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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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konnte, sondern sich der langsamen Geschwindigkeit von sechs bis acht Knoten der beiden Neubauten mit ihren leistungsschwachen Bronzedampfmaschinen anpassen musste, führte bei manchen zu Ungeduld. Natürlich konnten die beiden Dampfer auch gut selbst auf sich aufpassen. Beide waren mit Arkebusen, großen Handkanonen aus Bronze, ausgestattet worden. Es gab kein Schiff auf dem Mittelmeer, das es mit ihnen militärisch aufnehmen konnte. Im Zweifel drehten die Dampfsegler gegen den Wind, warfen die Dampfmaschine an und fuhren einer angreifenden Kriegsgaleere einfach davon.
    Es ging Rheinberg aber um die psychologische Wirkung, den Zusammenhalt. Sie mussten gemeinsam auftreten, zusammenbleiben. Und ehe es nicht auch für die neuen Schiffe eine funktionierende Funkanlage gab, waren die Kommunikationsmöglichkeiten stark eingeschränkt. De facto war die Flottille das Machtmittel, auf das Rheinberg verlässlich zugreifen konnte. Er wollte es nicht noch aufsplittern.
    Das lag sicher auch daran, dass er Ehrfurcht vor Konstantinopel empfand. Er kannte keinen der politischen Akteure hier persönlich, seine bisherige Amtszeit als Heermeister war im Wesentlichen auf den Westen beschränkt gewesen. Thessaloniki kannte er, das war aber auch schon alles. Er wusste, dass diese Stadt im Römischen Reich ihresgleichen suchte. Und ihre Herren nahmen, das hatte er sich bereits erzählen lassen, für sich in Anspruch, mehr als nur die Verwalter des Ostens zu sein. Dass die Entwicklung der Geschichte aus Rheinbergs Vergangenheit mittlerweile auch hier bekannt geworden war, trug sicher dazu bei. Das Bewusstsein, dass in Rheinbergs Realität Byzanz ein neues Großreich errichtet hatte, Westrom aber machtpolitisch erst einmal in Bedeutungslosigkeit versunken war, hatte das natürliche Überlegenheitsgefühl der hiesigen Mächtigen sicher noch verstärkt. In gewisser Hinsicht bedrohten die Pläne Rheinbergs, Rom als Ganzes zu retten, diese besondere Renaissance der Stadt. Mit solchen Vorbehalten würde er sich direkt oder indirekt auseinandersetzen müssen, dessen war sich Rheinberg bewusst.
    »Herr Kapitän, wir sind dann so weit!«
    Langenhagens Stimme riss ihn aus seiner Kontemplation. Er rieb sich über das Kinn, frisch rasiert, und sah kurz an sich herab. Er trug die Kleidung eines römischen Adligen, während die meisten anderen Männer an Bord die übliche Marineuniform am Leib hatten. Rheinberg fühlte sich nicht sonderlich wohl in dieser Aufmachung, aber er wusste, was er seinen zukünftigen Gastgebern schuldig war.
    Das Wetter war klar und für die Jahreszeit bemerkenswert ruhig, wenngleich unangenehm kalt. Der Hafen Konstantinopels lag vor ihnen. Die beiden Dampfsegler würden der
Saarbrücken
langsam folgen. Die Geschwindigkeit war ohnehin minimal. Es wäre fatal, den Antrittsbesuch des Kreuzers mit einem möglicherweise desaströsen Schiffsunfall zu beginnen. Börnsen, der Steuermannsmaat, umklammerte das Ruderrad mit fokussierter Konzentration.
    Es war Spätherbst und die Schiffssaison auf dem Mittelmeer neigte sich dem Ende zu. Das Mittelmeer wurde zu stürmisch und kalt für die Rudergaleeren und Segelschiffe des Imperiums, sodass der Schiffsverkehr um diese Jahreszeit meist völlig zum Erliegen kam. Dementsprechend wohlgefüllt war der Hafen mit den zahlreichen Piers und den langen Kaimauern. Die
Saarbrücken
kam nicht völlig unangekündigt – sie hatten rechtzeitig Botschaften mit schnellen Küstenseglern aus Ravenna vorgeschickt, als klar wurde, wie die Planung aussehen würde –, dennoch befürchtete Rheinberg für einen Moment, mitten im Hafenbecken ankern zu müssen, so vollgestopft war die Anlage. Dann aber eröffnete sich ein langes Stück Kaimauer, offenbar freigehalten für exakt diesen Zweck. Rheinberg nickte.
    »Das ist unser Ziel, Maat!«
    »Jawohl, Herr Kapitän!«
    Rheinberg war nicht der Kapitän, es war Joergensen. Und eigentlich hatte er als Heermeister auf der Brücke auch keine Befehle zu geben, eher der ebenfalls anwesende Erste Offizier Langenhagen. Doch die alten Gewohnheiten wogen schwer, und niemand wagte es – oder wollte es auch nur –, dem Heermeister zu sagen, was er zu tun und zu lassen hatte. Daher war es auch nur verständlich, dass er von den Deutschen weiterhin als »Kapitän« angesprochen wurde, nicht zuletzt deswegen, weil der Titel des »Heermeisters« ihnen allen doch noch sehr fremd vorkam.
    Langenhagen stellte sich neben den Steuermann und begann, ihm leise Befehle zuzuflüstern.
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