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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut
Autoren: Andreas Franz
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Polizei in Hattersheim an.
    »Hier Peter Kautz. Was muss ich tun, um meine Tochter als vermisst zu melden?« Seine Stimme war gefasst, obwohl ihm hundeelend war. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Am besten bei uns vorbeikommen. Seit wann vermissen Sie Ihre Tochter?«
    »Sie hat uns gesagt, sie würde die Nacht über bei einer Freundin bleiben, und wollte heute Morgen um neun zu Hause sein, weil sie einen Zahnarzttermin hatte. Aber keine der Freundinnen, die wir kennen, wissen etwas von einer Verabredung mit ihr. Selina ist an sich ein sehr zuverlässiges Mädchen.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Fünfzehn.«
    »Und wann wurde sie zuletzt gesehen?«
    »Sie hat um kurz nach zehn gestern Abend den Reitsportverein in Eddersheim verlassen, um nach Hause zu fahren. Hat sie zumindestihren Freundinnen dort erzählt. Das ist etwas, das meine Frau und mich stutzig macht. Wir haben ehrlich gesagt schreckliche Angst, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.«
    »Gut, dann kommen Sie bitte so schnell wie möglich her, und bringen Sie ein Foto Ihrer Tochter mit.«
    »Wir sind in zehn Minuten da.« Peter Kautz gab seiner Frau, die das Gespräch mitgehört hatte, mit der Hand ein Zeichen. Er bat die neunjährige Anna, auf den achtzehn Monate alten Elias aufzupassen, sie seien bestimmt nicht länger als eine Stunde weg.
    »Meinst du, dass Selina etwas passiert ist?«, fragte Anna mit ängstlicher Stimme.
    »Keine Ahnung«, sagte Peter Kautz und versuchte ein Lächeln, wobei er ihr sanft über das blonde Haar strich. »Nein«, verbesserte er sich schnell und rang sich erneut ein Lächeln ab, »ihr ist bestimmt nichts passiert. Sie hat wahrscheinlich nur die Zeit vergessen. Du kennst das doch von dir selbst. Mach dir keine Sorgen, wir werden sie schon finden. Und sollte sie zwischenzeitlich heimkommen, dann soll sie mich bitte sofort auf dem Handy anrufen. Und pass gut auf Elias auf.«
    Das ungute Gefühl wurde immer stärker, die kalte Faust rumorte immer wilder in seinen Eingeweiden, die quälende Ungewissheit zermürbte ihn.

Donnerstag, 15.25 Uhr
    Polizeirevier Hattersheim.
    Zwei uniformierte Beamte hielten sich in dem Zimmer im ersten Stock des erst wenige Jahre alten Gebäudes auf. Einer der Männer, den Peter Kautz auf Mitte bis Ende fünfzig schätzte, erhob sich und reichte erst Helga Kautz, dann ihrem Mann die Hand und wies auf zwei Stühle.
    »Bitte nehmen Sie Platz, ich werde die Anzeige gleich aufnehmen. Haben Sie das Foto Ihrer Tochter dabei?« Nachdem PeterKautz es ihm überreicht hatte, setzte er sich an seinen Computer, startete das Programm und begann routinemäßig das Protokoll einzutippen, während der andere Beamte den Raum verließ. Er stellte kurze und knappe Fragen, wann und wo genau Selina geboren war und so weiter, Fragen, die allesamt von Peter Kautz beantwortet wurden.
    Als er die Daten gespeichert hatte, drehte er sich um und sagte mit freundlicher Stimme und fast gütigem Blick, als könnte er sich in die Lage der Eltern versetzen: »So, und jetzt erzählen Sie mir etwas mehr über Ihre Tochter. Kam es in der Vergangenheit schon einmal oder sogar öfter vor, dass sie einfach so weggeblieben ist?«
    »Nein, sie hat grundsätzlich Bescheid gesagt«, entgegnete Peter Kautz nervös, kaum dass der Beamte es ausgesprochen hatte. Er stand auf und ging ruhelos im Raum umher, den Blick zu Boden gerichtet. »Wir wussten bis jetzt immer, wo sie ist.« Mit einem Mal blieb er stehen, sah den Beamten an und schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, Selina ist eine exzellente Schülerin. Sie hat das vergangene Schuljahr als Klassenbeste abgeschlossen. Die Lehrer haben sogar überlegt, sie eine Klasse überspringen zu lassen.«
    Der Beamte lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und sah die verzweifelten Eltern an. »Was ist mit Alkohol, Drogen? Es tut mir Leid, aber ich muss Ihnen diese Frage stellen.«
    »Nein, Selina hat nie in ihrem Leben irgendwas davon angerührt. Sie hasste jegliche Form von Drogen, Alkohol eingeschlossen.«
    »Aber sie hat Ihnen gestern gesagt, sie würde die Nacht über bei einer Freundin bleiben. Doch keine ihrer Freundinnen weiß irgendetwas davon. Das ist schon seltsam. Könnte es unter Umständen sein, dass sie … Ich meine, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber könnte die Möglichkeit bestehen, dass sie ausgerissen ist?«
    Peter Kautz stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, sah den Beamten mit glühenden Augen an, schlug mit einer Hand auf den Tisch und
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