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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Autoren: Dirk van Den Boom
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war, erfüllte ihn mit Sorge. Und auch die Ernennung des Theodosius zum Nachfolger Gratians war nichts, was in ihm sonderliche Begeisterung auslöste.
    Dennoch hatte er dem Spanier seine Loyalität bekundet. Zuletzt hatte er gehört, dass der eiserne Kreuzer der Zeitenwanderer, die Saarbrücken, in Kürze auslaufen und nach Konstantinopel reisen würde, mit den hochrangigen Offizieren an Bord, die den geplanten Angriff auf den Usurpator organisieren wollten. Modestus hatte sogleich, als er den Plan per Küstengaleere binnen weniger Tage übermittelt bekommen hatte, alle notwendigen Vorbereitungen getroffen. An ihm sollte es nicht liegen.
    Und jetzt lag es doch an ihm.
    Der alte Präfekt saß in seinem Amtszimmer, er hatte alle seine Mitarbeiter hinausgeschickt, hockte direkt am Fenster und ließ die spätsommerliche Sonne auf das Pergament fallen, das er in seinen bereits etwas zittrigen Händen hielt. Was war jetzt wohl wichtiger?
    Die Worte des Maximus waren klar und eindeutig gewesen. Unterwerfe dich meinem Willen, Modestus, hatte da in wenig verblümter Weise gestanden. Handle in meinem Sinne. Modestus hätte diese Aufforderung normalerweise sofort im Kamin verbrannt, sich nur etwas geärgert über die törichte Anmaßung eines Usurpators.
    Doch es waren noch andere Dinge geschehen.
    Vor einer Woche waren seine Frau Anastasia sowie seine jüngste Tochter spurlos verschwunden. Ihre beiden Sänften, getragen von treuen und bewährten Sklaven, bewacht von einem halben Dutzend Legionären, hatten die Festivität nie erreicht, zu der sie aufgebrochen waren. Modestus hatte sogleich eine große Suche veranlasst, aber trotz aller Gründlichkeit war keine Spur der Verschwundenen gefunden worden. Vor seinem geistigen Auge schwammen die aufgedunsenen Leiber der Frauen bereits irgendwo im brackigen Hafenwasser, ausgeplündert von gnadenlosen Straßenräubern.
    Nein, die gute Nachricht war, dass sie sich offenbar am Leben befanden und wohlauf waren.
    Der zweite Brief, verfasst mit der ihm wohlbekannten, sorgfältigen Schrift seiner Ehefrau, hatte nur knapp berichtet, was vorgefallen war, offenbar unter strenger Redaktion jener, die sie entführt hatten. Sie lebten alle, wurden gut versorgt, waren unverletzt, aber an einem ihnen unbekannten Ort gefangen.
    Und sie würden, so hätten ihre Entführer ihr mitgeteilt, auch weiterhin bei guter Gesundheit bleiben, ja sogar in die Villa des Präfekten zurückgebracht werden, wenn dieser sich nur so verhielt, wie Maximus Magnus es wollte. Und dieses Wohlverhalten, so konnte Modestus lesen, hatte etwas mit der Art der Vorbereitungen für den Besuch der Saarbrücken in Konstantinopel zu tun.
    Modestus las die beiden Briefe wieder und wieder. Wahrscheinlich wollte er nicht glauben, was dort geschrieben stand. Er suchte in den Worten nach einem Ausweg, doch ihm eröffnete sich keiner.
    Er starrte aus dem Fenster, konnte für einige Minuten gar keinen richtigen Gedanken fassen. Natürlich fühlte er sich hin und her gerissen, im Zwiespalt zwischen seiner patriotischen Pflichterfüllung und der Liebe und Sorge um seine Familie. Dann überlegte er sich, was für ihn in seinem Alter das Wichtigste war, das Zentrale in einem Leben, dessen Herbst schon vorbei war und dessen Winter schon lange begonnen hatte. Wie lange würde ihn der Herr auf seinem Platz belassen? Noch ein Jahr oder zwei? Und was wollte er auf jeden Fall bewahren? Seine Ehre als Präfekt und Diener des Imperiums oder das Leben seiner Tochter und seiner Frau, die ihn so viele Jahrzehnte treu begleitet hatte?
    Domitius Modestus starrte noch lange aus dem Fenster. Die beiden Briefe waren schon lange seiner müden Hand entfallen und lagen auf dem Boden, als er seufzte und sie wieder aufhob.
    Er hatte seine Entscheidung gefällt.
    Jetzt fühlte er sich besser.
        
     

48
     
    Diderius blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel. Der Herr war seiner Sache gewogen, daran bestand kein Zweifel. Es war stockdunkel und die Fackeln und Lampen, so zahlreich sie auch waren, erhellten die Straßen und Gassen der Siedlung der Zeitenwanderer kaum. Er kannte sich mittlerweile sehr gut aus, wusste von diversen Schleichwegen, hatte erfahren, wo die Wachen ihre Patrouillen gingen. Er war gut vorbereitet, ganz ausgezeichnet sogar, und daher guten Mutes.
    Eine weitere Liebesnacht hatte er mit der naiven und schwer erträglichen Flavia verbracht. Dann, als sie selig lächelnd eingeschlafen war, hatte er seine Wohnung verlassen, den Schlüssel
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