenkliches Gesicht, das für Don hätte Warnung genug sein sollen.
    Das Geräusch wiederholte sich. War es ein Schmatzen, ein Reißen oder Schaben? Wurden dort vielleicht irgendwelche Knochen in der Tiefe gebrochen?
    Ihm kam so viel in den Sinn. Alles, woran er dachte, hatte mit Schrecken, Tod und Blut zu tun.
    Er ging noch einen Schritt weiter. Bewegte auch die Lampe. Der Lichtkegel wanderte zitternd über den Boden hinweg, bis er die Gullyöffnung erreichte.
    Er war breit genug, um sie fast auszuleuchten.
    Dort tat sich etwas.
    Von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher