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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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verbergen! Aber Sie, Professor, setzen sich endlich, das lange Stehen ist nicht gut für Ihr Bein. So, ich bin immer für Gemütlichkeit.« Sie beschaute sich rundum ihre Mannen, ob ein jeder so ausgerichtet war, wie sie es im Augenblick für richtig hielt, und nickte der angstvollen Gertraude zu. »Ich meine, Sie sollten eine Schreibmaschine holen, es wird wohl was zu tippen sein. Der Herr Schwede sieht so aus, als möchte er die Wahrheit sagen.«
    »Alte Hexe, was mischen Sie sich hier ein?« zischte Peter Schlamm sie an.
    Lächelnd tippte die den Kleinen vor die Stirn und sagte harmlos, als wäre sie die Rundfunk-Märchentante: »Alte Hexe will ich nicht gehört haben, Sie lächerlicher Zwerg. Kann mir denken, daß es Ihnen unangenehm ist, daß wir hier über Sie gründlich Bescheid wissen. Ein gemeiner Verbrecher sind Sie und nichts anderes.« Das rattenähnliche Gesicht Peter Schlamms wurde noch bleicher, aber er schwieg, und befriedigt strich Schirin durch die Luft - der Schurke war am Boden zerstört. Sie setzte sich richtig gemütlich wieder auf ihren Platz, nahm die Strickerei auf und fand, dies sei ein interessanter Vormittag. Ohne von ihrer Arbeit aufzusehen, sagte sie: »Peter Schlamm, Sie sehen jetzt genauso jämmerlich aus wie damals, als man Sie in München zu einer Gefängnisstrafe verdonnerte, weil Sie Fälschungen von Antiquitäten hergestellt und dann auch noch ein wenig gestohlen hatten, mein Lieber. Möchte wissen, was alles Sie Ihrem Freund Einar Thorsen vorgelogen haben, denn der scheint von Ihrer glorreichen Vergangenheit noch nicht viel zu wissen.«
    Einar stand wie gefesselt da, starrte Schirin an, dann den sogenannten Freund, der vor seinem zornigen Blick weichlich und feige die Augen schloß. Einar schlug sich mit der Faust gegen die Stirn und sagte erregt: »Das habe ich nicht gewußt! Das nicht! Sie müssen mir das glauben, Achim, das wußte ich nicht. Ich vertraute ihm bisher und handelte, wie er es wollte.« Dann schien Einar zu überlegen, trat an den Tisch, auf welchen Gertraude die kleine Schreibmaschine gestellt hatte, und winkte ihr beinahe gebieterisch zu: »Spannen Sie einen Bogen ein, ich will alles bekennen, was notwendig ist. Das - das habe ich doch nicht gewußt!« setzte er noch mal leiser hinzu.
    Gespannt sahen ihn nun alle an, nur der Kleine blickte zu Boden.
    »Sie wollen also diese häßliche Szene erledigen, Einar?« fragte Achim ihn. »Kommen Sie endlich zur Vernunft und sehen ein,
    daß Sie nicht noch mehr Böses auf sich laden sollten?«
    »Das habe ich nicht gewußt - mehr kann ich zu meinem Verhalten nicht sagen. Es wird Ihnen allen verständlich werden, wenn ich berichte, wie alles von Anfang an, als ich damals zu Ihnen kam und mich für die Reise anbot, abgelaufen ist.« Fast verwandelt erschien Einar bei diesen Worten.
    Gertraude saß vor der Maschine und mühte sich, ruhig zu sein. Sie hatte erkannt, daß Achim durch die Aufregung weit über seine Kräfte gegangen war. In dieser Stunde war sie sich aber selbst klargeworden, daß sie Achim liebte, der jetzt müde und abgespannt neben dem Tisch saß, auf welchen sie die Maschine gestellt hatte. Sie spannte zwei Bogen mit Durchschlagpapier ein, als wäre sie wirklich nichts anderes als eine Sekretärin, und wartete, was dieser erschreckende Mensch ihr ansagen wollte.
    Einar ging zunächst schnell auf Peter Schlamm zu, und ehe Kuno nur etwas dagegen tun konnte, verabreichte der kräftige Mensch dem Kleinen einen Kinnhaken, daß er lautlos zusammensank. »Liegenlassen, den dreckigen Kerl!« befahl er Kuno, der Peter Schlamm aufheben wollte. Er kümmerte sich nicht mehr darum und stand wieder neben Gertraude. »Schreiben Sie, damit ich es hinter mir habe. Ich mache es so kurz wie möglich. Peter Schlamm suchte mich einmal in Stockholm in meinem Arbeitsraum im Museum auf, und es begann damit eine Art Freundschaft zwischen ihm und mir. Er verstand sehr viel von meinem Spezialgebiet, und eines Tages unterbreitete er mir einen Plan. Ich gestehe, daß ich unter seinem Einfluß stand. Der Plan war also, daß ich mich an Professor Bergemann wenden und meine Begleitung für seine bevorstehende Reise anbieten solle. Er händigte mir sehr korrekte Skizzen aus, die sich mit dem Gebiet der verschollenen Mayas in Mexiko befaßten. Der genaue Weg zu einer bestimmten Tempelruine war eingezeichnet, die Stelle, wo man die Lianen abreißen sollte, ebenso, wie hoch man klettern müßte und einen Schacht finden würde. In diesem
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