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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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gehorchten. Der Gefangene stöhnte und hielt dem Zenturio die gefesselten Hände entgegen. Von Klasewitz nickte.
    »Löst die Fesseln!« Der Zenturio zog ein Messer und durchschnitt die Lederbänder. Der Gefangene rieb sich die Handgelenke, dann zeigte er ein schwaches Lächeln.
    »Danke«, sagte er schließlich.
    Von Klasewitz sah die abgerissene Gestalt in Ruhe an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Tennberg, was ist nur mit Ihnen passiert?«
    Fähnrich Markus Tennberg lächelte schief.
    »Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen gerne erzählen werde. Aber besteht vorher irgendeine Möglichkeit, dass ich mich waschen und umziehen kann? Ich stinke.«
        
     

5
     
    Es war kalt.
    Es war
richtig
kalt.
    Neumann kniete auf dem etwas bröckeligen Boden, der ebenfalls Kälte ausstrahlte. Es war tiefe Nacht und ein sternenklarer Himmel erhellte das Plateau mit einem schwachen Lichtschein. Ein aufgehender Mond half, die Szenerie zu beleuchten. Neumann hätte im Zelt liegen und tief und fest schlafen können, doch die Höhenluft bekam ihm nicht gut. Er litt unter Schlaflosigkeit, wachte immer wieder auf, weil sein Körper annahm, er würde nicht genug Sauerstoff bekommen. Er musste an sich halten, nicht zu hyperventilieren, und nach einigen vergeblichen Versuchen, doch noch Schlaf zu finden, hatte er es aufgegeben.
    Große Gefahren lauerten hier nicht, von den wenigen wilden Tieren einmal abgesehen. Eine Wache hatten sie zwar aufgestellt, doch der Mann döste über seinem Feuer, als Neumann aus dem Zelt gekrochen kam. Die Kälte machte den Arzt wach. Er sehnte sich das Ende dieses Ausflugs herbei. Köhler und Behrens kamen mit der dünnen Luft weitaus besser zurecht. Er würde sie das nächste Mal alleine losschicken.
    Seine Dienste als Arzt wurden in Aksum gebraucht. Als er einem alten Leibdiener des Kaisers, der unglücklich gestürzt war, fachmännisch den Bruch richtete und schiente und dabei einige Hinweise zur korrekten Behandlung gab, hatte die Ärzte des Hofes ihn dabei aufmerksam beobachtet. Schnell hatte sich herumgesprochen, dass hier jemand war, der sich in Dingen der Heilkunde gut auskannte. Neumann hatte bei einigen Adligen die für diese Zeit üblichen Krankheiten identifizieren können und angefangen, Hinweise zur Linderung der Beschwerden zu geben. Er hatte begonnen, vor einem interessierten Publikum über die Segnungen der Hygiene zu sprechen. Am meisten interessiert waren dabei die Hebammen gewesen, als ob sie aus dem Mund des Arztes Dinge hörten, die sie schon lange selbst geahnt hatten. Fast hatte sich Neumann losreißen müssen, als ihm vom Kaiser angeboten wurde, eine erste Expedition ins Hochland zu begleiten, um der Vereinbarung über den Kaffeeanbau Taten folgen zu lassen. Die erste ganz grundsätzliche Tat bestand darin, überhaupt erst mal die Kaffeebohne zu finden.
    Zum Glück hatte Neumann da vorgesorgt. Der alte Führer, der sie bei ihrer ersten Reise von Adulis nach Aksum begleitet hatte, kannte sich unter seinen Kollegen gut aus und hatte herumgefragt. Die dabei gesammelten Hinweise waren sehr hilfreich gewesen, um das Suchgebiet einzugrenzen. Trotzdem reisten sie jetzt bereits zwei Wochen durch diese karge und weitgehend unbewohnte Gegend, ohne etwas gefunden zu haben, was der Kaffeepflanze auch nur ähnelte. Der gelegentliche Schäfer, dem sie begegnet waren, hatte ihnen auch nicht weiterhelfen können – oder wollen, ganz sicher war sich Neumann bei den verschlossenen und einsiedlerischen Bewohnern des Hochlandes nicht.
    Jedenfalls war Neumann es leid. Er hatte eingewilligt, noch zwei weitere Tage zu bleiben, dann aber würde man nach Aksum zurückkehren und dort warten, bis die Wetterverhältnisse auf dem Mittelmeer wieder geeignet waren, um nach Ravenna zurückzukehren. Neumann spürte in sich ein starkes Verlangen, sich Rheinberg anzuschließen. Zu dieser Zeit tröpfelten die Nachrichten nur spärlich, er wusste nicht, was genau sich derweil im Reich abgespielt hatte, und diese Ungewissheit nagte an ihm.
    Doch in diesem Moment war er abgelenkt.
    Er kniete auf dem kalten Boden und fühlte, wie die frostigen Temperaturen durch seine dicke Hose aus Schurwolle, ein Geschenk des aksumitischen Kaisers Mehadeyis, auf seine Haut krochen und den Oberschenkel emporwanderten. Doch er ignorierte das Gefühl noch einen Augenblick länger.
    Seine nächtliche Wanderung hatte ihn vom Lagerfeuer fortgeführt. Es war hell genug, um sich ausreichend zu orientieren, und Neumann war mit seiner
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