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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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im Kern des Imperiums Friede und Stabilität herrschte, weil die Grenzen und ihre Gefahren so weit weg lagen. Wie lange sollen Paare warten, bis sie Kinder zeugen? Irgendwann ist es zu spät und dann ist niemand da, der eine bessere Zeit gestalten kann.«
    Rheinberg ließ diese Worte für einen Moment auf sich wirken. Er wusste, dass Aurelia recht hatte. Kinder wurden zu allen Zeiten geboren, in Kriegen, Krisen, in brennenden Ruinen, auf der Flucht. Äußere Sicherheit allein konnte dafür kein ausschlaggebender Grund sein. Es geschah. Aber Rheinberg, der Heermeister des Reiches, Zeitreisender, Revolutionär einer Epoche, fühlte sich seltsam unsicher, als er daran dachte, Vater zu werden. Das war dann doch … etwas anderes.
    »Wir sollten das Thema ein andermal diskutieren«, versuchte Rheinberg die Ausweichtaktik, die in der Vergangenheit schon immer glorios gescheitert war. Aurelia warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Wann denn genau, mein Liebster?«, flötete sie. Rheinberg merkte, wie der Signalmaat, der Steuermann und der anwesende diensthabende Fähnrich sich angestrengt um absolute Selbstherrschung bemühten und ihre Blicke auf spannende Flecken auf dem Stahl der Brückenkonstruktion oder den sanften Wellengang vor dem Bug des Schiffes richteten.
    »Nun … vielleicht heute Abend … wenn wir …«
    »Ja, Jan? Du meinst, wenn du nach einer weiteren endlosen Besprechung todmüde in die Kajüte gestolpert kommst und dich, ohne zu waschen, ins Bett haust? Das Einzige, was du dann noch zustande bringst, ist eine Art Grunzlaut!«
    Rheinberg verkrampfte seine Hände ineinander.
    »Aurelia …«
    »Oder vielleicht, wenn wir Italien erreicht haben? Nein, warte, dann müssen wir ja helfen, die Soldaten nach Afrika überzusetzen. Also, wenn wir in Afrika sind? Oh, Moment, dann müssen wir ja die Armee neu aufbauen und Pläne für die Invasion nach Norden machen. Also dann, wenn alles vorbereitet ist? Geht auch nicht, dann folgt ja der große Kampf. Wenn dieser gewonnen ist? Was passiert nur, wenn du am Ende auf dem Schlachtfeld stehst und feststellen musst, dass das Schwert, das in deinem Leib steckt, ein ernsthafter Hinderungsgrund für die Gründung einer Familie darstellt?«
    »Ich …«
    Der Signalmaat bat den Fähnrich um die Erlaubnis, auf Toilette gehen zu dürfen. Der Fähnrich erwiderte, dass er auch dringend müsse. Der Steuermannsmaat machte große Augen, denn für ihn gab es keine Ausrede und keine Flucht. Er hypnotisierte weiterhin das Mittelmeer.
    »Wann genau, Jan Rheinberg, gedenkst du, diese Thematik mit mir zu erörtern?«
    Aurelia wusste ihre Stimme einzusetzen. Sie wurde nicht sonderlich laut oder schneidend. Ihr Tonfall war melodisch und sanft. Aus irgendeinem Grund erschien vor Rheinbergs Augen das Bild eines langen, fein geschliffenen, dünnen Messers zwischen zwei wohlgerundeten Brüsten. Er wischte sich über die Stirn. Es war heiß heute, wie er fand.
    »Ich …«
    »Nein, keine Sorge, mein Liebster. Ich kenne meinen Platz. Du machst die Weltgeschichte, krempelst das Imperium um und sorgst dafür, dass die Zivilisation gerettet wird vor … vor allem. Du hilfst, ein Reich zu regieren, und da muss ich meinen Platz erkennen, an deiner Seite, im Hintergrund, für die Familie und unser privates Glück sorgend. Ja, doch, verzeih mir bitte meine harschen Worte. Ich tue dir Unrecht. Ich bin zu weit gegangen. Ich sollte akzeptieren, wo meine Grenzen liegen. Meine Verantwortung liegt woanders. Ich kann höchstens erwarten, in der Familie gewisse Dinge entscheiden zu dürfen, aber die großen Dinge, die Einleitung einer neuen Epoche, die Umwälzung der Welt, das ist allein deine Priorität, hinter der ich natürlich zurückzustehen habe.«
    Aurelia, fand Rheinberg, log auf so eine bezaubernde Art, er konnte ihr einfach nicht böse sein.
    Sie seufzte tief auf, ein bedauernswertes Abbild demütigen Fatalismus.
    »Jan, du kannst ganz beruhigt sein. Diese schwere persönliche Entscheidung wirst du nicht fällen müssen. Ich trage meinen Teil. Ich nehme dir diese Last ab. So erfülle ich meine Pflicht, wie du die deine erfüllst.«
    Rheinbergs Augenbrauen zogen sich zusammen. Irgendwas lief hier gerade ganz mächtig aus dem Ruder, doch er vermochte nicht zu erfassen, was es war.
    Aurelia tätschelte ihm auf die Schulter, wandte sich ab und machte Anstalten, die Brücke zu verlassen. Dann aber hielt sie inne, drehte sich noch einmal halb um und sagte über ihre Schulter.
    »Ich bin übrigens
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