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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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mich habt, will ich ihn gerne hören.« Er hoffte, damit Ambrosius ausreichend signalisiert zu haben, dass er weiterhin der Herr über die eigenen Entscheidungen zu bleiben gedachte, ohne allzu unhöflich zu wirken.
    »Ihr habt Euch bemerkenswert gut in unserer Gesellschaft eingelebt. Die seltsame Mischung aus Umstürzlern und Frömmlern ist nicht immer leicht zu ertragen«, erwiderte Ambrosius unvermittelt und mit einem Lächeln. Der Bischof neigte normalerweise nur dann zur Ironie, wenn er sie gegen seine Gegner wenden konnte. Der Freiherr fühlte sich wie in einer Prüfung.
    »Wer ein Umstürzler ist und wer die rechtmäßige Ordnung repräsentiert, entscheidet sich immer entsprechend des Ausgangs der Auseinandersetzung. Der Sieger schreibt die Geschichte«, sagte er.
    Ambrosius machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Wir sind in Rom, Zeitenwanderer. Hier werden Kaiser mittlerweile fast nach Belieben gestürzt. Wer rechtmäßig an sein Amt gekommen ist und wer nicht, ist schon beinahe nebensächlich. In einem hat Rheinberg recht: Es kommt auf das verbindende Band des Reiches an, nicht so sehr darauf, wer dieses Band knüpft. Die Idee, nicht der Mann.«
    »Und die Kirche«, betonte von Klasewitz. »Denn letztlich muss es die Kirche sein, die durch den Glauben alles zusammenhält.«
    Ambrosius nickte gefällig. »So ist es. Ohne die Kirche ist alles nichts. Dann wären wir Barbaren. Wir wären nicht besser und nicht mehr als die Parther oder irgendwelche Germanenhäuptlinge.«
    Er sah von Klasewitz an. »Entschuldigt, sollte ich Euch damit beleidigt haben.«
    Der Freiherr hob abwehrend die Hände. »Aber nein. Meine Vorfahren täten gut daran, sich mehr am Imperium zu orientieren, in Denken, Handeln und …«, er rümpfte die Nase, »… Reinlichkeit und Aussehen.«
    Ambrosius lachte auf und klatschte in die Hände. Von Klasewitz wusste, dass er seinen Vorfahren damit wahrscheinlich Unrecht tat, vor allem, weil er bis auf die schon weitgehend romanisierten Alanen, die ja innerhalb des Staatsgebietes lebten, bisher noch keine echten »wilden« Germanen kennengelernt hatte. Er verspürte allerdings auch kein unmittelbares Bedürfnis, dies zu ändern.
    Es war schlimm genug, mit den Römern klarzukommen, die sich für den Höhepunkt der Zivilisation hielten. Für einen Moment wunderte sich von Klasewitz darüber, was die zeitgenössischen Chinesen wohl zu den Römern und ihrer Zivilisation sagen würden.
    »Ihr werdet es weit bringen, Zeitenwanderer. Ihr seid ein gutes Beispiel dafür, dass auch die Männer, die derzeit Rheinberg folgen, nicht ohne Chance sind, Vergebung zu erfahren und ein friedliches und nutzbringendes Leben in dieser Zeit zu führen.«
    Von Klasewitz neigte den Kopf.
    »Nun, ich …«
    »Herr!«
    Die beiden Männer drehten sich um. Ein Zenturio kam auf sie zugelaufen. Etwas weiter hinter ihm waren zwei weitere Soldaten stehen geblieben, die offenbar einen Gefangenen gemacht hatten. Es gab, ob man es glauben wollte oder nicht, Widerstandsnester in und um Ravenna, geführt von jenen, denen es unter Rheinberg besser gegangen war. Viele waren geflohen, doch einige waren der irrsinnigen Auffassung, etwas gegen die »Besatzer« ausrichten zu können. Hier, auf diesem Ruinenfeld, war von Klasewitz der höchste Befehlshaber und diese zweifelhafte Ehre führte dazu, dass er sich um solche armseligen Gestalten zu kümmern hatte.
    Der Freiherr seufzte und sah Ambrosius entschuldigend an. Dann setzte er sich in Bewegung.
    Der Zenturio eilte an seine Seite. »Man hat ihn verletzt aufgefunden, er lag wohl tagelang in einem erbärmlichen Zustand darnieder. Eine Familie hat ihn gepflegt, weil er ihr dafür eine Belohnung versprochen hat. Als er aufwachte und nicht zahlen konnte, rief man die Wache.«
    Von Klasewitz runzelte die Stirn. Das klang nicht nach dem üblichen gefangenen Aufrührer.
    »Er verlangte, Euch zu sehen!«, fügte der Legionär hinzu.
    Das klang sogar ganz und gar nicht nach irgendeinem Gefangenen.
    Dann hatten sie den Mann erreicht. Er war mehr oder weniger in Lumpen gekleidet und man sah die Narben leichter Verbrennungsverletzungen. Er trug seine Haare wild, hatte einen Bart und wirkte alles in allem sehr heruntergekommen. Von Klasewitz öffnete bereits den Mund, um ihn anzusprechen, dann aber hob er seine rechte Hand, fasste dem Mann unter den gesenkten Kopf und betrachtete ihn eingehend. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Lasst ihn los!«, befahl er. Die verdutzten Legionäre
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