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Kampf um die neue Republik

Kampf um die neue Republik

Titel: Kampf um die neue Republik
Autoren: Peter & Carey Schweighofer
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wie dieser als passiver Luftfilter diente. Eine doppelte Schicht zwischen den zwei Kacheln brachte das Paket auf die erforderliche Dicke. Dann umwickelte sie das Ganze mit einem durchsichtigen Schal aus ihrem persönlichen Besitz, damit es zusammenhielt. Fertig. Das Objekt sah nicht im Entferntesten wie eine Datenkassette aus, aber es hatte die richtige Form und das richtige Gewicht. Mit etwas Ablenkung und Geschick und vielleicht noch mit einer kleinen Portion Glück müsste es funktionieren.
    Sie suchte in ihrer Hüfttasche nach einer Zigarre, die sie für solche Gelegenheiten stets dabeihatte. Sie zündete sie an und steckte sie zwischen zwei Finger ihrer rechten Hand, dann ergriff sie ihr Glas mit den Fingerspitzen derselben Hand. Sie verbarg die Attrappe der Datenkassette in der linken Hand, so gut es ging, und schließlich öffnete sie die Tür und kehrte in den Hauptraum der Bar zurück.
    Der Junge hatte sich in den paar Minuten ihrer Abwesenheit nicht von der Stelle gerührt, und auch die Kontaktperson, auf die er offensichtlich wartete, war noch nicht aufgetaucht. Mit schwankendem Gang setzte sie sich in Bewegung und schob sich durch die Menge zu ihrem Tisch, doch in Wirklichkeit steuerte sie auf die Lücke hinter dem Jungen zu. Sie wich einem betrunkenen Barrckli aus, warf einem unrasierten Nerf-Hirten einen warnenden Blick zu, weil er den Eindruck machte, er könnte sich falsche Vorstellungen machen, was Moranda betraf, und schließlich stand sie hinter dem Jungen.
    Als wäre sie plötzlich angerempelt worden, stieß sie mit einem heftigen Ruck gegen die Rückenlehne seines Stuhls, wobei der Inhalt ihres Glases über die brennende Zigarrenspitze auf seine Jacke schwappte.
    Das alkoholische Getränk entzündete sich mit einem dumpfen Wusch zu einem wunderbaren kleinen Feuerball.
    »Passen Sie auf!«, keuchte Moranda, ließ Glas und Zigarre fallen und griff über seine rechte Schulter nach dem Tischtuch. Sie riss es an sich, wodurch Gläser und Besteck in alle Richtungen davonflogen, und warf es auf die Flammen, die über den Rücken seiner Jacke tanzten. Gleichzeitig zog sie mit den Fingerspitzen ihrer linken Hand an seinem Revers. Er reagierte instinktiv, indem er den linken Arm nach hinten bog, wodurch sie den nötigen Spielraum erhielt, ihm das brennende Kleidungsstück über die Schulter zu ziehen.
    Und während sie hektisch mit dem Tischtuch auf die bereits erlöschenden Flammen einschlug, schlüpfte ihre linke Hand in die Innentasche seiner Jacke, nahm die Datenkassette heraus und ließ dafür die Attrappe zurück.
    »Es tut mir so Leid«, wiederholte sie ständig im Tonfall größter Verlegenheit. Sie schlug ihm weiterhin das Tischtuch auf die Schultern, obwohl das Feuer längst ausgegangen war. Gleichzeitig steckte sie die Beute hinter ihrem Datenblock in die Hüfttasche. »Bitte verzeihen Sie meine Ungeschicklichkeit! Ich bin mit dem Fuß umgeknickt und. ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Ja, alles in Ordnung, kein Problem«, brummte der Junge. Er drehte den Kopf nach hinten und griff nach dem Tischtuch. »Jetzt ist es aus, nicht wahr?«
    »Ja, sicher«, sagte sie und schlug ihm noch ein letztes Mal auf den Rücken, bevor sie sich von ihm das zusammengeknüllte Tuch aus der Hand nehmen ließ. »Es tut mir aufrichtig Leid. Darf ich Ihnen einen Drink ausgeben?«
    »Nein, vergessen Sies«, sagte er und wehrte sie mit einer Handbewegung ab. Gleichzeitig versuchte er, sich etwas weiter herumzudrehen. Um sie genauer betrachten zu können? »Gehen Sie einfach, und lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Klar, natürlich«, sagte Moranda und tat, als wollte sie ihm helfen, die Jacke wieder zurechtzurücken - damit sie aus seinem Gesichtsfeld verschwand. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er mit einer Hand nach der Innentasche griff, die Attrappe ertastete und sich - offensichtlich zufrieden -zurückzog. »Es tut mir wirklich Leid.«
    »Gehen Sie endlich«, wiederholte er mit leichter Verärgerung in der Stimme. Es schien ihm ganz und gar nicht zu gefallen, dass er so sehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt war.
    »Ja, klar.« Moranda ging links an ihm vorbei, und als er den Kopf reckte und noch einmal versuchte, ihr Gesicht zu sehen, kehrte sie ihm den Rücken zu und verschwand in der Menge.
    Sie erreichte ihren Tisch, aber sie setzte sich nicht. Der Kunde des Jungen konnte jeden Augenblick eintreffen, und sie wollte sich auf keinen Fall in der Nähe aufhalten, wenn er triumphierend die Attrappe einer
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