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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition)
Autoren: Hannes Sprado
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zurück, die Treppe rauf und einen weiteren Gang wieder nach hinten zum Heck, die Treppe runter.
    Als sie auf das schmale Deck hinaustraten, über den Schiffsschrauben, empfing sie Jerschow mit einem breiten Grinsen. Ganz allein stand er da und richtete seine Maschinenpistole auf sie.
    »Ich weiß nicht, wer ihr seid, aber das ist unsere Party«, sagte er.
    »Die ihr gerade verlassen wollt«, erwiderte Packer.
    »Und zwar mit der Tischdame und ihrem Verehrer, der seine Hose nicht anbehalten konnte«, sagte Jerschow. »Der da«, er zeigte auf Big Kokina, »sollte sich einen anderen Ring zulegen, seinen Klunker sieht man auf dreihundert Meter, vor allem wenn überall Spiegel hängen.«
    »Wie oft hab ich ihm das schon gesagt. Aber er will einfach nicht auf mich hören«, meinte Packer.
    »Legt eure Waffen vor euch auf den Boden, schön langsam, und schiebt sie dann zu mir rüber.«
    Kokina ließ seine Pistole fallen, sie polterte auf das Holzdeck.
    »Ausgerutscht.« Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Packer schüttelte den Kopf und sagte: »Ich hab so was nicht.«
    »Und was ist das in deiner Tasche, dein Schwanz?«
    »Richtig geraten.«
    »Ich will ihn sehen«, sagte Jerschow. »Pack ihn aus für mich.«
    Packer zog den Bambus heraus und hielt ihn hoch.
    »Nur ein Talisman.«
    Die Walther PPK, die hinten im Hosenbund unter seiner Jacke steckte, drückte gegen seinen Beckenknochen und fühlte sich auf einmal sehr heiß an.
    Jerschow hielt die Maschinenpistole in der einen Hand, auf dem gekrümmten kleinen Finger der anderen Hand stieß er einen gellenden Pfiff aus.
    »Ihr könnt rauskommen!«, rief er und sah zur Tür
    Zuerst erschien Dimitrij, gefolgt von Alexander Kalinin, der ihm seine Pistole in den Rücken bohrte.
    Dann kam Carolin.
    Als sie Packer erblickte, blitzten ihre Augen für einen winzigen Moment auf – er hatte es genau gesehen –, dann senkte sie schnell den Kopf. Dicht hinter ihr ging Juri Gussew.
    Gott sei Dank, dachte Packer, war sie so klug, Professorin, machte alles richtig, das ließ ihm Raum zum Improvisieren.
    »Wie wär’s, wir machen halbe-halbe«, schlug er vor. »Ihr kriegt Choma, der interessiert uns nämlich nicht. Sein Alter lässt bestimmt ein hübsches Sümmchen springen. Dafür nehmen wir die Frau mit, klingt das fair?«
    »Dummerweise wollen wir die auch«, sagte Jerschow. »Schafft die beiden von Bord«, befahl er seinen Männern.
    Das Schlauchboot schlingerte auf den Wellen hinter der Yacht her. Gussew zog es an der Leine heran, mit der es an der Carte Blanche befestigt war, und bedeutete Dimitrij und Carolin, einzusteigen.
    Jerschow hob Kokinas Waffe auf und schleuderte sie über die Reling.
    »Damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt, wenn wir ablegen.«
    Während er rückwärts ins Boot kletterte, überlegte er, ob er die Männer, die vor ihm im Licht des grellen Bordscheinwerfers standen, nicht doch besser beseitigen sollte. Aber wozu? Er hatte keine Ahnung, wer sie waren, und sie wussten es von ihm ebenso wenig. Er hatte, was er wollte, warum unnötig Blut vergießen?
    Plötzlich änderte die Carte Blanche ihre Richtung. Anstatt in der Mitte des Flusses zu bleiben, steuerte sie auf das Ufer zu.
    Von wo in diesem Moment auf sie geschossen wurde.
    Drei Kugeln zerfetzten die Außenhaut des Schlauchboots, die Luft entwich, und das Boot begann zu sinken.
    Jerschow und seine Begleiter suchten das Ufer nach dem Schützen ab, versuchten herauszukriegen, wer auf sie schoss und von wo, während das Boot voll Wasser lief.
    Carolin sprang geistesgegenwärtig an der Reling hoch, ihre Hände packten die unterste Sprosse des Geländers und klammerten sich daran fest. Ehe Jerschow den Fluchtversuch bemerkte – er konzentrierte sich auf den dunklen Uferstreifen –, griff Packer zu und zog sie hoch. Er schubste sie Kokina in die Arme.
    »Bring sie runter!«
    Er duckte sich hinter der Stahlwand, zog die Waffe aus dem Gürtel und feuerte zweimal auf das Schlauchboot, um ihnen Deckung zu geben. Beide Kugeln rissen neue Löcher in den Rumpf.
    »Jetzt heißt es hübsch in Bewegung bleiben, dann schafft ihr es vielleicht bis ans Ufer. Und wenn nicht, wäre das auch nicht weiter schlimm«, rief Packer.
    Bis zum Ufer waren es vielleicht zwanzig Meter, was bei dem eisigen Wasser eine höllisch lange Strecke sein konnte.
    112
    Das Feuer vom Ufer konzentrierte sich auf Packer, Kugeln flogen ihm um die Ohren, prallten kreischend vom Stahl ab und schwirrten als Querschläger in alle
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