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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft
Autoren: Simone van Der Vlugt
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ja klar.« Einen Moment lang ist Nadine völlig verdattert, dann lacht sie. »Einverstanden. Gut, ich bringe es nächste Woche zur Post.«
    »Du kannst es mir auch mailen«, sagt Eelco. »Dann drucke ich es gleich am Montag im Büro aus. Meine Mailadresse hast du, sie steht auf der Karte.«
    »Im Prinzip ist das Buch fertig, aber ich will es noch mal gründlich durchlesen. Ich maile es dir so bald wie möglich.«
    »Fein, ich bin gespannt. War nett, dass du dich gemeldet hast, Nadine.«
    »Ja …«, sagt sie, verblüfft, dass er das Gespräch so abrupt beendet. »Noch etwas: Hast du jedem von uns deine Karte gegeben?« Gespannt wartet sie auf seine Antwort.
    »Nein«, sagt Eelco. »Froukje meinte, du hast Talent.
Und als ich dich dann gesehen hatte, gab es einen Grund mehr.«
    »Oh«, entfährt es Nadine. »Na gut, dann vielen Dank. Ich hoffe, du wirst nicht enttäuscht. Von meinem Buch, meine ich.«
    Eelco lacht, und sie stimmt mit ein. Nach ein paar Abschiedsworten legt Nadine auf.

7
    »Ich geh ins Schwimmbad«, verkündet Marielle. Sie trägt einen kurzen Jeansrock, ein bauchfreies Top und Flipflops. Die Sonnenbrille hat sie ins lange Haar geschoben.
    Das Wetter ist wieder sommerlich. Wie ein Schwamm hat die Wärme die morgendliche Kühle aufgesaugt.
    »Hast du denn schon gefrühstückt?«
    »Nein. Ich nehme mir was zu essen mit. Ich muss gleich los; wir wollen uns nämlich um halb zwölf treffen.«
    Marielle geht in die Küche und öffnet den Kühlschrank. Nadine folgt ihr und beginnt, die Spülmaschine auszuräumen.
    »Wer ist ›wir‹? Kenne ich die anderen?«, erkundigt sie sich beiläufig. Ganz gewöhnliche Fragen werden im Moment oft völlig falsch aufgefasst und lösen heftige Reaktionen aus.
    Heute jedoch nicht. Marielle trinkt einen Schluck Milch aus der Packung, schließt den Kühlschrank wieder und sagt: »Freunde von mir, du kennst sie nicht.«
    »Und woher kennst du sie?«

    »Weiß nicht, das hat sich so ergeben. Renate ist übrigens auch dabei, die kennst du ja.«
    Nadine sieht ein schwarzhaariges Mädchen mit Piercings in Nase, Lippen und Nabel vor sich.
    »Ach ja, Renate …«
    Marielle fixiert sie. »Warum sagst du das so abfällig?«
    »So war das nicht gemeint.«
    »Doch, diesen Ton hast du nämlich immer, wenn dir was nicht passt.« Marielles Blick hat etwas Vorwurfsvoll-Misstrauisches.
    Gelassen fährt Nadine damit fort, die Spülmaschine auszuräumen. »Ich habe Renate nur ein paar wenige Male gesehen und kenne sie kaum. Was sollte ich also gegen sie haben?«
    »Eben: Du kennst sie kaum! Aber trotzdem urteilst du über sie!«
    »Nun ja, mein erster Eindruck …« Falsch!, wird ihr sofort klar. Damit gibt sie ihrer Tochter nur noch mehr Munition.
    Doch Marielle überrascht sie.
    »Renate ist echt okay, Mam«, sagt sie, nun wieder ganz ruhig. »Sie gibt sich zwar cool, aber das ist nur Fassade. Wenn man sie näher kennt, merkt man, dass sie im Grunde ziemlich unsicher ist.«
    Diesen Eindruck hatte Nadine ganz und gar nicht, als sie Renate neulich in der Innenstadt mit einer Gruppe älterer Jungs lärmend herumziehen sah. Aber was kann sie schon machen? Sie hat keinen Einfluss mehr auf Marielles Freundeskreis, so wie früher,
als ihre Tochter noch fragte, ob eine Klassenkameradin oder ein Nachbarjunge zum Spielen kommen dürfte. Erziehen bedeutet nun einmal auch loslassen: Sie muss darauf vertrauen, dass ihre Bemühungen gefruchtet haben und Marielle ihren gesunden Menschenverstand benutzt.
    Aber das ist nicht einfach, bei all den Geschichten übers Komasaufen oder sogenannte »Loverboys«. Allein die Vorstellung, dass ihre Tochter sich mit Jungen abgibt, die Mädchen bloß als Sexualobjekte sehen, jagt Nadine einen Schauder über den Rücken.
    »Nimm dein Handy mit«, sagt sie nur.
    »Ich werd mich hüten! Das wird im Schwimmbad doch nur geklaut. Also, ich geh dann. Tschüs, Mam.« Mit einem angedeuteten Winken verlässt Marielle die Küche. Wenig später hört Nadine sie ihm Geräteschuppen rumoren, gleich darauf radelt sie davon.
    Mit verschränkten Armen steht sie am Fenster, sieht ihrer Tochter nach und überlegt, was sie heute unternehmen soll. Sie könnte sich in den Garten setzen und ihr Manuskript noch einmal gründlich durchlesen. Andererseits hat sie Lust, in die Stadt zu gehen, lesen kann sie auch noch am Abend.
    Sie nickt, wie um sich einen Ruck zu geben, und geht dann nach oben, um die Fenster zu schließen. Als sie in Marielles Zimmer steht, erklingt vom Schreibtisch her das
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