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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition)
Autoren: Jan-Erik Fjell
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alten Kollegen erspart. Sowohl hier als auch in Sarpsborg.»
    «Danke. Das weiß ich sehr zu schätzen.» Er nahm einen Schluck aus einem Becher mit Wasser, den Anton ihm vorhin besorgt hatte. «Jetzt werde ich alles verlieren, stimmt’s?» Er fuhr sich mit dem Jackenärmel über das Gesicht. «Meinen Job. Meine Familie. Mein Gesicht.»
    Anton schüttelte bedächtig den Kopf und sah ihm in die Augen. «Dein Gesicht hast du nicht verloren, Ole. Niemand wird dir einen Vorwurf machen.» Er beugte sich zu ihm vor und legte ihm die Hand auf die Schulter. «Du hast getan, was alle gern getan hätten, sie haben sich nur nicht getraut.»
    «Du hast mich immer noch nicht gefragt.» Ole nahm einen weiteren Schluck und wischte sich den Mund trocken.
    «Ich werde dich auch nicht fragen. Ich weiß, wo ich die Antworten finde. Mir gegenüber sollst du dich nicht erklären müssen.»
    Ole nickte voller Demut. «Tut mir wirklich leid.»
    «Bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen», sagte Anton leise. «Das Wichtigste ist jetzt, dass du dir einen guten Anwalt nimmst, dann können wir anderen dich nach Kräften unterstützen.»
    Es klopfte an der Tür. Anton sah hoch zu Torp und nickte. Torp machte einen Schritt vor, legte die Hand auf die Klinke und zog die Tür zu sich heran. Zwei grobschlächtige Blauhemden standen Schulter an Schulter vor der Tür und schauten herein. Die Augen des einen fokussierten bereits den Mann im braunen Anzug, der vor dem Schreibtisch saß.
    «Ole Kval?», fragte der größere der beiden mit autoritärer Stimme.
    Anton nickte seinem ehemaligen Kollegen zu.
    «Wir haben den Befehl, ihn in die Arrestzellen im Revier Mitte zu bringen.»
    Mit gewichtigen Schritten stiefelten sie ins Zimmer. Der Polizist, der gerade gesprochen hatte, stellte sich schräg hinter Ole. Der andere packte ihn am Arm und sagte: «Los jetzt! Aufstehen!»
    Der Größere der beiden holte Handschellen heraus und wollte sie Ole Kval gerade umlegen, als Anton ihm die Teile aus der Hand riss und sie auf den Schreibtisch schmetterte.
    «Das ist richtig», erwiderte Anton, «und wissen Sie, wer den Befehl erteilt hat?»
    «Hauptkommissar Ask –»
    «Ich»
, rief Anton, «habe diesen Befehl erteilt. Und er», er nickte Ole zu, «ist einer von uns. Und sollte mir zu Ohren kommen», Anton nahm direkt vor dem Gesicht des großen Polizisten Aufstellung – er musste sich strecken, um groß genug zu sein –, «dass Sie ihm nicht den allergrößten Respekt entgegengebracht haben, dann kann ich Ihnen garantieren, dass das hier Ihr letzter Befehl war. Verstanden?»
    Der Große antwortete nicht.
    «Ob … Sie … verstanden … haben», Anton sah auf die Schulterklappen: zwei Sterne, «Herr Polizeimeister?»
    «Ja … ich hab verstanden», antwortete dieser kleinlaut und sah seinen uniformierten Kollegen verlegen an.
    «Kval wird direkt an Hauptkommissar Lars Askheim übergeben. Und nicht erst in eine Zelle gesteckt.»
    Die beiden nickten und verließen das Büro. Ließen Ole Kval eigenständig und ohne Handschellen zur Tür schreiten.
    Geh jetzt einfach, Ole, dachte Anton. Nicht stehen bleiben. Nichts sagen. Nicht umdrehen. Einfach gehen.
    Er war kaum über die Schwelle, da blieb Ole Kval abrupt stehen. Er drehte sich um. Tränen füllten wieder seine Augen.
    «Es tut mir so leid, Anton.» Er blinzelte. Die Tränen rannen ihm nun über die Wangen.
    «Ich weiß.»
    «Ich würde es wieder tun. Sonst würde ich meine Selbstachtung verlieren.»
    «Das weiß ich auch.»
    Anton und Torp blieben noch eine Viertelstunde sitzen, bevor sie in die Garage hinuntergingen und Kvals weißen Renault Espace herausholten. Sie fuhren von Bryn direkt nach Sarpsborg. Torp hielt auf dem Vorplatz im Ulsten Vei  15 . Der Touran stand immer noch dort. Anton war erleichtert. Unni Kval war nicht allein. Er stieg aus und öffnete das Garagentor. Winkte Torp hinein.
    Vorsichtig ließ Torp das Tor herunter. Als befürchtete er, es könnte kaputtgehen. Mitten auf dem Platz blieben sie stehen.
    Torp warf seinem Mentor einen besorgten Blick zu. «Vielleicht hätten wir es einfach auf sich beruhen lassen sollen. Wir hätten Bernandas Mielkos den Schwarzen Peter zuschieben können, er hat doch bestimmt auch schon irgendwen umgebracht. Kval ist trotz allem ein anständiger Kerl.»
    «Wenn es nur so einfach wäre.» Bei dem Gedanken verzog Anton den Mund zu einem schiefen Lächeln.
    «Am liebsten würde ich Kval laufenlassen. Diesen Askheim anrufen und ihn bitten, alles zu
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