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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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geschlagen.
    Er hatte den militärischen Führern der Stadt etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, um sich über die Situation im Osten zu informieren. Die Nachrichten waren durchaus positiv gewesen: Die Goten verhielten sich ruhig, wie es schien. Rheinberg hatte den jungen Godegisel mit einer umfangreichen Nachricht an seine Leute nach Hause geschickt; allerdings war der Mann nicht halb so dankbar für diesen Auftrag gewesen, wie der Deutsche es erwartet hatte – als ob man ihn dadurch dazu zwingen würde, etwas Wichtiges zu verpassen. Doch er war gegangen, sehr folgsam. Rheinberg begann, große Stücke auf den Mann zu halten. Er würde ihn im Auge behalten.
    Die Armee des Ostens war noch im Aufbau begriffen. Der Großteil der Truppen lagerte bei Thessaloniki. Neue Rekruten zu finden, erwies sich als problematisch, jetzt, wo Rheinberg die Praxis der Zwangsrekrutierung stark eingeschränkt hatte. Der nächste Schritt würde sein, die Sklaven zu befreien, ihnen allen das Bürgerrecht zu gewähren und gleichzeitig das Recht, in die Streitkräfte einzutreten. Doch gegen diesen Schritt gab es von verschiedenen Seiten erhebliche Vorbehalte. Rheinberg ging daher derzeit davon aus, dass es ihm in der Kürze des Winters nicht gelingen würde, mehr als 25 000 Mann bereitzustellen, um diese nach Westen zu führen. Er konnte nur hoffen, dass Theodosius mit etwa der gleichen Anzahl an Legionären dem Maximus so lange davonlaufen können – und ihm dabei furchtbar lästig werden –, würde, dass ihre gemeinsame Streitmacht ausreichen würde, den Usurpator zu bezwingen.
    Rheinberg blickte auf die parlierende Menge der Festgäste und erneut fühlte er, wie die Zeit zwischen seinen Fingern zu zerrinnen drohte. Er spürte in sich das Verlangen, etwas zu tun, ein Verlangen, das die meisten der Menschen in der Festhalle nicht zu teilen schienen. Morgen noch die großen Rennen im Hippodrom für alle seine Leute, erinnerte sich Rheinberg, dann würde man sich an die Arbeit machen. Endlich! Rheinberg ballte die Hände zu Fäusten. Er hasste diese Form der Untätigkeit, wenn es doch so viel zu erledigen gab.
    »Heermeister!«
    Vor ihm stand der Prätorianerpräfekt Modestus, in seiner Begleitung ein im Vergleich zu ihm jüngerer Mann, aber auch bereits in reiferen Jahren. Er verbeugte sich vor Rheinberg, der ihm freundlich zunickte. Die endlose Kette an Vorstellungen hatte noch kein Ende gefunden.
    »Dies ist mein guter Freund Sixtus, der Leiter des Hippodroms. Er wird uns morgen mit ganz exquisiten Rennvorstellungen erfreuen. Sixtus, der Magister Militium.«
    »Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen«, sagte der Mann mit einem tiefen Bariton. »Ich freue mich sehr darauf, für Euch und Eure Männer eine Vorstellung organisieren zu dürfen.«
    »Das Hippodrom von Konstantinopel war bis in unsere Zeit berühmt«, erwiderte Rheinberg wahrheitsgemäß.
    »Wir sind sehr stolz darauf«, meinte Sixtus froh. »Es wird einige Wagenrennen unserer besten Lenker geben. Ich …« Er zögerte. »Da Ihr es selbst erwähnt habt … wie lange wird das Hippodrom stehen und wodurch erlangte es diese Berühmtheit, die es noch in vielen Hundert Jahren bekannt macht?«
    Rheinberg hob die Augenbrauen. Dieser Mann war am heutigen Abend der Erste und Einzige, der ihm eine Frage gestellt hatte, die über die aktuelle militärische und politische Situation hinausging oder nicht nur eine höfliche Floskel gewesen war.
    »Gibt es das Hippodrom in Eurer Zukunft noch?«, hakte Sixtus nach, ehe Rheinberg sich eine Antwort zurechtlegen konnte.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist heute ein großer Platz.«
    »Es wurde in einem Krieg zerstört?«
    Rheinberg verneinte auch dies. »Es hat etwas mit einem Krieg zu tun, aber das Hippodrom wurde niemals richtig davon in Mitleidenschaft gezogen. Es gab einige große Feldzüge, die die Stadt übel mitgenommen haben. Der vierte dieser Feldzüge schwächte die Stadt am meisten und das Hippodrom wurde schlicht nicht mehr genutzt. Es zerfiel. Zu meiner Zeit ist nur ein kleiner Rest von Ruinen erhalten.«
    Sixtus sah etwas betrübt drein. Rheinberg legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Das ist weit in der Zukunft, und möglicherweise tritt es jetzt gar nicht mehr ein. In den Jahrhunderten, die unmittelbar folgten, wurde das Hippodrom zum sozialen und politischen Zentrum der Stadt, ja sogar des Reiches, denn die verschiedenen Unterstützergruppen der Wagenlenker formten Vereinigungen, die politische Macht erhielten und
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