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Kanada

Kanada

Titel: Kanada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Änderung des ursprünglichen Ablaufs brachte meinen Vater in eine heikle Lage. Er mochte zwar die Rolle des Mittelsmanns, weil sie ihn kompetent aussehen (und sich kompetent fühlen) ließ, und typischerweise empfand er sie auch nicht als heikel – bis es zu spät war. Aber der neue Ablauf brachte mit sich, dass die Indianer einen Tag lang oder länger nicht mehr im Besitz des Fleisches waren, das sie unter großen Risiken gestohlen, geschlachtet, nach Great Falls gebracht und mehr oder weniger offen sichtbar geliefert hatten – nachdem sie sich schon in Gefahr begeben hatten, indem sie mit einem Wagen voller Rindfleisch, das nicht ihnen gehörte, quer durch die Stadt fuhren, und das zu einer Zeit, als die Polizei von Great Falls liebend gern ohne jeglichen Grund Indianer verhaftete und überdies jeden Schwarzen grundsätzlich im Auge behielt, schließlich sorgten die da unten im Süden dauernd für Ärger. Und als Gegenleistung für diese Risiken konnten die Indianer das Geld nicht mal sofort entgegennehmen, auf das sie einen absolut berechtigten Anspruch hatten – 100 Dollar pro Rinderhälfte (Rind war damals billig). Sie mussten, was aus ihrer Sicht noch gefährlicher war, irgendwo in der Stadt auffällig auf meinen Vater warten, dem sie nicht ganz trauten, um ihr Geld zu bekommen. Zuvor hatten sie der Air Force vertraut, weil einer von ihnen mal bei den Fliegern gewesen war – Indianer neigten ohnehin dazu, dem Staat zu vertrauen, dass er sich schon um sie kümmern würde, weil es bisher immer so gewesen war. In der Hinsicht unterschieden sie sich gar nicht so sehr von unserem Vater.
    Das Gefährliche an dem neuen Arrangement – das mein Vater im Glauben entwickelt hatte, es würde allen Beteiligten gefallen – war, dass er zwischen zwei Parteien stand, die beide kriminell waren und einander nicht trauten und nicht mochten, er jedoch hatte beschlossen, ihnen zu trauen, ja, sie zu mögen. Schlimmer noch, jedes Mal, wenn Rindfleisch geliefert wurde, war er sofort Leuten Geld schuldig, deren Schuldner (oder Gläubiger) niemand sein wollte, denn diese Indianer waren bekanntermaßen gewalttätig. Zwei von ihnen, stand später in der Tribune , waren Mörder, ein weiterer war als Kidnapper aktenkundig. Alle drei hatten mehr als die Hälfte ihres Lebens im Gefängnis von Deer Lodge verbracht. Aus dem Abstand vieler Jahre betrachtet ist das ein lächerliches System, das im Grunde kein einziges Mal hätte funktionieren dürfen. Es funktionierte aber zunächst und ist letztlich kein bisschen lächerlicher als ein Banküberfall.
    Eines Tages Mitte Juli stand mein Vater morgens auf und teilte uns mit, er wolle Richtung Norden und Havre nach Box Elder, Montana, fahren, um ein Stück erstklassiges Ranchland zu inspizieren, das seine Firma mit großem Profit zu verkaufen hoffe. Meine Schwester und ich sollten mitfahren, er meinte, wir seien unser Leben lang Air-Force-Gören gewesen, wir wüssten gar nichts davon, wo wir lebten, und seien sowieso Stubenhocker. Unsere Mutter könne abgesehen davon einen ruhigen Morgen allein zu Haus gut gebrauchen.
    Wir fuhren also mit dem weiß-roten Bel Air über den Highway 87 nach Norden, durch die aufgeheizten, kurz vor der Reife stehenden Weizenfelder Richtung Havre, das etwa 150 Kilometer entfernt lag. Die Highwood Mountains, östlich von Great Falls, lagen in unbestimmter Entfernung auf unserer Rechten, blau und dunstig und geheimnisvoller, als sie sonst im Vergleich zur Stadt wirkten. Nach einer Stunde durchquerten wir Fort Benton, wo unter dem Highway der Missouri durchfloss – derselbe schimmernde Fluss, den wir von den Fenstern unserer Schule aus erblickten. Er sah hier kleiner und ruhiger aus, unterwegs entlang an Kreide- und Granitklippen gen Osten, wo er (das wusste ich schon) auf den Yellowstone und den White und den Vermillion und den Platte und schließlich, an der Grenze zu Illinois, den Mississippi treffen würde. Der Highway führte bergab und durch ein Bachtal, dann wieder hoch auf eine Ebene mit weiterem Ackerland und anderen blaugetönten Bergen vor uns – langgezogener und niedriger als die Highwoods, aber ebenso dunstig und bewaldet und fremdartig aussehend. Das, verkündete mein Vater energisch, seien die Bear’s Paws. Sie lägen in dem Indianerreservat Rocky Boy, dort lebten Indianer, denen aber eigentlich nichts gehöre, was auch nicht nötig sei, weil die Regierung sich um alles kümmere, und so richtig fähige Landbesitzer seien sie sowieso nicht. Er

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