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Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Titel: Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft
Autoren: Heide Fuhljahn
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Medikamenten. Dabei ist nicht jeder, der Suchtstoffe nimmt, krank. Viele Menschen konsumieren Haschisch oder Marihuana oder trinken Alkohol in einer gesundheitlich bedenklichen Menge, bekommen aber ihr Leben noch auf die Reihe. Statt für einen »Missbrauch«, wie es die Fachliteratur nennt, ist die Medizin mehr für die »Abhängigkeit« zuständig. Neben Depressionen, den bipolaren Störungen und Ängsten gehören Süchte zu den häufigsten und zu den gravierendsten psychischen Erkrankungen. Und wer süchtig ist, leidet sehr häufig auch an Depressionen, Ängsten, Schizophrenie, Essstörungen oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.
    Eine schwere Abhängigkeit führt in der Regel zum sozialen Abstieg, zu Geldsorgen und zum Bruch mit Familie und Freunden, außerdem oft zur Arbeitslosigkeit, verschiedensten Krankheiten, zu Unfällen oder Verbrechen, fast immer zu einem massiven Verlust an gesunden Lebensjahren. Alle Gedanken drehen sich nur noch um die Droge und ihre Beschaffung, alles Handeln ist darauf ausgerichtet. Eine schwere Sucht ist ein Tod auf Raten.
    Geschlechterunterschiede werden erst seit einigen Jahren untersucht, denn lange galten Süchte als typisch männliches Problem. Neuere Studien zeigen aber, dass Abhängigkeitserkrankungen in den westlichen Gesellschaften bei Frauen zunehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen fünf und zehn Prozent von ihnen Alkoholikerinnen sind, zwei Prozent sind abhängig von Medikamenten. 57 Ein Grund dafür ist, dass Frauen doppelt so häufig an Ängsten und Depressionen leiden wie Männer und dass sie, wie schon erwähnt, oft mit den süchtig machenden Benzodiazepinen behandelt werden (siehe Seite 127ff.). Weil sie insgesamt angepasster leben, werden Süchte bei Frauen in der Regel später bemerkt.
    Die Risikofaktoren sind vielfältig. Wenn der Mann in der Familie süchtig ist, erhöht das bei Frauen das Risiko, selbst abhängig zu werden, deutlich. Ein erhöhtes Risiko besteht auch für alleinerziehende Mütter (besonders wenn sie arm sind und kaum Unterstützung durch Familie und Freunde haben); für Frauen, die zu Beginn der Wechseljahre von ihrem Mann wegen einer jüngeren Konkurrentin verlassen werden, sowie für allein lebende, vereinsamte ältere Frauen. Ebenfalls gefährdet sind Frauen, die in klassischen Männerdomänen arbeiten.
    Die Ursachen einer Sucht setzen sich aus genetischen, sozialen, lernpsychologischen, familiären und persönlichen Faktoren zusammen. Es gilt als sicher, dass sich während einer Sucht Teile des Gehirns verändern.
    Behandelt werden Süchtige mit einem breit gefächerten Angebot. Neben den typischen psychotherapeutischen und psychiatrischen Maßnahmen (Psychotherapie, spezielle Medikamente wie Distraneurin, Naltrexon oder Methadon) fällt den Selbsthilfegruppen, Streetworkern und Paar- beziehungsweise Familientherapien eine besondere Bedeutung zu. Um von der Sucht loszukommen, steht an erster Stelle ein Entzug, den nur sehr selten jemand schafft, ohne sich stationär in eine Klinik zu begeben. Rückfälle sind kaum zu vermeiden und sollten in die Therapie mit einbezogen werden. Insgesamt ist die Behandlung von Abhängigen langwierig und schwierig. Das liegt zum einen an dem kaum auszuhaltenden Suchtdruck und zum anderen an den schweren psychischen Erkrankungen, die den meisten Abhängigkeiten zugrunde liegen. Beides auszuhalten und zu bearbeiten, erfordert fast übermenschliche Kräfte. Experten sehen es daher schon als Erfolg an, wenn die Betroffenen teilweise abstinent leben und sich ihre Lebenssituation insgesamt verbessert.
    Posttraumatische Belastungsstörung ( PTBS )
    Diese Erkrankung assoziiert man häufig mit Soldaten, die aus dem Krieg, aus Vietnam oder Afghanistan, nach Hause kamen oder kommen und sehr unter ihren Erlebnissen litten. Tatsächlich wurde die PTBS früher auch »Kriegsneurose« genannt. Das Zugunglück von Eschede 1998 oder das Reaktorunglück im japanischen Fukushima 2011 sind ebenfalls typische Ereignisse, die bei betroffenen Personen ein Trauma auslösen können. Eine PTBS können auch Menschen bekommen, die einen schweren Unfall erlebt haben (auch als Zeuge), eine Naturkatastrophe oder eine Gewalttat wie Folter oder sexuellen Missbrauch. Liegt das Trauma bis zu einem Monat zurück, spricht man von einer akuten Belastungsstörung. Bei
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