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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
Autoren: Quentin Bates
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Blick zu. Er saß in einem tiefen Sessel und war in eine Decke gehüllt.
    »Du musst mir unbedingt den Rest der Geschichte erzählen, Bjarki«, sagte Gunna in sanftem Ton und nahm neben ihm Platz. Besorgt registrierte sie, wie elend er aussah. Unruhig knetete er seine Finger. »Was geschah wirklich bei eurem Treffen am Abend vor Svanas Tod?«
    »Wir haben gestritten«, antwortete Bjarki schließlich. »Es war nicht besonders schön.«
    Er schwieg wieder und blickte auf seine Finger hinunter, die vor der dunklen Wolldecke sehr blass wirkten. »Svana wollte die Vereinbarung beenden. Jónas und Bjartmar war es egal.«
    »Was geschah bei dem Treffen?«, hakte Gunna nach.
    »Wir hatten alle diese Drohungen und Forderungen erhalten. Ich weiß nicht, woher der Erpresser wusste, wer wir waren. Aber für mich und für Hallur war es am schlimmsten. Wir hatten beide so viel zu verlieren, vor allem Hallur mit seiner Karriere im Parlament, die gerade erst begonnen hatte.«
    Seine Hände zitterten. »Du kannst bestimmt nicht verstehen, wie quälend das alles war. Jónas Valur ist ein harter Mann. Er sagte, es wäre ihm egal, wenn alles an die Öffentlichkeit dringt, aber wenn wir uns Sorgen machten, sollten wir etwas dagegen tun. Er rief Bjartmar in den Vereinigten Staaten an und teilte ihm genau das mit, was er auch uns gesagt hatte – nämlich, dass es unser Problem sei, meins und Hallurs. Jónas Valur ist geschieden. Bjartmar und seine Frau hatten sich ohnehin auseinandergelebt. Es ist eine Schande, seine Frau ist ganz reizend.« Er schwieg wieder und griff nach einem Glas Wasser. Mit zitternden Händen hob er es an die Lippen und trank.
    »Also sagte Jónas Valur, es wäre euer Problem – deins und Hallurs?«
    »Ja. Das war alles.«
    »Was habt ihr daraufhin beschlossen?«
    Ein Ausdruck des Unbehagens huschte über Bjarkis Gesicht. Gunna fragte sich, ob er wohl wieder zu weinen beginnen würde.
    »Hallur sagte, er würde mit Svana reden.«
    »Um eine Einigung zu erzielen?«
    »Ja«, flüsterte er. »Hallur dachte, die Geldforderungen stammten von Svana und einem Journalisten, der bei ihr herumgeschnüffelt hatte, wie er sagte. Ich antwortete ihm, dass ich das nicht glaubte.«
    »Wann war das?«, fragte Gunna, doch Bjarki schien ihr gar nicht zuzuhören.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte er unvermittelt.
    »Wen, Hallur? Wann hast du ihn gesehen?«
    Bjarki schluckte, und seine Augen wurden feucht.
    »An dem Tag, an dem sie starb«, murmelte er mühsam. »Ich war an dem Vormittag dort. Ich bin nie über Nacht bei Svana geblieben. Wir haben uns meistens tagsüber getroffen. Oft habe ich sie vormittags für ein paar Stunden besucht, wenn es für mich am leichtesten war, mich aus dem Büro zu stehlen. Wir haben dann immer zusammen gefrühstückt und dann …«
    »Und was war an dem Tag, an dem sie starb?«
    »Ich habe ihre Wohnung gegen elf verlassen. Sie lag noch im Bett und meinte, sie würde noch eine Stunde schlafen und danach ins Fitnessstudio gehen. Ich habe in der Bäckerei an der Ecke etwas zu essen gekauft, das ich ins Büro mitnehmen wollte. Dabei habe ich gesehen, wie Hallur in das Haus gegangen ist.«
    Sein Blick richtete sich auf etwas in weiter Ferne außerhalb des kleinen Zimmers.
    »Hat Hallur dir erzählt, was passiert ist?«
    Bjarki Steinsson kehrte ruckartig in die Realität zurück und sah Gunna verzweifelt an. »Er hat mir erzählt, dass sie sich gestritten haben. Svana hat geleugnet, irgendetwas mit den Erpressungsversuchen zu tun zu haben. Er hat gesagt, es war ein heftiger Streit … Mehr hat er nicht erzählt.«
    Seine Stimme wurde immer leiser, und er knetete immer noch nervös seine Hände. Der Arzt warf Gunna einen Blick zu und spitzte besorgt den Mund.
    »Was ist geschehen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich meine, ich bin mir nicht sicher. Aber Hallur kann manchmal schrecklich aufbrausend sein.« Er machte eine Pause. »Ich glaube, es war Hallur. Ich weiß, dass er es war. Er hat bestimmt die Beherrschung verloren und sie geschlagen, ohne zu wissen, was er tat.« Wieder verstummte er. Nach einigen Augenblicken begannen seine Schultern zu zucken, bis er schließlich tief Luft holte, sich zurücklehnte und an die Decke starrte.
    »Ich glaube, das reicht jetzt«, entschied der Arzt und drückte auf einen Knopf an der Wand, um eine Krankenschwester herbeizurufen.

***
    »Wie heißt du?«
    »Gunnhildur. Ich habe dich schon einige Male besucht. Erinnerst du dich?«
    Sie waren draußen im Garten des Krankenhauses
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