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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Autoren: Dirk van Den Boom
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    »Wenn Rheinberg mit den Resten von Gratians Armee in zwei Tagen eintrifft«, sprach Richomer, »dann bleibt nicht viel Zeit, um sie mit unseren Truppen zusammenzufügen. Wir werden sie besser getrennt halten und nur zusammen einsetzen, wenn es sich nicht anders machen lässt.«
    »Maximus wird nach aktuellen Berichten nur wenige Tage später hier auftauchen, wenn er die Marschgeschwindigkeit beibehält«, sagte Renna nachdenklich. »Es bleibt wirklich keine Zeit.«
    »Und es sieht nicht gut aus«, sagte Dahms schließlich. Alle blickten ihn an. In der Diskussion der letzten halben Stunde hatte der Ingenieur zunehmend den Eindruck bekommen, dass die römischen Offiziere einige unangenehme Wahrheiten ausblenden oder kleinreden wollten. Dafür hatte er keine Sympathie.
    »Wir bemühen uns sehr, und Sie drei vorneweg«, meinte Dahms in einem seiner seltenen Anflüge diplomatischer Ausdrucksweise. »Aber die Situation ist wie folgt: Erstens – die Reste von Gratians Armee sind erschöpft und nach der Niederlage demoralisiert. Die Verluste sind erheblich, es gibt weiterhin Überläufer, die Disziplin ist daher fragwürdig. Ich schätze, wir können mit vielleicht 15 000 Mann rechnen. Zweitens – die hier in Ravenna versammelten Entsatztruppen sind kläglich. Eilig zusammengekratzte Rekruten, ein paar Verstärkungen aus dem Osten, wir reden mal von 10 000 Mann, wenn ich da den Überblick habe, und ich will nicht allzu laut darüber spekulieren, wie gut und diszipliniert diese werden kämpfen können. Drittens – die Stimmung in der Bevölkerung. Mal abgesehen von denen, die bei uns im deutschen Dorf Lohn und Brot gefunden haben, ist die Kirche, unter sorgsamer Anleitung des Bischofs von Mailand, sehr effektiv darin gewesen, die Unruhe in der Bevölkerung zu schüren und uns, den Zeitenwanderern, die Schuld an der gesamten Entwicklung in die Schuhe zu schieben. Die Menschen sind unruhig, haben zu Recht Angst vor einer Belagerung der Stadt oder einem Häuserkampf. Die Spione und Agitatoren der Aufständischen werden kaum in Schach gehalten. Gerade jetzt, nach dem Tode Gratians, wird Maximus als der Garant von Stabilität und vor allem religiöser Rechtschaffenheit ins Spiel gebracht. Die Trinitarier bezeichnen ihn als ›ihren Mann‹, und das kommt ja auch nicht von ungefähr. Moderate Stimmen sind leise oder werden nicht angehört. Was passiert eigentlich, meine Herren, wenn Maximus Ravenna angreift und gleichzeitig ein Volksaufstand losbricht? Erwarten Sie, dass wir die Geschütze der Saarbrücken auf die Stadt richten und ein Gemetzel unter den Bürgern anrichten? Dies ist eine so ganz andere Situation als vor Thessaloniki! Und schließlich viertens: Wenn mich die Berichte nicht täuschen, hat Maximus seine in Belgica erlittenen Verluste durch Überläufer und neue Hilfstruppen mehr als nur ausgleichen können. Wir reden hier über eine Armee nahe an 40 000 Mann, gut motiviert, einen Sieg im Rücken und überzeugt von der Rechtmäßigkeit des eigenen Tuns. Wird von den Trinitariern der Tod Gratians nicht als Fingerzeig Gottes interpretiert, der allen zeigt, wen er bevorzugt und wessen zögerliche, wankelmütige, allzu nachgiebige Haltung gegen Häretiker und Ketzer er verurteilt? Vier Punkte nur, meine Herren, und ich könnte die Liste noch fortsetzen: Die Munitionsvorräte unserer Infanteristen sind zum Beispiel fast aufgebraucht. Wir müssen bei einem Angriff die Geschütze der Saarbrücken einsetzen. Die liegt aber deutlich weiter vom möglichen Ort der Schlacht entfernt als bei Thessaloniki, was Fehlschüsse unausweichlich macht. Ich sage es erneut: Wenn wir, die Zeitenwanderer, die Zivilbevölkerung Ravennas wegmetzeln, dann ist unsere Zukunft im Römischen Reich gleich besiegelt. Da machen wir nicht mit.«
    Dahms hielt inne, wirkte etwas erschöpft. Es war eine lange Rede für einen Mann gewesen, der sich sonst mit verbalen Äußerungen eher zurückhielt. Nachdenkliches Schweigen der drei angesprochenen Römer war die unmittelbare Reaktion.
    Renna seufzte schließlich leise.
    »Die Sache mit der Agitation in der Bevölkerung stimmt. Und sie ist nicht auf die Zivilisten begrenzt. Ich sehe, wie die Priester meine Männer ansprechen. Ertappe ich sie dabei, sagen sie, dass sie die Soldaten nur segnen wollen, damit der Herr sie in den kommenden Kämpfen beschütze. Was soll ich da sagen? Zumindest den Christen unter meinen Männern kann ich schlecht verbieten,
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