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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut
Autoren: Andreas Franz
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Reitlehrerin Sonja Kaufmann und deren Mann Achim unterhielt. Nach einer Weile gesellte sich Werner Malkow, der Ehemann von Helena, zu ihnen, hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Wange, auf den sie kaum zu reagieren schien, wechselte ein paar scheinbar belanglose Worte mit ihr und kam dann zu den Mädchen herüber.
    »Hallo«, sagte er mit jovialem Lächeln, ein groß gewachsener, schlanker Mann Anfang vierzig, mit noch vollem dunklen Haar und einem solariumgebräunten Gesicht. Er hatte ein grünes Polohemdvon Lacoste und eine beige Sommerhose an. Sein Blick wanderte von einem Mädchen zum andern und schien sie dabei, obwohl er immer nur für den Bruchteil einer Sekunde bei einer blieb, sehr eindringlich zu mustern. Er hatte sehr gepflegte Hände mit langen Fingern, am linken Handgelenk blitzte eine schlichte, aber teure Uhr, doch außer dieser Uhr und seinem Ehering trug er keinen Schmuck.
    »Na, gut erholt aus Frankreich zurück? Meine Frau erzählte jedenfalls, ihr hättet euch bestens amüsiert. Und das Wetter soll auch vom Feinsten gewesen sein«, sagte er mit sonorer Stimme, die sicher manche Frau verrückt machte.
    »Hm.« Miriam Tschierke lächelte zurückhaltend und senkte sofort den Blick, als Werner Malkow sie direkt ansah. Katrin Laube hingegen zog die Mundwinkel ein klein wenig nach unten. Sie konnte ihn nicht sonderlich leiden, ihr kam es jedes Mal so vor, als würde er sie und auch die anderen Mädchen mit den Augen ausziehen, mit seinem stechenden Blick aus den stahlblauen Augen ihr förmlich die Kleider vom Leib reißen. Und es ging sogar das Gerücht, er habe irgendwann einmal ein Verhältnis mit einem Mädchen ihres Alters gehabt, mit welchem, wusste sie jedoch nicht. Es war wie gesagt nur ein Gerücht, doch wenn er wie jetzt vor ihr stand und sie musterte, glaubte sie vorbehaltlos, was die andern hinter vorgehaltener Hand tuschelten. Andererseits sagte sich Katrin, solange er sich nicht an sie heranmachte, konnte es ihr egal sein, ob das Gerücht der Wahrheit entsprach oder nicht.
    »Sehr begeistert klingt das aber nicht, oder? Na, ich denke, es war ein Erlebnis für jede von euch. Wann bekommt man schon einmal diese phantastische Landschaft und vor allem diese außergewöhnlichen Pferde zu sehen. Ich war schon ein paarmal dort und … Ach was, Hauptsache, es hat euch gefallen. Einen schönen Abend noch, und passt auf euch auf.«
    Miriam, Selina und Katrin sahen sich nur an und warteten, bis Werner Malkow außer Hörweite war, dann sagte Selina mit abfällig heruntergezogenen Mundwinkeln: »Schleimer.«
    »Der ist halt so, wir haben doch mit ihm zum Glück nichts zu tun«, entgegnete Katrin gelassen, während Miriam gar nichts sagte, sondern Werner Malkow nur mit seltsamem Blick hinterhersah.
    »Trotzdem, wenn ich mir bloß vorstelle, dass er mich anfasst …« Selina schüttelte sich. »Nee, der ist einfach nicht mein Fall. Er stresst nur.«
    »Und wer ist dein Fall?«, fragte Katrin spitzbübisch grinsend und lehnte sich ans Gatter. »Thomas vielleicht?«
    »Spinnst du? Der holt sich doch jedes Mal einen runter, wenn er mit einer von uns nur gesprochen hat. Der tickt nicht ganz sauber. Aber irgendwie tut er mir auch Leid. Er ist halt total verklemmt …«
    »Oder schwul«, bemerkte Miriam trocken, woraufhin die andern beiden lachen mussten. »Aber so übel ist sein Vater nun auch wieder nicht. Er ist halt anders.«
    »Ich lass jedem seine Meinung«, sagte Katrin schulterzuckend. »Aber du bist doch hoffentlich nicht verknallt in ihn, oder?«
    »Quatsch«, entgegnete Miriam mit hochrotem Kopf.
    »Und wieso wirst du dann rot? Du bist doch in ihn verknallt. Wenn ich da was merke!«, sagte sie mit erhobenem Zeigefinger und einem noch breiteren Grinsen.
    »Leck mich.«
    »Hört jetzt auf«, mischte sich Selina ein und schlug mit einem Mal moderatere Töne an. »Er ist zwar ein Schleimer, aber …«
    »Und was ist mit Achim? Ist der vielleicht dein Fall?«, bohrte Katrin weiter.
    »Geht so. Aber er sieht heute wieder spitzenmäßig aus«, sagte Selina mit schmachtender Stimme und sah zu ihm hinüber, und als ob er es spürte, wandte er seinen Kopf in die Richtung der Mädchen und nickte ihnen freundlich lächelnd zu.
    »Er ist einfach süß«, bestätigte Miriam mit gespielt verträumter Miene. »Warum gibt’s solche Männer eigentlich nicht für uns? Ich meine, er sieht überirdisch aus, hat Kohle ohne Ende und …«
    »Ja, ja, am liebsten du mit ihm ganz allein, und dann erzählst du ihm all deine
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