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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Autoren: Mortimer M. Müller
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harmlosen Tötungsdelikten in Kontakt gekommen.
    „Jemand, der nach außen hin der normalste Mensch der Welt sein kann“, erwiderte er und schwenkte die Taschenlampe ein wenig zur Seite. „Nach meiner Erfahrung werden die grausamsten Sexualmorde von Personen verübt, denen es niemand zugetraut hätte, selbst die engsten Bekannten nicht.“
    Anna schüttelte stumm den Kopf. Ihr Gesicht war aschfahl, glich der ausdruckslosen Maske einer Pantomimin. Bernhard hätte nicht gewundert, wenn sie sich erbrochen hätte. Auch ihm war bei dem Anblick übel geworden. Dabei war es nicht so sehr das Bild dieser bestialischen Tat. Nein, es war die Inszenierung. Ein grotesker Aktionismus, der an Werke von Hermann Nitsch erinnerte und doch ganz anders war. Perfider. Gleichzeitig aber auch freimütiger. Der Täter schien keine Wut empfunden zu haben. Mit Sicherheit Erregung, aber keine Aggression. Seine Herangehensweise offenbarte sachliche Distanz; eine Distanz, die beachtliche Selbstdisziplin erforderte. So grausam das Bildnis war, es erweckte den Eindruck, als wollte der Schöpfer etwas vermitteln; ein Wissen nach außen tragen, das wohl nur ihm selbst zur Verfügung stand.
    Bernhard brach ab. So oder so, es handelte sich um eine hochgradig gestörte Persönlichkeit.
    „Haben Sie irgendetwas angegriffen oder verändert?“, wandte sich Bernhard an den Mann hinter ihnen, einen vollbärtigen Riesen in kariertem Hemd und Lederhose, der dem archaischsten Heimatfilm entsprungen zu sein schien.
    „Wos?“ Der Mann machte eine Geste des Abscheus. „Sans wohnsinnig!? I bin kan Schriad näha zuweganga. Hob glei ang’ruf’n und drauß’n g’woart, bis Sie kumman san.“
    „Wie haben Sie die Leiche entdeckt?“
    „Mei Hund hot o’gschlogn. Is’ einebuhrt und hot wia deppat ’böt.“
    „Also Ihr Hund …?“ Es bereitete Bernhard erhebliche Schwierigkeiten, den Dialekt des Einheimischen zu entschlüsseln.
    „Soll ich das übernehmen?“, erkundigte sich Anna.
    „Bitte, das wäre nett.“ Bernhard nickte und wandte sich ab. Er zog einen kleinen Notizblock samt Bleistift aus der Dienstjacke. Seit Jahren hatte er die Angewohnheit, diese Dinge während der Ermittlungen vor Ort immer in Händen zu halten, für den Fall, dass ihm ein spontaner Einfall kam.
    Bernhard ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Es war purer Zufall, dass die Tote entdeckt worden war. Das Jagdhaus wirkte verlassen, gleichzeitig aber sauber und aufgeräumt. Bernhard vermutete, dass man die Hütte vor Beginn des Winters gereinigt, seitdem aber nicht genutzt hatte. Er betrachtete den Körper der Frau. Die Leichenstarre der Toten war noch aufrecht, und er vermochte keinen Verwesungsgeruch festzustellen. Wenn man die warme Witterung berücksichtigte, konnte das Opfer kaum mehr als zwei, drei Tage hier liegen, wenn überhaupt.
    „Was ist mit der Spurensicherung und dem Forensiker?“, wandte sich Bernhard an seine Partnerin.
    „Sollten in wenigen Minuten hier sein“, erwiderte Anna und biss sich auf die Lippen. Ihre Augen waren glasig und von schwarzen Schatten umgeben. Bernhard hätte sie gern emotional gestützt, nur war er in zwischenmenschlichen Angelegenheiten leider ein hoffnungsloser Tollpatsch.
    In ihm keimte der dunkle Verdacht, dass die Tote kein Einzelfall war. Womöglich hatte sich der Mörder – sofern es sich um einen Einzeltäter handelte – bereits an anderen Frauen vergangen. Er meinte sich sogar zu erinnern, in der Kartei auf ähnliche Tötungsdelikte gestoßen zu sein.
    „Oh mein Gott …“ Annas Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Ihre geweiteten Augen fixierten einen ganz bestimmten Körperteil der Toten. Er wollte nicht hinsehen. Er wollte es nicht wissen. Aber er musste. Bernhard beugte sich vor, lugte zwischen die gespreizten Beine der grausam entstellten Frau.
    Der Mörder hatte die Klitoris abgeschnitten.

Kitzbühel
Freitag, 5. Januar, 19:00 Uhr
    Er saß auf der Kante des Bettes und blickte auf seine halb geöffneten Hände hinab. Vor seinem inneren Auge blitzten wiederholt dieselben erregenden Bilder auf. Das Mädchen, wie es nackt auf dem Rücken lag und sich verzweifelt bemühte, die Fesseln abzustreifen. Ihre erbärmlichen Schreie, als er sie wieder und wieder penetrierte. Das Kreischen in seinen Ohren, während er ihre Knospe der Lust entfernte und in die kleine Ampulle mit Alkohol fallen ließ. Ihr heiseres Wimmern, derweil er ihre prallen Brüste aufschnitt und sich an den blutigen Luftblasen seiner Stöße
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