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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals
Autoren: Anne Hampson
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nur hoffen, dass er arm genug ist, um sich mit etwas Geld von seinem Vorhaben abbringen zu lassen."
    „Wovon redest du? Was für ein Vorhaben? Nun sag doch endlich, was du weißt", forderte Sir Edwin sie auf.
    Und Julie erzählte ihm von der Forderung, die Doneus Lucian durch die angebliche Wahrsagerin hatte ausrichten lassen: Entweder sie, Julie, würde zu ihm nach Griechenland reisen und ihn heiraten, oder er würde zu Alastairs Hochzeit nach England kommen. „Und zwar", beendete sie ihren Bericht, „um ihn vor aller Welt zu kompromittieren."
    „Aber das kann er doch nicht ernsthaft vorhaben?"
    „Nach allem, was er mir hat ausrichten lassen, kann nicht der geringste Zweifel daran bestehen."
    In dem eichengetäfelten Raum herrschte plötzlich eine bedrückende Stille. Nach einiger Zeit erhob sich Sir Edwin und ging nachdenklich auf und ab. Ihm war anzusehen, wie erschüttert er war. Aber schließlich hing von Alastairs Heirat nicht nur dessen persönliches Glück, sondern das der gesamten Familie Veitrovers ab. So ungern er es sich eingestand, aber ohne das Vermögen der Braut sähe es schlecht aus für Belcliffe House.
    „Aber was hätte er davon, wenn er das tun würde?"
    „Genugtuung für das, was Alastair ihm angetan hat", erklärte ihm seine Nichte.
    „Wie kommst du dazu, so über deinen Cousin zu sprechen?" protestierte Sir Edwin.
    „Weil er ein Schuft ist. Ein mieser Schuft!"
    Traurig und schockiert zugleich streckte Sir Edwin die Hände nach seiner Nichte aus.
    „Julie, mein Liebes, ich kann gut verstehen, dass dich das alles durcheinander gebracht hat. Das Beste wird sein, ich schalte die Polizei ein. Die soll sich um den Kerl kümmern, falls er wirklich auf die Idee kommt, zu Alastairs Hochzeit anzureisen. Und jetzt lass uns in den Garten gehen. Etwas frische Luft wird uns beiden gut tun."
    Julie wusste nicht, was stärker war: die Verachtung für ihren Onkel oder die Wut auf ihren Cousin. Sir Edwin war immer wie ein Vater für sie gewesen und Alastair wie ein Bruder. Und Belcliffe House hatte ihr eine Zuflucht bedeutet, ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit, zu dem sie immer zurückkehren könnte, was auch geschehen mochte.
    Aber mit einem Schlag war die heile Welt, in der sie bislang zu leben geglaubt hatte, zusammengebrochen, und erstmals fühlte sie sich einsam und allein und als das Waisenkind, das sie war.
    Weil sie keine Anstalten machte, ihn zu begleiten, ging ihr Onkel schließlich allein zur Terrassentür hinaus und in den Garten. Julie blieb in seinem Arbeitszimmer zurück. Sie stand am Schreibtisch und grübelte über das, was die Griechin ihr erzählt hatte.
    Dieses unerfahrene und einfache Mädchen hatte sich vom guten Aussehen und Reichtum des Erben von Belcliffe House blenden lassen. Als sie merkte, dass Alastair nur auf ein Abenteuer aus gewesen war, war es zu spät gewesen. Ihr Schicksal war besiegelt, die strengen moralischen Gesetze ihrer Heimat ließen nichts anderes zu.
    Deswegen wollte sie einen letzten Anlauf unternehmen, Alastair davon zu überzeugen, dass er sie nach allem, was zwischen ihnen gewesen war, heiraten musste, und passte ihn auf seinem täglichen Ausritt ab. Aber Alastair dachte überhaupt nicht daran, ihr zuzuhören. Nicht einmal vom Pferd wollte er absteigen. Stattdessen gab er ihm die Sporen und zog heftig an den Zügeln. Vor Schreck begann das Pferd zu steigen und schlug mit den Vorderbeinen um sich. Nach wenigen Augenblicken hatte Alastair das Tier zwar wieder unter Kontrolle, aber da war es schon passiert.
    Am nächsten Tag tauchte Doneus in Belcliffe House auf, um sich Alastair vorzuknöpfen. Sir Edwin fing ihn ab, und um ihn zu beruhigen, führte er ihn in den Garten. Dort sah Doneus Julie, die gerade am Teich spielte. Als er erfuhr, dass dieses kleine Mädchen Alastairs Cousine war, fiel ihm spontan ein wahrhaft teuflischer Plan ein: An ihrem neunzehnten Geburtstag hatte ihn seine Verlobte verlassen. Und auf die, wie er es empfand, gerechte Rache würde er nur um den Preis verzichten, dass dieses kleine Mädchen, das ihm zufällig begegnet war, an ihrem neunzehnten Geburtstag seine Frau würde, um ihm den Verlust der Verlobten zu ersetzen.
    Beim Abendessen wunderte sich Alastair über die bedrückte Stimmung. „Ihr habt euch doch nicht etwa gestritten?" fragte er und sah abwechselnd Julie und seinen Vater an.
    Julie wich einer Antwort wohlweislich aus, aber ihr Onkel fasste sich ein Herz und berichtete Alastair, was vorgefallen war.
    Alastair
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