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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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fragte. Sie öffnete die Tür zum Extrazimmer und drehte das Licht auf. Wenn das möglich war, roch es hier noch etwas strenger als im Rest des Lokals. Soweit ich sehen konnte, gab es kein Fenster.
    »Denken Sie nichts Falsches, aber da ist noch etwas, das ich Sie fragen möchte: Gibt es eine Möglichkeit, das Gespräch mitzuverfolgen, ohne dass man gesehen wird?«
    Ihre Augen wurden groß. »Sind Sie etwa Detektivin?«, sagte sie mit Hochachtung in der Stimme. »Ich verschlinge Detektivromane, diese Hefte, Sie wissen schon. Die sind nicht so lang wie Bücher.«
    »Ich bin Journalistin, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wenn Sie schweigen, werden Sie bald alles erfahren.« Das war der richtige Ton. Sie nickte bedeutungsschwer.
    »Es gibt eine Möglichkeit, theoretisch. Sehen Sie dort?« Sie deutete auf ein Stück wellige, groß geblümte Tapete. »Dahinter ist ein Fenster, das in einen Lüftungsschacht geht, Sie wissen schon, in einen winzigen Innenhof. Wir haben das Ganze lebensmittelpolizeilich zumachen müssen. Aber wir haben es nur mit Tapete überklebt, damit wir hie und da lüften können. Wenn man den äußeren Fensterflügel aufmacht, er geht nach außen auf, und den inneren nur anlehnt, dann kann man sicher alles hören. Vielleicht kann man sogar etwas sehen, wenn die Tapete nicht ganz blickdicht ist. Ich weiß es nicht.«
    »Ist der Raum immer frei?«
    »Übermorgen Abend haben wir eine Weihnachtsfeier. Morgen ist er frei. Wann brauchen Sie ihn denn?«
    »Ich weiß es noch nicht genau. In den nächsten Tagen, noch vor Weihnachten.«
    »Morgen ist der Senioren-Schachklub da. Aber die gehen immer schon gegen sechs.«
    »Und: Sie halten dicht?«
    Die Kellnerin nickte eifrig. Unser Gespräch schien das Aufregendste zu sein, was ihr in letzter Zeit passiert war.
    »Was glaubst du: War Heller am Fleischbetrug beteiligt?«, fragte ich Grete.
    Sie dachte nach und sagte dann langsam: »Gut möglich. An sich hätte ich ihn für zu feige gehalten, aber wenn es sich ergibt … Jedenfalls hat er Geld gebraucht, um angeben zu können. Schließlich hat er nur aufpassen müssen, dass im Ultrakauf niemand etwas mitbekommt und dass alle ruhig bleiben. Karin ist aber dann doch etwas aufgefallen. Aber warum hat sie nichts davon erzählt?«
    »Sie hat mir von der schlechten Fleischqualität erzählt, schon im Krankenhaus. Aber sie schien die Sache zumindest damals nicht so wichtig zu nehmen. Einfach ein Grund mehr zur Beschwerde, das war es.«
    »Aber wenn Heller bei dem Betrug dabei war, warum ist sie erst verschwunden, als er schon tot war?«, warf Vesna ein.
    »Weil sie alle Mitwisser beseitigen wollten? Ich weiß nicht.« Grete schüttelte zweifelnd den Kopf. »Es wäre fürchterlich, wenn sie Karin … Ich meine, ich kann es mir einfach nicht vorstellen.«
    Ich nickte. Vesna hatte einen Berg kalter Cevapcici und ihre Spezialsenfsauce mitgebracht. Ich nahm mir noch etwas. Meine Abneigung gegen Fleisch hatte sich offenkundig gelegt. Oder war bloß der Hunger groß genug? Ich hatte heute außer einer Käsesemmel in der Redaktion noch nichts zu essen bekommen. Heller war für den Fleischbetrug sehr nützlich gewesen, wenn er aber nützlich war und sie ihn trotzdem umgebracht hatten …
    »Es kommt nur davon, weil Karin sich überall einmischt. Immer hat sie den Mund aufgemacht«, redete Grete weiter.
    Karin hatte Heller im Wissen gedroht, dass er den Stapel Cognac-Kisten auf sie gekippt hatte. Ich war mir beinahe sicher, dass sie ihn damals noch nicht mit dem Fleischbetrug in Verbindung gebracht hatte. Es ging um seine Rolle als Personalchef.
    »Karin hat mir erzählt, dass sie mit Heller immer wieder Auseinandersetzungen gehabt hat. Stimmt das, Grete?«
    Sie überlegte keinen Augenblick. »Natürlich, ich war einmal durch Zufall sogar mit dabei, sie hat ihm immer wieder die Hölle heiß gemacht.«
    »Mit welchen Worten?«
    »Ich weiß nicht … Sie hat ihm eben Dampf gemacht, gesagt, dass sie alles weiß, was läuft, und dass er das nicht mehr machen kann. Aber vergiss nicht: Er war es, der sie angegriffen hat.«
    »Wann war das?«
    Grete zögerte. »Das ist noch nicht so lange her, es war kurz nach dem Überfall. Deswegen war ich ja auch mit dabei, Karin wollte mir damals helfen und ist so mit Heller aneinander geraten.«
    »Also noch bevor sie unter den Cognacstapel gekommen ist?«
    »Ja, vielleicht ein paar Tage vorher.«
    Ich versuchte meine kleinen grauen Zellen zu einem neuen Muster zu ordnen. »Sie kommt also
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