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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition)
Autoren: Hannes Sprado
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geschickt?«, fragte Packer. »Ihr seid Russen, richtig? Dein Deutsch ist fast perfekt, aber eben nur fast. Was wolltet ihr von der Frau?«
    »Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    »Deine Kameraden sind tot.«
    »Ich weiß.«
    »War es das wert?«
    »Das ist es nie. Immerhin … kriegen Choma und seine … Männer, was sie verdienen.«
    Seine Stimme stockte und wurde schwächer.
    »Er setzt sich ab«, erwiderte Packer. »Gibt es irgendetwas, was ich für dich tun kann? Ist da jemand, der wissen sollte, was mit dir passiert ist?«
    »Nein. Und was Choma angeht … weit kommt der nicht.«
    »Und das bedeutet?«
    »Zwei Kilo Cemex. Ich hab sie … sie sind in der Kabine, unter dem Sitz des Piloten … Choma will sich in die Karibik absetzen … auf die Bahamas. Der Zeitzünder ist auf vier Stunden … eingestellt … Sie sind über dem Atlantik, wenn …«
    Sein Atem hörte sich an wie eine alte Pumpe, die gurgelnd versuchte, eine überflutete Grube zu leeren.
    Unwillkürlich schaute Packer in den Himmel, dorthin, wo die Falcon in die Nacht hineinflog.
    Als er seinen Blick wieder Jerschow zuwandte, waren dessen Augen starr und weiß und standen weit offen. Packer drückte die Lider herunter und machte sich auf den Weg zum Verwaltungsgebäude.

119
    Zur Feier des Tages trug O. C. Riesenberg seinen schönsten Windsor-Anzug mit einem zum blauen Hemd passenden Einstecktuch. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, vom langen Warten war er müde und überreizt.
    Als Packer ihn angerufen hatte, um ihm zu sagen, dass Carolin gesund und in Sicherheit war, hatte er, zum Verdruss seiner atheistischen Frau, eine brennende Kerze ins Fenster gestellt und Gott in einem lauten Gebet für seinen Beistand gedankt. Anschließend tranken sie eine Flasche Champagner Bollinger Grande Année 2002.
    Es war halb zehn Uhr morgens, vor einer Minute hatte Frau Schröder ihm mitgeteilt, Packer und Carolin seien am Empfang eingetroffen und würden gleich oben sein.
    Riesenberg dirigierte seinen Rollstuhl zur Sitzecke in seinem Büro, wo seine Frau Aveline bereits auf dem großen Sofa saß und die Tür im Blick hatte.
    Sie holte einen Handspiegel aus ihrer Krokotasche und überprüfte ihr Make-up, offenbar stellte sie das Ergebnis zufrieden, denn sie verpasste lediglich ihren Lippen eine weitere Rotschicht, dann war sie so weit.
    »Hast du das Geld?«, fragte sie.
    »Natürlich, Phong hat es sich verdient, meinst du nicht?«
    Riesenberg zog einen prall gefüllten grauen Umschlag hinter seinem Rücken hervor und legte ihn auf seine Knie.
    120
    »Versuch, nett zu ihnen zu sein«, sagte Packer zu Carolin.
    Sie standen draußen vor Riesenbergs Büro. Carolin sah ihn an. Eine schwarze Lederjacke hing über seiner Schulter, reinschlüpfen konnte er nicht. Im Hamburger Hafenkrankenhaus hatten die Ärzte in der Notaufnahme seine Fleischwunde gesäubert, mit acht Stichen genäht und danach die Wunde mit dickem Mull verbunden.
    »Sie lieben dich, Carolin. Alle beide. Sie sind überglücklich, dich wieder gesund und lebend in ihre Arme schließen zu können. Vergiss das nie.«
    »Ich weiß«, erwiderte Carolin. »Sonst hätte ich ihnen niemals vergeben, was sie mit uns, mit dir gemacht haben. Damals. Es hat lange gedauert, Jahre und Jahre, bis ich damit leben konnte, und ganz geschafft habe ich es wohl immer noch nicht. Phong, wenn dies alles überstanden ist, glaubst du, wir könnten dann …«
    »Du gehst besser rein. Allein. Ich bin ziemlich miserabel in exzessiven Zuneigungsbekundungen.«
    »Das ist gelogen«, erwiderte sie, und ein feines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
    »Es sei denn«, fuhr er fort, »ich habe es mit einem außergewöhnlichen Geschöpf der weiblichen Spezies zu tun.«
    Carolin drückte seine Hand und öffnete die Tür.
    Frau Schröder sagte zu ihm: »Ich habe frischen Kaffee aufgebrüht, den besten von allen, ohne Firlefanz. Kein Cappuccino, kein Latte, kein Espresso. Echten Bremer Kaffee. Schwarz und stark. Wie wär’s?«
    Er machte es sich auf einem unbequemen Besucherstuhl vor Frau Schröders Schreibtisch bequem. Der Kaffee kam, und er war so gut, wie sie gesagt hatte, trotzdem wäre ihm ein dreifacher Espresso lieber gewesen.
    Während er an dem heißen Kaffee nippte, lief der Film der vergangenen Nacht vor seinem inneren Auge noch einmal ab.
    Kokina war mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden und inzwischen außer Lebensgefahr. Für die drei Männer, von denen niemand wusste, für wen sie gearbeitet
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