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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
Autoren: Quentin Bates
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zuerst eintreten konnten. Das Plätschern von Wasser war das Erste, was Gunna auffiel. Dampf drang durch den schmalen Spalt der Badezimmertür, es roch nach Schwefel.
    »Bjarki!«, rief Gunna. »Bist du dort drin?«
    Das Schlafzimmer war leer, die Bettdecke zurückgeworfen. Gunna atmete tief ein und schob die Badezimmertür ganz auf. Eine Dampfwolke drang heraus. Sie spähte in die Dampfschwaden. Die Deckenleuchte schaffte es kaum, den Nebel zu durchdringen. Gunna sah, dass die Dusche voll aufgedreht war, und erkannte einen dunklen Schatten in der Duschkabine. Bjarki hockte auf dem Boden und hatte sich an die Wand gelehnt.
    Nicht schon wieder, dachte sie und drehte sich zu Eiríkur um. »Ich denke, wir brauchen einen Rettungswagen. Kannst du anrufen?«, sagte sie und öffnete langsam die Tür der Dusche.
    Gunna sah auf die kauernde Gestalt hinunter und atmete erleichtert auf, als Bjarki Steinsson zu ihr aufblickte. Das Wasser strömte ihm durch die dünnen Haare und lief ihm über das Gesicht. Er sah elend aus – aber wenigstens lebte er.
    Sie bedeutete Eiríkur, einen Schritt zurückzutreten, bevor sie sich hinkauerte und Bjarki in die ausdruckslosen, geröteten Augen blickte.
    »Bjarki?«, sagte sie sanft. »Was ist passiert?«
    »Es ist einfach alles zu viel«, antwortete er tonlos.
    »Komm aus der Dusche, ja. Du bist lange genug drin gewesen.«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte er schließlich, nachdem er nachgedacht hatte. »Nichts spielt mehr eine Rolle.«
    Gunna stand auf. Sie beugte sich über ihn, um das kochend heiße Wasser abzustellen. Plötzlich trat Stille ein. Sie nahm ein dickes Handtuch vom Handtuchhalter, faltete es auseinander und hielt es ihm hin.
    »Alles wird gut«, sagte sie leise. »Komm, trockne dich erst einmal ab. Okay?«
    Er nickte stumm und kam unsicher auf die Beine. Jede Bewegung schien ihm Qualen zu bereiten. Gunna war überrascht, wie dünn seine Gliedmaßen waren, als er zitternd aus der Dusche trat. Sofort setzte er sich auf den geschlossenen Toilettendeckel, und seine Schultern sanken nach vorne. Dadurch wurde der blasse Bauch betont, der in Kontrast zum dünnen Rest seines Körpers stand. Sie legte ihm das Handtuch um die Schultern und nahm ein weiteres vom Handtuchhalter.
    »Sorg dafür, dass der Hotelmanager verschwindet, und mach ihm klar, dass er Stillschweigen bewahren soll«, forderte sie Eiríkur in sachlichem Ton auf, um den verzweifelten Mann vor ihr nicht aufzuschrecken. »Und zeig bitte den Rettungskräften den Weg, ja?«
    Eiríkur und der Hotelmanager verließen den Raum.
    »So, Bjarki. Jetzt sind alle weg. Steh bitte wieder auf.«
    Er gehorchte wie in Trance, und sie schlang ihm das zweite Handtuch um die Hüften, bevor sie ihn an der Hand nahm und ins Schlafzimmer führte. Dort setzte sie ihn ans Fußende des Bettes und hockte sich vor ihn.
    »Bjarki, erzähl mir, was geschehen ist. Hast du irgendwelche Tabletten oder etwas Ähnliches eingenommen?«
    Die Frage schien ihn wieder zu sich zu bringen.
    »Meine Güte, nein.«
    »Was war denn dann?«
    »Ich wollte nur weg. Weg von allem. Das wollte ich schon seit Jahren, einfach fortgehen.«
    »Wohin wolltest du denn?«
    »Zu dem Haus in Spanien.«
    »Du hast ein Haus in Spanien?«
    Bjarki nickte. »Niemand weiß etwas davon, nicht einmal die Hexe«, flüsterte er. »Bjartmar hat alles für mich geregelt und mir das Haus zu einem guten Preis besorgt. Ich wollte dorthinfliegen und nicht mehr zurückkommen.«
    »Was ist schiefgegangen?«
    »Ihr seid mir dazwischengekommen«, erwiderte er mit plötzlich aufflackernder Lebhaftigkeit. »Ihr habt mich gestern am Flughafen aufgehalten.«
    »Der Zoll hat dich aufgehalten, weil du das Land mit einer zu hohen Summe in einer ausländischen Währung verlassen wolltest. Das ist illegal«, erinnerte Gunna ihn.
    »Illegal, so ein Quatsch. Alle Bosse tun es. Wenn man nur die richtigen Leute kennt, kann man machen, was man will.«
    »Aber warum wolltest du ausgerechnet gestern weg? Was war der Auslöser, wenn du es schon so lange geplant hattest?«
    Bjarki schüttelte den Kopf. »Wir waren einige Male dort, Svana und ich. Niemand kannte uns. Es war perfekt. Dann starb sie.«
    Gunna spürte, dass jemand hinter ihr stand. Als sie sich umsah, entdeckte sie Eiríkur mit einem grün gekleideten Rettungssanitäter. Sie drehte sich wieder zu Bjarki Steinsson um, der anscheinend erneut in eine Art Dämmerzustand verfallen war.
    »Bitte, du kannst übernehmen«, sagte sie zu dem Sanitäter. »Pass
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