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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi
Autoren: Osman Engin
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mache. Pass mal auf, Junge, du gibst mir jetzt endlich meine Dynamitstangen wieder zurück, dann kannst du Feierabend machen und kriegst trotzdem den vollen Tageslohn. Ich entschuldige mich auch für meine Grobheiten, war nicht persönlich gemeint.«
    »Chef, nicht böse sein, aber ich brauche die Stangen noch, ist auch nicht persönlich gemeint«, rufe ich selbstbewusst in den Hörer. »aber Sie können mir trotzdem einen Gefallen tun. Ich habe nämlich inzwischen einen Bärenhunger. Seien Sie so lieb, und bestellen Sie mir ein Döner-Kebap. Mit viel Reis und Salat, und das Fleisch soll schön knusprig sein. Am besten aus dem Imbiss gegenüber von Halle 4. Der Hakki hat den besten Döner in der Stadt. Und mit viel, viel Knoblauch, hier kann meine Frau ja nicht meckern.«
    »Willst du auch Tzaziki drauf haben? Oööh, ich .... ich meine, sag mal ehrlich, was willst du mit dieser ganzen Nummer eigentlich erreichen? Komm, Junge, hör auf mit dem Blödsinn!
    Deinetwegen kriegen wir hier alle einen Mordsärger. Sogar die Polizei ist schon da. Was soll das überhaupt bringen?«
    »Zwei Döner! »
    »Zwei was?«

    »Ich will zwei Döner haben. Von einem werde ich garantiert nicht satt.«
    »Junge, machst du etwa diesen ganzen Zirkus mit meinen Dynamitstangen nur, um dich mal wieder satt zu essen? Du kriegst eine Woche lang von mir Döner ausgegeben, wenn du mit dem Scheiß hier aufhörst!«
    »Ich werde es euch allen zeigen!«
    »Na, klar, du wirst das gesamte Gebäude mit deinem Knoblauch verseuchen. Auch eine bemerkenswerte Leistung!«
    »Aber das meine ich doch gar nicht. So was habe ich in Halle 4 in jeder Mittagspause geschafft. Chef, Sie sind genauso zynisch wie meine Frau. Die nimmt mich auch nie ernst. Jetzt habe ich wirklich keine Lust mehr, mit Ihnen zu reden. Wehe, ich bekomme nicht bald meine Döner«, sage ich und haue genervt den Telefonhörer auf die Gabel.
    Ich versuche, einen der vielen Fernsehmonitore auf der riesigen Bedienungskonsole anzumachen. Ich bin gespannt, wie viele Fernsehsender in den Nachrichten bereits über meine tollkühne Tat berichten. Mögliche rweise senden einige sogar live vom Tatort. Aber keinen einzigen der zahllosen Fernseher bekomme ich angeschaltet. Die Hundesöhne müssen da unten die Hauptsicherung für die Fernseher rausgedreht haben. Die gönnen es mir nicht, meinen grandiosen Erfolg zu genießen.
    Wahrscheinlich ist jetzt das ganze Land im Aufruhr. Durch mich sind sie alle mit der atomaren Katastrophe konfrontiert worden.
    Ich laufe an die riesengroße Fensterfront, um die Situation draußen zu analysieren. Im gleichen Moment lasse ich mich wie ein Sack auf den harten Betonboden fallen! Scharfschützen! Da draußen wimmelt es jetzt sicherlich von Scharfschützen! Die Mistkerle warten nur darauf, dass ich mich am Fenster zeige.
    Die knallen mich ab wie ein Wildschwein, ohne mit der Wimper zu zucken. Bei einem Wildschwein hätten diese Kerle sicherlich mehr Bedenken. Aber bei mir? Nur ein toter Asylbewerber ist ein guter Asylbewerber!
    In dem Moment klingelt das Telefon erneut. Ich krieche auf allen Vieren hinüber, um keine Zielscheibe abzugeben.
    »Herr Engin, hier spricht Polizeiobermeister Krüger...«
    »Zieht sofort die Scharfschützen ab! Glaubt ihr, ich wüsste nicht, dass ihr nur darauf lauert, mich von hinten zu erschießen?
    Aber vorher jage ich den ganzen Laden hoch!« »Aber Herr Engin, wie kommen Sie denn auf Scharfschützen? Ich bin ganz allein mit dem Fahrrad da. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich jemanden am Telefon habe, der mit Ihnen reden will. Ich habe die ganze Zeit versucht, Ihre Ehefrau zu erreichen, aber die ist leider nicht auffindbar.«
    »Osman, du elender Versager! Du Penner! Du Schandfleck der ganzen Sippschaft! Du Nichtsnutz von einem Schwiegersohn«, höre ich meine Schwiegermutter auf türkisch toben, »bereits vom ersten Tag an hast du nur Unglück über unsere Familie gebracht. Warum habe ich meinem kleinen, hübschen Mädchen nur erlaubt, dass sie dich Volltrottel heiratet? Hoffentlich schieben sie dich bald ab! Hörst du, ich will dich nie wieder sehen!« Prima, dann hat sich die ganze Aktion ja jetzt schon rentiert, denke ich mir.
    »So viele Ingenieure, Bankiers und Ärzte wollten sie damals haben ... », jammert sie weiter.
    »Ingenieure, Bankiers und Ärzte? Bei uns im Dorf? Wir hatten doch nur diesen 80jährigen Tierarzt, und der war in Wirklichkeit unser Dorffrisör.«
    »Viele Lehrer, viele Fabrikanten und Millionäre wollten meine
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