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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut
Autoren: Andreas Franz
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    »Klonen, man müsste ihn klonen. Dann könnte jede von uns ein Exemplar von ihm haben.«
    »Miriam, du bist und bleibst eine Träumerin! Das machen die vielleicht in fünfzig oder sechzig Jahren, wenn wir alt und grau sind und keinen Mann mehr brauchen«, sagte Selina. Und an Katrin gewandt: »Und du hältst dich in Zukunft bitte ein bisschen mehr zurück, das war eben oberpeinlich.«
    »Darf ich keinen Spaß mehr machen? Na ja, was soll’s«, seufzte Katrin und grinste schon wieder. »Für uns fällt irgendwann auch noch was Gescheites ab.« Und nach einer kleinen Denkpause: »Hast du eigentlich wieder einen Freund? Ich meine, was macht …?« Sie wechselte urplötzlich das Thema, ließ die Frage aber unvollendet und sah Selina nur prüfend an.
    Selina zögerte mit der Antwort, blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. »Es ist aus und vorbei. Und außerdem, was soll ich mit einem Freund? Ich hätte gar keine Zeit für einen. Jungs wollen immer nur das eine. Und das ist genau das, was ich nicht will. Zumindest noch nicht. Und du?«
    »Ich hatte mal einen«, meinte Katrin, die körperlich reifste der drei. »Aber das war vor einem Jahr und hat bloß einen Monat gedauert. Der Idiot wollte mit mir nur ins Bett. Wenn mein Vater das rausgekriegt hätte, der hätte mich umgebracht …«
    »Und, habt ihr’s gemacht?«, fragte Miriam neugierig.
    »Das würdest du wohl gerne wissen. Wer weiß, vielleicht, vielleicht auch nicht«, erwiderte Katrin mit vielsagendem Lächeln.»Ich werd’s euch jedenfalls nicht auf die Nase binden. Was ist, wollen wir noch ein bisschen rübergehen und was trinken?« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des Restaurants. »Achim ist eben reingegangen.«
    »Von mir aus«, sagte Miriam, und Selina stimmte ebenfalls zu.
    Es war einundzwanzig Uhr, das Restaurant war wie immer um diese Zeit gut gefüllt, aber sie fanden noch einen freien Tisch und bestellten sich jede eine Cola. Achim Kaufmann und Werner Malkow, die eine enge Freundschaft verband, saßen an der Bar, Andreas Gerber kam kurz darauf herein, klopfte beiden freundschaftlich auf die Schulter und setzte sich zu ihnen. Sie tranken Bier, Achim Kaufmann zündete sich einen Zigarillo an. Das Stimmengewirr war zu laut, als dass die Mädchen verstehen konnten, über was die Männer sich unterhielten. Achim Kaufmann verließ schon nach einer halben Stunde das Restaurant, wenig später gefolgt von Andreas Gerber und Werner Malkow. Dessen Sohn Thomas steckte den Kopf durch die Tür, erblickte seine Mutter und kam zu ihr an den Tisch. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, sie schüttelte den Kopf und warf ihm einen scharfen Blick zu, woraufhin Thomas knallrot wurde und mit gesenkten Schultern mehr hinausschlich als -ging.
    Die Mädchen beobachteten die Szene. Sie fragten sich schon lange nicht mehr, weshalb die Männer nur selten mit ihren Frauen an einem Tisch saßen, genauso wenig, warum Thomas so unglaublich verklemmt war und sich trotz seiner neunzehn Jahre in mancher Hinsicht noch wie ein kleiner Junge benahm. Und sie fragten sich auch nicht mehr, warum er so häufig die Mädchen und jungen Frauen lüstern ansah, wenn er sich unbeobachtet wähnte. Aber die meisten wussten mittlerweile, dass er ein verkappter Spanner war, doch er war harmlos, viel zu schüchtern, er traute sich nicht einmal, eine von ihnen anzusprechen, geschweige denn, einer direkt in die Augen zu schauen. Im Prinzip bedauerten sie ihn, gingen ihm aber aus dem Weg, sofern dies auf dem Hof möglich war.
    Sie unterhielten sich eine weitere halbe Stunde, bis Selina zur Uhr blickte und meinte: »Sorry, aber ich muss jetzt wirklich los. Ich hab meinen Eltern versprochen, spätestens um zehn zu Hause zu sein. Jetzt wird’s doch wieder später. Wir sehen uns dann morgen.«
    »Wir können doch mitkommen«, sagte Miriam.
    »Ach was, ich muss mich unheimlich beeilen, meine Eltern stehen auf Pünktlichkeit.«
    »Na gut, wie du willst. Dann bis morgen. Und pass auf dich auf, würde der alte Malkow jetzt sagen«, meinte Katrin grinsend. »Und wenn er mit dir allein wäre, würde er über dich herfallen und seine glitschigen Hände …«
    Selina winkte nur genervt ab und verließ das Restaurant, nicht ohne sich vorher von Helena Malkow, Emily Gerber und Sonja Kaufmann, die gerade aufgegessen hatten, zu verabschieden und ihnen eine gute Nacht zu wünschen. Ein letzter Blick in den Stall, sie ging noch einmal zu ihrem Pferd Chopin, einem Hannoveraner, den sie vor drei Jahren zum
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