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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod
Autoren: Michael Connelly
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klar.«
    »Okay, das wusstest du also schon. Jedenfalls, der Streifenwagen hält neben dem Porsche an, und weil sie nirgendwo jemanden sehen, steigen die zwei Streifenpolizisten aus, und einer von ihnen findet den Toten. Er liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und hat zwei Löcher im Hinterkopf. Eine richtige Hinrichtung.«
    Bosch deutete mit dem Kopf auf die Beweismitteltüte mit dem Namensschild.
    »Und das ist der Mann, Stanley Kent?«
    »Sieht ganz so aus. Laut Namensschild und Brieftasche ist er Stanley Kent, zweiundvierzig Jahre alt, wohnhaft gleich um die Ecke im Arrowhead Drive. Wir ließen das Kennzeichen des Porsches durch den Computer laufen, er ist auf eine Firma zugelassen, die sich K and K Medical Physicists nennt. Gerade habe ich auch Kents Namen eingegeben, er hat eine weiße Weste. Ein paar Geschwindigkeitsübertretungen mit dem Porsche, mehr nicht. Es liegt nichts gegen ihn vor.«
    Bosch nickte, während er diese Informationen aufnahm.
    »Ich habe übrigens nichts dagegen, dass du mir den Fall abnimmst, Harry«, fuhr Edgar fort. »Einer meiner Partner ist diesen Monat die ganze Zeit im Gericht, den anderen habe ich am ersten Tatort gelassen, den wir heute hatten – drei Tote und ein viertes Opfer auf der Intensivstation des Queen of Angels.«
    Bosch erinnerte sich, dass in der Hollywood Division die Detectives des Morddezernats in Dreierteams arbeiteten und nicht in den üblichen Zweierpartnerschaften.
    »Besteht die Möglichkeit, dass der Dreifache hiermit was zu tun hat?«
    Bosch deutete auf die Techniker, die um den Toten auf dem Aussichtspunkt versammelt waren.
    »Nein, das war ein typischer Bandenkrieg«, sagte Edgar. »Aber das hier ist was völlig anderes, wenn du mich fragst, und ich bin echt froh, wenn du mir das abnimmst.«
    »Gut«, sagte Bosch. »Ich stelle dich frei, sobald ich kann. Hat schon jemand einen Blick in das Auto geworfen?«
    »Nicht richtig. Wir haben auf dich gewartet.«
    »Okay. War schon jemand im Haus des Opfers im Arrowhead?«
    »Ebenfalls negativ.«
    »Jemand bei den Nachbarn rumgefragt?«
    »Noch nicht. Wir haben uns erst den Tatort vorgenommen.«
    Offensichtlich hatte Edgar früh beschlossen, den Fall an die RHD weiterzureichen. Es ärgerte Bosch, dass nichts unternommen worden war, aber ihm war auch klar, dass es jetzt ihm und Ferras zukäme, ganz von vorn anzufangen, was ebenfalls seine Vorteile hatte. Es gab eine lange Liste von Fällen, die im Zuge der Übergabe von einer Division an ein Team aus dem Parker Center erheblich beschädigt oder von Grund auf verpfuscht worden waren.
    Er schaute auf den beleuchteten Aussichtspunkt und zählte insgesamt fünf Spurensicherungstechniker und Rechtsmediziner, die sich an der Leiche oder ihrer Umgebung zu schaffen machten.
    Dann wandte sich Bosch wieder Edgar zu. »Nachdem ihr euch den Tatort als Erstes vorgenommen habt – hat in der Umgebung der Leiche jemand nach Fußabdrücken Ausschau gehalten, bevor du die Techniker drangelassen hast?«
    Bosch gelang es nicht, den Ärger in seiner Stimme zu überspielen.
    »Harry«, sagte Edgar, in dessen Stimme nun Ärger über Boschs Ärger mitschwang, »auf diesem Aussichtspunkt trampeln Tag für Tag Hunderte von Leuten rum. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir hier bis Weihnachten nach Fußabdrücken suchen können. Ich glaube also nicht, dass wir das getan haben. Wir hatten eine Leiche an einem öffentlich zugänglichen Ort liegen und mussten an sie rankommen. Außerdem sieht es ganz nach einem Auftragsmord aus. Das heißt, Schuhe, Waffe, Auto, alles längst verschwunden.«
    Bosch nickte. Er wollte nicht weiter darauf herumreiten.
    »Okay«, sagte er ruhig. »Dann bist du wahrscheinlich aus dem Schneider.«
    Edgar nickte, und Bosch dachte, er könnte vielleicht Ärger kriegen.
    »Wie bereits gesagt, Harry, ich wusste ja nicht, dass du es wärst.«
    Anders ausgedrückt, für Harry hätte er es nicht verbockt, nur für jemand anderen von der RHD.
    »Klar«, sagte Bosch, »ich verstehe.«
    Nachdem Edgar gegangen war, kehrte Bosch zu seinem Auto zurück und holte das Maglite aus dem Kofferraum. Damit ging er zum Porsche, zog Handschuhe an und öffnete die Tür auf der Fahrerseite. Er beugte sich in den Wagen und schaute sich darin um. Auf dem Beifahrersitz lag ein Aktenkoffer. Er war nicht abgeschlossen und enthielt mehrere Ordner sowie einen Taschenrechner, Blöcke, Stifte und Papiere. Ohne den Koffer von seinem Platz zu entfernen, schloss Bosch ihn wieder. Der Umstand,
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