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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar
Autoren: Charlotte MacLeod
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er so gut wie blind war. Übrigens
war das jahrelang wirklich der Fall. Sie haben in der Augenklinik die
Krankenblätter ausgegraben. Erst in den letzten zwei Jahren konnte seine
Sehkraft mit Hilfe von Mikrochirurgie und speziellen Kontaktlinsen dramatisch
verbessert werden.«
    »Wirklich ein Jammer, daß er sie nicht
für bessere Zwecke genutzt hat«, meinte Gerald Whet. »Wenn man bedenkt, welche
Mühe er sich gegeben hat, so zu tun, als könne er nicht einmal seine Hand vor
den Augen erkennen. Das ist doch sicher auch nicht ganz normal, findet ihr
nicht?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Max. »Das
verlieh ihm eine gewisse Macht, die er nie zuvor gehabt hatte, schätze ich,
denn er konnte ja sehen, während alle anderen vom Gegenteil überzeugt waren. Er
konnte sich die unmöglichsten Dinge erlauben, zum Beispiel im Zug in die Rolle
des Sommeliers schlüpfen. Und sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung von Ed
Ashbrooms Freundin verschaffen. Und dann die Verfolgungsjagd, bei der er mich
am Sonntag durch ganz Beacon Hill gelockt hat. Ich weiß nicht, ob er
vortäuschen wollte, er wäre Sie, Gerry, oder Ed Ashbroom, später hat er
jedenfalls versucht, mich auf Ashbroom anzusetzen.«
    »Wie das?«
    »Er hat mir weiszumachen versucht, daß
ihn Ashbroom nach Boston chauffiert habe, obwohl er gewußt haben muß, daß die
Hausangestellten, besonders Egberts Bekannte Guinevere, beschwören konnten, daß
ihr Chef zu der Zeit längst in Bexhill war und ihnen auf den Wecker ging.
Übrigens hat Ihr Anruf bei Guinevere, Egbert, dazu beigetragen, Jems Leben zu
retten. Ihre Erkundigungen über Obed Ogham übrigens auch, Gerry. Als mir erst
einmal klar war, daß die beiden als Verdächtige ausschieden, ging mir auf, daß
es sich nur um Durward handeln konnte. Und da bin ich in Panik geraten.«
    »Das war dann wohl mein verdammtes
Glück«, brummte Jem. »Mich hat er nämlich total hinters Licht geführt. Und das
ist nicht einfach, das könnt ihr mir glauben.«
    »Ich weiß«, sagte Max. »Du hättest dich
bestimmt nicht von ihm in eine Sammelbüchse der Heilsarmee schubsen lassen wie
ich.«
    »Eine Sammelbüchse der Heilsarmee?«
Cousine Theonia zog ihre Augenbrauen hoch. »Wie überaus rücksichtslos von ihm.
Es sei denn, er ist vollkommen unzurechnungsfähig und kann für seine Taten
nicht verantwortlich gemacht werden«, fügte sie hinzu, denn Theonia glaubte
daran, daß man jedem Menschen diese Möglichkeit zumindest zubilligen sollte.
    »Ich denke, es wird ganz schön schwer
für ihn sein, sich da herauszuwinden«, sagte Max. »Den neuesten Informationen
zufolge hat er sich nämlich offenbar in ein Konkurrenzunternehmen der
Importbranche eingekauft. Was auch immer seine anderen Motive gewesen sein
mögen, es scheint ganz so, als hätte er es vor allem darauf abgesehen gehabt,
die Tolbathys zu ruinieren.«
    »Aber warum denn nur?« fragte Tom
Tolbathy. »Mein Gott, der Markt wäre doch groß genug für uns beide gewesen. Wir
sind doch wirklich keine rücksichtslosen Konkurrenten.«
    »Als ich mit ihm sprach, kurz bevor er
zu Jem ging, hatte ich den Eindruck, daß Durward sein Leben lang nicht
verwinden konnte, daß sein Urgroßvater seinen Anteil vorzeitig verkauft hat und
die Tolbathys sehr viel bessere Umsätze machten, nachdem die Durwards nicht
mehr am Geschäft beteiligt waren und alles verpatzten. Diesen Erfolg hat er als
eine weitere persönliche Demütigung angesehen.«
    »Aber Tom und Wouter haben ihn nie
gedemütigt«, protestierte Gerald Whet. »Keiner von uns hat das getan. Wenn man
zusammen die Schulbank gedrückt hat, darf man sich doch gelegentlich ein
bißchen auf den Arm nehmen, das ist doch nur Spaß. Hat Quent das denn nicht
verstanden?«
    »Ich war schon immer der Auffassung,
daß die Unfähigkeit, über sich selbst zu lachen, das schlimmste Unglück ist,
das einem passieren kann«, bemerkte Brooks ernst.
    »Wie recht du hast, Liebling«, gurrte
Theonia und zupfte anmutig ihren Spitzenkragen zurecht. »Aber weißt du, Max,
ich verstehe immer noch nicht, wie Mr. Durward all diese schrecklichen
Täuschungen zustande gebracht hat. Am meisten interessiert mich, wie er es
bewerkstelligt hat, unserem lieben Jem die schwere Kette vom Hals weg zu
stehlen. Das muß ja ein ganz raffinierter Taschenspielertrick gewesen sein.«
    »Magnettrick, würde ich eher sagen«,
klärte sie Max auf. »Ich bin darauf gekommen, als ich mir Wouters
Modelleisenbahn angesehen habe. Er hat sie so konstruiert, daß sie mit
magnetischen
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