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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi
Autoren: Osman Engin
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deiner Wohnung meldet sich immer nur ein gewisser »Ratten-Uli«. Osman, ich wollte nur sicher gehen, dass du unseren Kartenabend im Cafe nicht vergessen hast. Letzte Woche hast du uns schon hängen lassen.«
    »Tut mir leid, Hasan, aber ich habe hier im Kernkraftwerk noch etwas zu tun.«
    »Machst du schon wieder Überstunden? Unser Treffen sollte dir doch eigentlich wichtiger sein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich kommen kann, Hasan, mal sehen. Grüß auf jeden Fall die Kollegen von mir. Wenn ihr einen großen Knall hört, dann werde ich wohl nicht mehr vorbeikommen.
    Und jetzt muss ich Schluss machen. Ich habe noch viel zu tun.«
    »Herr Engin, ich bringe die beiden Döner, die Sie bestellt haben, öffnen Sie bitte die Tür«, höre ich eine Stimme aus dem Flur.
    Ich schaue nur kurz durch die Panzerglastür und erschrecke mich fürchterlich.
    »Für wie blöde haltet ihr mich eigentlich?« schimpfe ich wütend, »seit wann arbeitet denn Arnold Schwarzenegger in Hakkis Dönerladen? Ich habe nur zwei einfache Döner mit Knoblauch bestellt und nicht Mister Universum mit dicken Muskeln! Da könnt ihr mir ja gleich einen Scharfschützen mit Knarre reinschicken! Pass mal auf, du Gorilla, du gehst jetzt wieder brav in dein Fitnesscenter, aber die beiden Döne r gibst du vorher dem Magazinbullen. Nur von dem Werkzeugmeister lass’ ich mir das Essen bringen. Aber der muss sich vorher bis auf die Unterhosen ausziehen.
    Ohne was zu sagen, dreht Arnold sich um und steigt die Treppen wieder hinunter. Auf solch billige Tricks falle ich nun wirklich nicht rein! So einen Muskelprotz würde ich nicht mal unter normalen Umständen als Pizzaboten in die Wohnung lassen. Einen gewalttätigen Überfall gäb’s dann auf jeden Fall.
    Wenn der Riesenkerl nicht uns überfiele, dann würde ihn Eminanim überfallen. Sie steht auf Hormondepots, die laufen können.
    Nach einer Weile steht der halbnackte Werkzeugmeister vor der Glastür. Ich überzeuge mich, dass er wirklich ganz allein gekommen ist, und lasse ihn rein.
    In Unterhosen humpelt er in die Kommandozentrale. Oh, ist das peinlich!
    Ich wusste, dass der Magazinbulle humpelt - wie alle Magazinbullen -, aber dass er ein Holzbein hat, konnte ich nicht ahnen.
    »Verzeihung, dass ich Sie bis hier oben hin bemüht habe«, entschuldige ich mich, »aber es ist nun mal so, dass ich keinem von diesen Burschen da draußen vertrauen kann.« Und ihn zu trösten, sage ich auch noch: »Die Unterhose steht Ihnen aber gut. Die Farbe passt zu Ihrem Holzbein.«
    »Danke für Ihr Kompliment. Hier haben Sie Ihr Essen, ich will jetzt wieder runter. Ich habe keine Lust, mir hier oben den Arsch abzufrieren.«
    »Aber tun Sie doch nicht so, Herr Werkzeugmeister, hier in der Zentrale ist es doch schön warm. Nehmen Sie Platz und lassen Sie sich eine Portion Döner schmecken. Was glauben Sie wohl, warum ich zwei Portionen auf einmal bestellt habe? Ich kenn’ mich aus, ich habe genug Krimis gesehen. Sie machen jetzt Pause und essen schön diesen Döner auf. Ich habe denen oft genug gesagt, dass sie mit mir keine Tricks machen können.«
    »Eigentlich bin ich ja Vegetarier, Herr Engin. Soll ich wirklich Teile von diesem armen Tier essen?«
    »Armes Tier, sagen Sie? Wenn das Tier wüsste, was ich seit einer Woche so alles durchmache, dann wäre es echt froh, Döner geworden zu sein. Das Rind wurde doch nur geschlachtet, ihm wurde das Fell über die Ohren gezogen, es wurde zerstückelt, aufgespießt und danach gegrillt. Aber um zu erzählen, was für schreckliche Sachen ich diese Woche erlebt habe, müsste man einen dicken Horror-Roman schreiben!« Der Werkzeugmeister öffnet langsam das Paket und fängt an, laut und genüsslich zu schmatzen.
    »Oh, das überrascht mich aber jetzt. Das schmeckt ja wirklich gut, Herr Engin. Von welchem Laden haben Sie sich das noch mal liefern lassen?«
    »Nichts liegen lassen! Ihre Portion essen Sie ganz auf!«
    »Aber gerne. In der Soße ist viel Knoblauch, das ist wohl das Geheimnis.«
    Gierig verschlingt er den letzten Bissen und leckt sich danach die Finger.
    »Ich wusste gar nicht, dass ich so einen Hunger hatte, Herr Engin, soll ich die andere Portion auch antesten?«
    »Nein, danke, Sie können jetzt wieder runtergehen.«
    »Aber vielleicht haben die Polizisten gerade in diesen Döner was rein getan. Die sagten was von Zyankali oder so...«
    »Nein, das ist mein Döner, den kriegen Sie nicht! Sie haben Ihre Hälfte schon bekommen. Außerdem sind Sie doch Vegetarier! Bitte
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