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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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Zwischenfragen unterbrochenen Minuten war klar, dass der Anrufer weder ein Scherzbold war, noch der Grund seiner Meldung lapidare Bedeutung besaß.
    „Bleiben Sie vor Ort und fassen Sie nichts an“, sagte der Polizeibeamte. „Ich werde sofort die zuständigen Stellen informieren.“

Straubing, Polizeipräsidium Niederbayern
Freitag, 5. Januar, 16:50 Uhr
    „Servus, Andreas!“
    Polizeikommissar Bernhard Lichtenberger war angenehm überrascht. Schon lange hatte er nichts mehr von seinem Freund gehört, der als Polizeiführer in der Inspektion Viechtach tätig war. „Was verschafft mir das unerwartete Vergnügen?“
    „Leider kein erfreulicher Anlass. In meinem Revier hat es offenbar einen Mord gegeben.“
    „Tatsächlich? Das wäre der erste seit gut fünf Jahren.“
    „Scheint so. Darüber hinaus dürfte es kein gewöhnliches Tötungsdelikt sein.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich meine, dass es nach einem Triebmord aussieht.“
    „Scheiße …“
    „Ja, und zwar von der besonders unangenehmen Sorte. Geschändet und mit Schnitten am ganzen Körper.“
    Bernhard seufzte tief.
    „In Ordnung“, sagte er. „Gib mir die Details durch.“
    *
    „Anna“, sagte Bernhard, als er das Gespräch beendet und sich seiner Partnerin zugewandt hatte. „Ich fürchte, wir haben Arbeit.“
    „Was Ernstes?“
    „Vermutlich Mord.“
    „Wo?“
    „In einer Waldhütte bei Arnbruck.“
    „Sind schon Leute von uns vor Ort?“
    „Nein. Aber Andreas, ein Freund von mir, hat gemeint, der Anrufer sei glaubwürdig.“
    „Gut, also das volle Programm?“
    „Ja.“ Bernhard nickte. „Wir brechen sofort auf.“
    „Musste so kommen“, murrte Anna und schob ihre Dienstwaffe in den Halfter. „Weshalb immer Freitagnachmittag?“
    „Wüsste ich auch gern“, murmelte Bernhard und wählte die Durchwahl zu seinem Vorgesetzten, während Anna die Ausrüstung zusammenstellte.
    Wie recht sie hat
, dachte Bernhard und rieb sich den verspannten Nacken, als er Minuten später mit seiner Kollegin in den Dienstwagen stieg.
Das war’s wohl mit dem Wochenende
.

Bayern, Rosenheim, Autobahn A8
Freitag, 5. Januar, 17:15 Uhr
    „Ich muss Pipi“, sagte Samantha.
    Ein allgemeines Aufstöhnen wanderte durch das Fahrzeuginnere.
    „Bist du dir sicher?“, erkundigte sich Doris. „Du warst erst vor einer Stunde am Klo.“
    „Ja. Ich muss Pipi“, schmollte Samantha und trat gegen Moritz’ Schienbein, dem ein „Blöde Kuh“ über die Lippen gekommen war.
    „Solange wir hier im Stau stehen, kann ich nichts machen“, sagte Ferdinand. „In zwei Kilometern ist die Abfahrt auf die A93, dann sollten wir schneller vorankommen.“
    „Könntest du nicht gleich hier die Ausfahrt Rosenheim nehmen?“, fragte Doris.
    „Ist ein Umweg. Wir verlieren eine Viertelstunde.“
    „Jetzt sind wir so lang im Stau gestanden, da ist es doch egal, ob wir …“
    „Sie ist sechs Jahre alt und kein Baby mehr!“, fuhr Ferdinand sie an. Seine Stimme war hart und schneidend. „Wenn sie sich nicht mal zehn Minuten zusammenreißen kann, wird sie eben Windeln tragen.“
    „Mit sechs kann man seine Blase noch nicht so gut kontrollieren, das weißt du genau.“
    „Schwachsinn!“, donnerte Ferdinand. „Und jetzt halt den Mund!“
    Eisiges Schweigen breitete sich aus, keines der Kinder wagte einen Mucks. Doris wandte sich ab und blickte aus dem Fenster. Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen.
Es fängt wieder an
, dachte sie und presste die Lippen aufeinander.
Bitte, lieber Gott. Lass nicht zu, dass unsere Familie zerbricht!

Bayerischer Wald, Jagdhaus bei Arnbruck
Freitag, 5. Januar, 18:30 Uhr
    Sie lag auf einem flachen, ausladenden Holztisch, die Gliedmaßen weit von sich gestreckt, wie eine makabre Persiflage auf die menschliche Proportionsstudie Leonardo da Vincis. Die helle, nackte Haut war von zahlreichen Schnitten verunstaltet, die Brüste glichen unförmigen Erhebungen aus Blut und hervorquellendem Fettgewebe. Das Gesicht des Opfers war der einzige Körperteil, der keine Verletzungen aufwies. Die toten Augen waren weit aufgerissen, starrten in beklemmender Leere hinauf an die Zimmerdecke. Obgleich die Züge der jungen Frau unermessliche Qualen offenbarten, war unverkennbar, dass sie eine schöne Frau gewesen sein musste.
    „Wer tut so etwas“, flüsterte Anna und trat zögernd näher.
    Bernhard ermahnte sich zur Behutsamkeit. Seine Partnerin besaß außerordentliche Fähigkeiten, aber sie war noch jung und bisher nur mit vergleichsweise
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