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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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verbrachte die Nacht damit, die Reise der Himmelslichter zu beobachten.
    »Ein roter Pferdeclan?«, wiederholte Mauk aufgeregt. »Meinst du, unser Clan hat sich früher einmal geteilt?« Ungeduldig wartete er darauf, dass der Bruder weitersprach. Er kannte dessen Eigenart, zwischen den Sätzen lange Pausen zu machen.
    »Das kann ich nicht erkennen«, antwortete Atlin schließlich. »Aber es ist ein roter Pferdeclan hier gewesen. Bis es zu einem Kampf mit dem Bisonclan kam.« Er deutete auf zwei Bisons, die übereinanderstanden. Dann wies er auf einen Steinbock, der schräg darunter stand. Daneben stand eine Hirschkuh.
    »Dann sind die Leute vom Steinbockclan gekommen, um dem roten Pferdeclan zu helfen«, erklärte Atlin. »Aber erst, als auch noch die Leute vom Hirschclan dazukamen, konnte der Bisonclan besiegt werden.«
    Mauk nickte. Von jeher waren der Steinbockclan und der Hirschclan dem Pferdeclan freundschaftlich gesinnt und kamen einander zu Hilfe.
    »Und was ist aus dem Clan der Feuerpferde geworden?«
    »Er ist ins Südland gezogen«, sagte Atlin langsam.
    »Ins Südland?« Mauk konnte seine Erregung kaum beherrschen.
    Atlin nickte und deutete auf einen kleinen Kreis zwischenden Tiergruppen. »Das ist das Zeichen der Sonne. Mithilfe seiner Freunde ist es dem roten Pferdeclan zwar gelungen, den Kampf gegen den Bisonclan zu gewinnen, aber dann ist er nach Süden gezogen. Merkwürdig. Sonst ist es so, dass der Verlierer fortgeht und dem Sieger Platz macht. Hier war es umgekehrt.«
    Schweigend starrten die Brüder auf die Tiere an den Wänden: Steinböcke, Bisons, Pferde, Rentiere, Hirsche, Mammuts, Wisente, ein langer schmaler Fisch.
    »Den Zeichen nach haben verschiedene Clane hier im Tal gelebt«, sagte Atlin schließlich. »Doch ich sehe nirgendwo Spuren von einem Lager. Es müssen sehr viele Sommer vergangen sein, seit sie hier waren.«
    Er hob die Lampe, und sie tasteten sich weiter in die Höhle hinein. Dabei mussten sie die Köpfe einziehen, denn der Gang wurde zunehmend enger und niedriger. Oft zweigten Nebengänge ab, und mehrmals mussten sie sich tief bücken, um weiterzukommen. Manchmal, wenn der Gang sich röhrenartig verengte, waren sie gezwungen, auf dem Boden zu kriechen. Und immer wieder stolperten sie über Knochenstücke, die verrieten, dass vor ihnen schon viele Tiere und Menschen hier gewesen waren. Einmal blieb Atlin stehen und leuchtete in eine Seitennische, wo sich eine kuhlenförmige Wölbung im Boden abdrückte.
    »Bärenbett«, sagte er.
    Mauk nickte wortlos, seine Brust wurde eng. Er spürte, dass die Höhle von einem ungemein starken Geist erfüllt war. Immer wieder wandte er sich verstohlen um, als erwarte er, dass jeden Augenblick der große Höhlenbär auftauchen werde. Schließlich weitete sich der Gang zu einem fast kreisrunden Raum. Mauk hob die Fackel. Erschrocken wich er zurück: Genau in der Mitte des Raumes stand einbreiter halbhoher Steinblock. Darauf lag der Schädel eines mächtigen Bären. Die blanken weißen Knochen glänzten im Schein der Fackeln, und dort, wo einst Augen und Maul gewesen waren, gähnten riesige schwarze Löcher.
    Atlin und Mauk senkten die Köpfe. Dann zog Atlin einen Beutel unter dem Hemd hervor und entnahm ihm eine Muschel.
    Mauk nickte stumm. Er kannte die Muschel. Sie bestand aus zwei flachen Hälften, die zusammengeklappt und mit Birkenpech verschlossen worden waren. In ihr befand sich der kostbarste Besitz des Clans, die Seele des ersten Ahnvaters Ruan. Seinen letzten Atemzug hatte Ruan in diese Muschel gehaucht, und sie wurde in hohen Ehren gehalten und vom jeweiligen Clanseher gehütet.
    Feierlich legte Atlin die Muschel in den Rachen des Bärenschädels. Dann legten sich die Brüder auf die Erde, und Mauk hörte, wie Atlin den Bärengeist um Beistand bat. Schließlich erhoben sie sich, und Atlin verstaute die Muschel wieder in seinem Beutel. Dann machte er sich daran, die Wände genau zu untersuchen. Auch hier waren viele Tiere und geheimnisvolle Zeichen in die Steine geritzt.
    »Ich werde morgen noch mal herkommen«, sagte Atlin. »Es sind sehr viele Geschichten, die hier erzählt werden.«
    Sie suchten den Boden ab und leuchteten in die Seitengänge hinein. Der Boden wies Schleifspuren und Fußabdrücke auf, und immer wieder stießen sie auf kleine, in Stein geschliffene Schalen. In zwei kniehohen Nischen fanden sie Menschenschädel, einmal fünf, einmal sechs, die jeweils kreisförmig angeordnet waren.
    Die Brüder nickten sich zu. Sie
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