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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals
Autoren: Anne Hampson
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‚verkauft' hast", platzte Julie heraus.
    Ihre Wortwahl ließ Sir Edwin zusammenzucken. „Was ist das für eine Redensart, Kindchen? Und jetzt sag mir endlich, woher du davon weißt!"
    Julie musste heftig schlucken. Sie liebte ihren Onkel von ganzem Herzen, aber plötzlich empfand sie so etwas wie Verachtung für ihn, weil er es nicht für nötig erachtete, ihr endlich reinen Wein einzuschenken.
    „Wichtig ist allein, dass ich es weiß", entgegnete sie barsch. „Und ich weiß, dass du diesem Doneus vor zehn Jahren versprochen hast, mich an meinem neunzehnten Geburtstag auf eine entlegene griechische Insel namens Kalymnos zu schicken und mich mit ihm zu verheiraten. Nicht begriffen habe ich allerdings, warum ich nur von September bis März, also sieben Monate im Jahr bei ihm bleiben soll." Denn davon hatte die Frau nichts erzählt.
    „Weil er in den anderen fünf Monaten des Jahres vor der afrikanischen Küste seinem Beruf nachgeht. Er ist nämlich Schwammtaucher."
    „Und weil er in dieser Zeit keine Verwendung für mich hat, darf ich solange nach Hause fahren? Das hast du dir ja fein ausgedacht!"
    Sir Edwin ließ eine Faust auf den Schreibtisch donnern. Nachdem er sich von dem Schock einigermaßen erholt hatte, gewann jetzt die Wut auf seine Nichte die Oberhand.
    „Kannst du mir mal verraten, warum ich das tun sollte?"
    Für einen Moment verschlug es Julie die Sprache. Sie war es nicht gewohnt, dass ihr Onkel in diesem Ton mit ihr sprach. Aber dann fasste sie sich ein Herz. „Damit er niemandem erzählt, dass Alastair seine Verlobte auf dem Gewissen hat."
    „Ich verbiete dir, über meinen Sohn zu sprechen, als wäre erein Mörder!"
    „Genau dafür scheint dieser Doneus ihn zu halten."
    „Und du glaubst wirklich, ich hätte ihm deswegen deine Hand versprochen? Und selbst wenn, heißt das doch noch lange nicht, dass ich mich an mein Versprechen auch halten wollte." Er legte eine Pause ein. Julie wartete ungeduldig, bis er endlich weitersprach: „Der Mann war doch völlig außer sich. Anders konnte ich ihn nicht besänftigen."
    „Immerhin hatte er gerade seine Verlobte verloren", meinte sie verständnisvoll.
    „Die ganze Geschichte bricht mir heute noch das Herz", sagte Sir Edwin leise. „Die beiden waren nach England gekommen, weil die Großmutter des Mädchens, die seit Jahren hier lebte, im Sterben lag. Es waren einfache Leute, ohne jegliche Bildung. Ich habe das Mädchen zwar nie gesehen, aber Alastair hat mir erzählt, wie schäbig sie gekleidet war. Trotz allem muss sie sehr schön gewesen sein. Kein zufällig hat Alastair sie kennen gelernt. Die beiden waren jung und unbekümmert und das Mädchen einer kleinen Affäre offensichtlich nicht abgeneigt."
    „Das glaubst du doch selbst nicht", fuhr Julie ihren Onkel an. „Sie hat Alastair geliebt und geglaubt, er wolle sie heiraten! Nur deshalb hat sie sich mit ihm eingelassen. Aber Alastair dachte nicht im Traum daran, sie zur Frau zu nehmen. Er wollte nur seinen Spaß.
    Und als hätte er nicht schon genug Unheil angerichtet, hat er sie mit seinem Pferd auch noch zu Tode getrampelt."
    „Es war ganz allein ihre Schuld. Sie hat es doch geradezu darauf angelegt!"
    widersprach ihr Onkel heftig.
    „Nicht nach allem, was ich weiß. Und selbst wenn es so war. Warum hat sie es dann getan? Doch nur, weil Alastair sie in eine ausweglose Situation gebracht hatte." Vor Wut ballte Julie die Hände zu Fäusten. „Ihren Verlobten hatte sie verlassen, und ihr Liebhaber hat sie verstoßen. Dabei hätte er doch wissen müssen, dass eine junge griechische Frau für alle Zeiten entehrt ist, wenn so etwas wie zwischen Alastair und ihr geschieht."
    „Ich will endlich wissen, wer dir das alles erzählt hat!" Der alte Mann wirkte plötzlich erschöpft, und seine Stimme klang eher flehend als befehlend.
    „Eine Griechin, die sich als Wahrsagerin ausgegeben hat", sagte Julie. „Doneus hat sie nach England geschickt mit dem Auftrag, mit mir in Kontakt zu treten. Und als sie von der Gartenparty bei Mrs. Leighton-Forbes erfahren hat, da wusste sie, dass alle jungen adligen Frauen der gesamten Gegend anwesend sein würden. Irgendwie hat sie es geschafft, sich einzuschmuggeln."
    „Und sie behauptet wirklich, Doneus habe sie geschickt? Aber woher soll der Mann das viele Geld für die weite Reise haben?"
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was so ein Schwammtaucher verdient." Julie unterbrach sich und blickte verlegen zu Boden. Dann gab sie sich einen Ruck. „Wir können
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