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Kaiserhof Strasse 12

Kaiserhof Strasse 12

Titel: Kaiserhof Strasse 12
Autoren: Valentin Senger
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Frau mal nach draußen gegangen war, mit der Hand am Oberschenkel packen, recht weit oben, damit sein Handrücken Kontakt mit ihrem Bauch fand, und so fest zudrücken, daß sie vor Lust und Schmerz quietschte.
    Frau Mohl beobachtete die beiden genau. Wenn sie etwas zu früh aus der Küche zurückkam und Gerdi in gespielter Entrüstung dem Jagdaufseher auf die Hand schlug, brachte sie nur ein vorwurfsvolles »Aber Justus!« heraus.
    Ihr Unbehagen war so groß, daß sie mich eines Tages auf die Seite nahm und mir nahelegte, mich doch ein wenig um Gerdi zu kümmern. Sie war dabei sehr verlegen und merkte, daß ich ihre Absicht durchschaute. »Sie müssen nicht«, sagte sie. Im Gegensatz zu ihrem Mann duzte sie mich nie. Und sie fuhr fort: »Aber ihr seid doch beide allein. Soll ich mal mit ihr sprechen?«
    »Um Himmels willen, nein. Das kann ich schon selbst.«
    »Ich meine ja bloß«, sagte sie entschuldigend.
    Ihre Empfehlung war überflüssig. Gerdi gefiel mir sehr, weniger ihre Figur als ihre Art zu lachen, ihre Unbekümmertheit, ihr Männerhunger. Aber ich fühlte auch, daß ich nicht so recht ihr Typ war. Sie suchte wahrscheinlich einen großen, starken Mann mit Händen wie Schraubstöcke. Das war ich nicht, und das machte mich traurig.
    Ein- oder zweimal kam am Abend auch der im Jagdhaus zurückgebliebene Soldat zu uns, um mitzufeiern. Zu meinem Ärger zeigte Gerdi ihm unmißverständlich ihre Sympathie, obwohl er doch immer sehr blaß aussah. Zum Glück war er noch weit mehr gehemmt als ich und stellte sich so ungeschickt an, daß sie bald das Interesse an ihm verlor und sich endlich mir zuwandte. Mitternacht war vorbei, als wir schlafen gingen. Gerdi verabschiedete sich mit einem langen, vielsagenden Blick von mir.
    Um zu Gerdis Kammer zu gelangen, mußte man auf den Flur hinaus, von wo eine kurze Treppe nach unten direkt dorthin führte. Nur oben an der Treppe war eine Tür mit einer kleinen geteilten Glasscheibe. Als ich annehmen konnte, daß Justus und seine Frau eingeschlafen waren, zog ich die Hose an und schlich mich leise aus dem Wohnzimmer. Die Tür zur Treppe war nur angelehnt. Gerdi wartete also auf mich. Eine kleine Nachttischlampe hatte sie brennen lassen, so konnte ich die Treppenstufen erkennen.
    Schnell war ich ausgezogen und unter ihre Bettdecke geschlüpft. Gerdi empfing mich mit stürmischer Umarmung. Wunderbar roch es bei ihr. Wie in einem warmen, ungelüfteten Kuhstall, nach frischer Milch, saurer Silage und dampfendem Dung. Und Gerdi hatte es eilig, hatte lange genug gewartet, wollte keine Vorspiele, keine Fisimatenten.
    Da zuckte ich zusammen und ließ Gerdi los. Ich hatte deutlich Schritte und das Knarren einer Tür gehört.
    »Gerdi! Da ist wer!« flüsterte ich erschrocken.
    »Wirklich? Das kann nur Justus sein, der geile Bock«, gab sie nicht ganz so leise zurück.
    »Der kann doch hier heruntergucken.« Das Bett stand unmittelbar am Fuß der Treppe. Durch das kleine Fenster der oberen Tür hatte man den Blick direkt auf das Bett. Ich schaute nach oben und glaubte auch, hinter der Scheibe einen Kopf zu sehen.
    »Der steht bestimmt da oben und schaut uns zu«, sagte ich leise.
    »Das ist schon möglich. Laß ihn doch.« Gerdi war nicht im geringsten irritiert.
    »Mach wenigstens das Licht aus«, bat ich.
    »Warum denn?« gab sie zur Antwort. »Stört's dich?«
    »Ja, er kann doch alles sehen.«
    Sie lachte: »Laß ihn nur gucken. Das macht mich gerade scharf.« Und sie fuhr fort: »Da hat er auch mal was davon.« Sie drückte sich erneut an mich, hielt verblüfft still und sagte:
    »Was ist denn los? Du bist ja nicht mehr da?« So war es in der Tat. Die Vorstellung, daß uns jemand zuschauen könnte, hatte bei mir eine niederschlagende Wirkung. Nur noch mein Gesicht glühte, sonst nichts mehr. Ich war ein richtiger Versager.
    »Verzeih, Gerdi«, stammelte ich, »wenn wer da oben guckt, kann ich nicht.«
    »Dann schicken wir ihn einfach ins Bett.«
    »Laß sein. Ich glaube, jetzt ist es zu spät.«
    »Komm, das sind doch halbe Sachen. Nimm dir Zeit. Oder hast du mich nicht gern?«
    »Ich hab dich sehr gern, Gerdi.«
    »Na also, ich dachte schon.«
    »Aber heute geht's nicht mehr. Ich kenne mich.«
    »Gott, bist du ein komischer Kerl. Wenn ich das gewußt hätte!« Sie warf sich auf die andere Seite und kehrte mir den Rücken zu.
    Ich faßte sie am Arm: »Entschuldige bitte, Gerdi, ich kann wirklich nichts dazu.«
    »Laß mich gehn!« Sie war enttäuscht und auch gekränkt. Ich zog die
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