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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Autoren: Dirk van Den Boom
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Rechtmäßigkeit des eigenen Handelns zu hinterfragen.
    Beide Männer dachten an den morgigen Tag. Maximus Magnus, der seinen Gewaltmarsch in Richtung Ravenna antreten würde, um die Sache zu Ende zu bringen. Theodosius, der nach dem Eintreffen Rheinbergs seine Armee nehmen und vor dem erwarteten Vormarsch des Maximus fliehen würde – mit einem oder zwei Tagen Vorsprung, nahe genug, um den Usurpator zu reizen, weit genug entfernt, um eine sofortige Schlacht vermeiden und ausweichen zu können. Ein seltsamer Tanz würde beginnen, ein Tanz, der Tausende von Legionären und Hunderte von Meilen umfassen würde. Theodosius selbst würde das Kommando über die Truppen übernehmen. Rheinberg, so wurde beschlossen, würde mit der Saarbrücken nach Konstantinopel übersetzen und dort die Truppen des Ostens organisieren. Das erklärte Ziel war es, Maximus anschließend von zwei Seiten unter Druck zu setzen.
    In beiden Städten ging die Zeremonie relativ früh zu Ende. Die Feierlichkeiten wurden nicht, wie sonst durchaus üblich, bis in die frühen Morgenstunden des kommenden Tages ausgeweitet. Beide Herrscher hatten ihre Leute angewiesen, das wichtige Tagwerk, das ihnen unmittelbar bevorstand, ausgeruht und voller Tatendrang anzugehen. Es wurde erstaunlich früh still in den Palästen. Obgleich an sich ein guter Anlass, war die Stimmung, wenn nicht gedrückt, so doch ernst. Feiern, darin waren sich beide Kaiser einig, würde man später.
    Wenn nur noch einer von ihnen übrig war.
    Am kommenden Tag entsandten beide Kaiser Botschaften in alle Ecken des Reiches, in denen sie mehr oder weniger unmissverständlich die Loyalität ihrer Untertanen einforderten. Wie vor allem die unzähligen Bürokraten und Provinzführer auf diese Briefe reagieren würden, war für sie beide von sehr großer Bedeutung.
    Und dann blieb beiden nur noch, für ihren Erfolg zu beten.
        
     

47
     
    Eigentlich hätte er schon vor zwei Jahren in den Ruhestand gehen sollen, erinnerte sich Domitius Modestus und blickte in den Spiegel. Er sah einen alten Mann, dessen Amt ihm wie eine schwere Last auf den Schultern lag. Als Prätorianerpräfekt des Ostens war er so etwas wie der Kabinettsvorsteher und erste Minister des Valens gewesen, zweitmächtigster Mann im Ostreich. Mit der Übernahme der Gesamtregierung durch Gratian war sein Einfluss eher noch gestiegen, da sich der Kaiser meist im Westen aufgehalten hatte. Modestus hatte für die neue, tolerante Politik des neuen Kaisers eine Menge übrig, war er doch selbst einer von den Beamten Roms, die erst über Umwege zum – arianischen – Glauben gefunden hatte. Noch unter Julian, den sie den Apostaten nannten, war er ein durchaus glühender Verfechter der alten römischen Religionen gewesen. Erst später hatte er sich zum Christentum bekehren lassen, als er gemerkt hatte, dass der Einfluss der alten Religionen immer mehr schwand und der Osten weitgehend in Händen der Arianer zu sein schien.
    Es war nicht zuletzt politisch opportun gewesen.
    Neben seinen politischen Instinkten hatte ihn auch immer sein kluger Umgang mit den Finanzen unentbehrlich gemacht. Als Vorsitzender des Konsistoriums hatte er dafür gesorgt, dass Valens’ zunehmende Irrationalität sich nicht allzu schädlich auf die Staatsfinanzen ausgewirkt hatte. Das war auch der Grund, warum die Finanzlage Ostroms derzeit besser war als die des Westens: Trotz der formalen Wiedervereinigung des Reiches unter Gratian führte man weiterhin relativ getrennte Kassen, wenngleich Gratians Reformen in der Besteuerung auch im Osten getreulich ausgeführt worden waren. Sie hatten die finanzielle Situation Konstantinopels eher gestärkt.
    Viel war in letzter Zeit passiert. Der Tod des Valens, die Übernahme der gesamten Reichsherrschaft durch Gratian, das Auftauchen der Zeitenwanderer – Modestus hatte all dies mit großer Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Er hatte seine Arbeit gemacht, und die hatte daraus bestanden, Ostrom zu verwalten, zu reformieren und wieder aufzubauen. Eine Arbeit, die er leise, effizient und vor allem unspektakulär abgewickelt hatte. Und er war nicht zuletzt deswegen im Amt geblieben, weil der junge Gratian angenommen hatte, dass ein alter Mann wie Modestus keine großartigen Ambitionen mehr haben würde. Zu Recht, wie der Präfekt fand.
    Und so hatte er vom Tode des Gratians mit einem gewissen Bedauern gehört. Der erfolgreiche Aufstand des Maximus, dessen fanatischer Hang zum trinitarischen Bekenntnis allgemein bekannt
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