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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod
Autoren: Michael Connelly
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–, bevor er ihn unter dem gelben Tape durchließ. Bosch näherte sich dem Tatort. Zu beiden Seiten der Leiche, die in der Mitte des Aussichtspunkts lag, war eine Reihe tragbarer Scheinwerfer aufgestellt, in deren grellem Schein sich die Techniker der Spurensicherung und die Rechtsmediziner zu schaffen machten. Ein Mann mit einer Videokamera filmte den Tatort.
    »Harry, hier rüber.«
    Bosch drehte sich um und sah Detective Jerry Edgar an der Motorhaube einer Limousine lehnen. Er hatte einen Becher Kaffee in der Hand und schien nur zu warten. Als Bosch auf ihn zukam, löste er sich von dem Auto.
    Edgar war bei der Hollywood Division sein Partner gewesen. Bosch hatte damals ein Team des Morddezernats geleitet. Diesen Posten hatte jetzt Edgar.
    »Dass jemand von der RHD aufkreuzen würde, war mir klar«, sagte Edgar. »Aber dass du es sein würdest, hätte ich nicht erwartet, Mann.«
    »Tja.«
    »Übernimmst du das solo?«
    »Nein, mein Partner kommt nach.«
    »Dein neuer Partner, wie? Seit diesem Schlamassel letztes Jahr drüben in Echo Park habe ich nichts mehr von dir gehört.«
    »Mhm. Und was gibt es hier?«
    Bosch hatte keine Lust, mit Edgar über Echo Park zu reden. Übrigens auch mit sonst niemandem. Er wollte sich ganz auf den anstehenden Fall konzentrieren. Es war sein erster Außeneinsatz seit seiner Versetzung zu Homicide Special. Er wusste, dass eine Menge Leute jeden seiner Schritte beobachten würden. Und es waren nicht wenige darunter, die hofften, dass er scheitern würde.
    Edgar drehte sich zur Seite, sodass Bosch sehen konnte, was auf dem Kofferraum des Autos ausgebreitet lag. Bosch holte seine Brille aus der Tasche, setzte sie auf und beugte sich vor, um besser sehen zu können. Es gab nicht viel Licht, aber er konnte eine Reihe von Beweismitteltüten erkennen. Sie enthielten Gegenstände, die an der Leiche gefunden worden waren: Brieftasche, Schlüsselbund, ansteckbares Namensschild. Außerdem eine Geldspange mit einem dicken Packen Scheine und ein BlackBerry-Handy, das noch an war. Das blinkende grüne Licht signalisierte seine Bereitschaft, Gespräche zu übertragen, die sein Besitzer nicht mehr führen oder entgegennehmen würde.
    »Das hier habe ich gerade alles von den Rechtsmedizinern gekriegt«, sagte Edgar. »Vielleicht noch zehn Minuten, dann sind sie mit der Leiche fertig.«
    Bosch griff nach der Tüte mit dem Namensschild und hielt sie ins Licht. Der Ausweis war von der Saint Agatha’s Clinic for Women. Das Foto zeigte einen Mann mit dunklem Haar und dunklen Augen. Sein Name war mit Dr. Stanley Kent angegeben. Er lächelte in die Kamera. Bosch stellte fest, dass der Klinikausweis zugleich ein Generalschlüssel war, der abgeschlossene Türen öffnen konnte.
    »Hast du in letzter Zeit mal was von Kiz gehört?«, fragte Edgar.
    Diese Bemerkung bezog sich auf Boschs frühere Partnerin, die sich nach Echo Park auf einen Verwaltungsposten beim OCP hatte versetzen lassen.
    »Nur flüchtig. Aber es geht ihr gut.«
    Bosch wandte sich den anderen Beweismitteltüten zu und wollte das Gespräch von Kiz Rider auf den vorliegenden Fall lenken.
    »Fass doch mal kurz für mich zusammen, was du bisher alles hast, Jerry.«
    »Klar, gerne«, sagte Edgar. »Der Tote wurde vor etwa einer Stunde entdeckt. Wie du an den Schildern vorn an der Straße sehen kannst, ist es nach Einbruch der Dunkelheit nicht erlaubt, sich hier aufzuhalten oder zu parken. Die Hollywood Division schickt deshalb jede Nacht ein paarmal einen Streifenwagen vorbei, um irgendwelche schrägen Vögel zu verscheuchen. Damit die reichen Anwohner hier oben Ruhe geben. Angeblich ist das dort drüben das Haus von Madonna. Oder war es mal.«
    Er deutete auf eine weitläufige Villa etwa hundert Meter vom Aussichtspunkt entfernt. Sie hatte einen Turm, dessen Silhouette sich scharf gegen das Mondlicht abzeichnete. Die Außenwände der Villa waren wie eine toskanische Kirche in kräftigen Rost- und Ockertönen gestrichen. Sie lag auf einem Vorsprung, sodass man von allen Fenstern einen herrlichen Blick auf die Stadt hatte. Bosch stellte sich vor, wie die Sängerin vom Turm auf die ihr zu Füßen liegende Stadt hinabschaute.
    Bosch sah wieder seinen alten Partner an, um sich den Rest seiner Meldung anzuhören.
    »Als gegen elf ein Streifenwagen vorbeikommt, sieht er den Porsche mit offener Motorhaube auf dem Aussichtspunkt stehen.«
    »Aber diese Porsches haben den Motor alle hinten, Harry. Das heißt, der Kofferraum war offen.«
    »Schon
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