Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals
Autoren: Anne Hampson
Vom Netzwerk:
und als sie zehn Minuten später das Zelt verließ, war sie ziemlich ratlos. Draußen schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Ohne sich noch einmal umzusehen, ging Julie zu ihren Freundinnen, die schon ungeduldig warteten.
    „Ihr hattet völlig Recht, sie versteht wirklich nichts von ihrem Beruf", sagte sie, hütete sich jedoch, etwas zu verraten. Und obwohl sie bedrückt war, versuchte sie zu lächeln.
    Die drei mischten sich wieder unter die anderen Gäste, aber Julie war in Gedanken noch immer bei dem, was ihr die Wahrsagerin eben vorausgesagt hatte.
    „Und ich hatte so gehofft, sie würde mir etwas über meine Zukunft mit Alastair erzählen", sagte Lavinia enttäuscht.
    „Du solltest lieber ein bisschen vorsichtiger sein, Lavinia", warnte Julie ihre Freundin.
    „Sonst wirst du am Ende noch bitter enttäuscht."
    „Aber doch nicht von Alastair", entgegnete Lavinia voller Überzeugung. „Er liebt mich viel zu sehr, als dass er mir je wehtun könnte!"
    Julie kniff die Augen zusammen, und einen Moment lang schien es, als wollte sie ihrer Freundin widersprechen. Aber dann verbeugte sie sich doch nur höflich vor Lady Swinton-Cromley, die in diesem Augenblick an ihnen vorbeiging.
    „Und was hat sie dir erzählt?" wollte Cheryl endlich wissen. Ihr war nicht entgangen, dass Julie seit dem Besuch im Zelt ziemlich blass aussah. „Hat sie was über Edward gesagt?"
    „Nur am Rande", log Julie. Und bevor eine der beiden Freundinnen genauer nachfragen konnte, fügte sie hinzu: „Eigentlich war es ziemlich lächerlich. Wie gesagt, sie versteht ihr Handwerk nicht besonders gut."
    Lavinia gab sich mit der Antwort zufrieden, nur Cheryl war anzusehen, wie gern sie Genaueres gewusst hätte. Aber in einem Ton, der keine weiteren Nachfragen duldete, beendete Julie die Diskussion. „Man darf den Hokuspokus wirklich nicht ernst nehmen."
    Als sie am Nachmittag nach Hause kam, saß Sir Edwin in seinem Arbeitszimmer.
    Julie trat ein, ohne anzuklopfen. Überrascht blickte ihr Onkel von seinem Schreibtisch auf.
    Sein Blick fiel auf seine junge Nichte, die von ihren aristokratischen Vorfahren nicht nur die klassischen Merkmale der Familie wie die zarte Haut und die ungewöhnliche Schönheit geerbt hatte, sondern auch eine gewisse Zurückhaltung und Kühle, die bisweilen wie Überheblichkeit und Mangel an Mitgefühl wirken konnten.
    Er liebte sie fast abgöttisch, und oft hatte Julie sich nach den Gründen dafür gefragt.
    Aber sie konnte ja auch nicht wissen, wie sehr er heimlich ihre Mutter, die Frau seines Bruders, geliebt hatte.
    Julie war auf der Schwelle stehen geblieben und machte keinerlei Anstalten, etwas zu sagen. Dabei war ihr anzusehen, dass ihr irgendetwas auf der Seele brannte. „Hast du etwas auf dem Herzen, mein Schatz?" fragte Sir Edwin besorgt.
    Langsam ging sie auf den Schreibtisch zu, an dem ihr Onkel in einem Ledersessel saß.
    Dabei blickte sie ihn an, als wäre er ein Fremder und nicht derjenige, bei dem sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgewachsen war und den sie liebte wie ihren eigenen Vater.
    Edwin Veitrovers war zwar schon sechzig Jahre alt, dank seines vollen braunen Haares und seiner immer noch sportlichen Figur wirkte er jedoch wesentlich jünger. In der einen seiner makellos gepflegten Hände hielt er einen goldenen Füllfederhalter, die andere ruhte auf der Sessellehne.
    „Wer ist Aidoneus Lucian?" fragte Julie unvermittelt.
    Sir Edwin legte den Stift aus der Hand und sah sie mit sorgenvoller Miene an.
    „Aidoneus? Muss ich den kennen?"
    Julies eiskalter Blick ließ ihn frösteln. „Das solltest du. Schließlich hast du ihm vor zehn Jahren meine Hand versprochen."
    Eine gespenstische Stille setzte ein. Sir Edwins Gesichtsausdruck verriet, wie schockiert er war. „Aidoneus", begann er schließlich, „ist der griechische Gott der Unterwelt, besser bekannt unter dem Namen Hades. Eines Tages hat er Persephone, die Tochter Demeters, in sein Reich entführt, damit sie ihm in den düsteren Monaten des Jahres Gesellschaft leistete."
    Er befeuchtete sich die Lippen, die plötzlich ganz trocken waren. Aber dann hellte sich seine Miene unvermittelt wieder auf. „Seit wann interessierst du dich für griechische Mythologie?"
    Julie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Du brauchst gar nicht zu versuchen, mich zum Narren zu halten, Onkel Edwin. Ich weiß alles."
    „Und woher?" wollte er wissen. „Nur Doneus, wie er sich nennt, Alastair und ich wissen doch, dass ..."
    „Dass du mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher