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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar
Autoren: Charlotte MacLeod
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war wieder in seinem
Element, in seine eigenen vier Wände zurückgekehrt, das Bein auf einem Kissen
ruhend, in der Hand ein Glas. Egbert hatte eine ansehnliche Willkommensparty
vorbereitet; zu den Gästen gehörten natürlich Max und Sarah, die in ihrem roten
Weihnachtskleid ganz bezaubernd aussah, sowie Brooks, das Haar frisch
pomadisiert, und schließlich Theonia, unglaublich attraktiv in einem
Abendkleid, welches sie aus zwei Crêpe-de-Chine -Chemisen und einem
Hausanzug aus grünem Satin aus der Zeit von Ann Harding, die zur Aussteuer von
Sarahs Tante Caroline gehört hatten, eigenhändig kreiert hatte.
    Auch Cousin Dolph und seine Frau Mary
hatten kurz vorbeigeschaut, konnten jedoch nicht lange bleiben. Sie gaben für
einige von Marys ehemaligen Kollegen ein Abendessen im Recycling-Zentrum für
Senioren. Dolph beabsichtigte, als Weihnachtsmann aufzutreten, und hatte sein ›Ho-Ho-Ho!‹
bereits unter donnerndem Beifall vorgeführt. Er hatte Jem sogar erlaubt, eine
Weile seinen Bart zu tragen, ehe er und Mary sich auf den Weg gemacht hatten.
    Gerald Whet war gemeinsam mit Tom
Tolbathy erschienen, und beide sahen bedeutend besser aus als noch vor ein oder
zwei Tagen. Marcia sollte am folgenden Morgen aus dem Krankenhaus von Bexhill
entlassen werden. Hester war bereits wieder zu Hause und wurde von ihren
hingebungsvollen Schwiegertöchtern und dem Enkelkind verwöhnt, das auf so
glückliche Weise dem Gifttod im Zug entronnen war. Hester hatte Jem einen
großen Freßkorb mit importierten Delikatessen geschickt, dabei jedoch von
Kaviar abgesehen.
    Die Rückrufaktion war natürlich
gestoppt worden, sobald Quent Durwards heimtückische Tat an die Öffentlichkeit
gedrungen war, doch Tom erzählte, Hester habe nicht vor, den Tafelaufsatz ihrer
Großtante so schnell wieder hervorzuholen.
    »Quent hört gar nicht mehr auf zu
gestehen«, teilte Whet den Anwesenden mit. »Ich habe auf dem Weg hierher einen
kleinen Umweg über die Charles Street gemacht und im Gefängnis vorbeigeschaut.
Man hat mir dort mitgeteilt, daß er ins Bridgewater
State Hospital für geistesgestörte Kriminelle verlegt werden soll. Er
ist scheinbar völlig übergeschnappt und behauptet steif und fest, daß er den
Brüdern nur demonstrieren wollte, wie man Scrooge wirklich spielt. Er
behauptet, daß alles unsere eigene Schuld war, weil wir dich zum Allerwertesten
Fischkopf gewählt haben, Jem, und nicht ihn. Er habe nur das Wohl des Clubs im
Sinn gehabt, als er dich aus dem Weg räumen wollte. Er hat wahrhaftig
vorgehabt, dich zu töten, sagen sie.«
    »Der Verdacht ist mir auch schon
gekommen«, erwiderte Jem völlig nüchtern, trotz der fünf Martinis, die er
bisher getrunken hatte.
    Erwartungsgemäß hatte man sowohl in der
Ginflasche als auch in dem Streichkäse, den Durward ins Krankenhaus mitgebracht
hatte, Colchicin gefunden.
    Außerdem hatte man Spuren einer äußerst
unangenehmen Substanz auf den Spitzen der kleinen Stifte zwischen den Gliedern
der Großen Kette entdeckt, die er dort appliziert haben mußte, ehe er sie in
Geschenkpapier eingewickelt und Jem Kelling zurückgegeben hatte.
    Zweifellos hatte er vorgehabt, die
Päckchen abzuliefern und danach das Krankenhaus sofort wieder zu verlassen. Er
hatte ganz richtig vermutet, daß Jem während des Sturms keine Besucher haben
würde. Da er seinen Clubbruder kannte, konnte er sicher sein, daß der
Allerwerteste Fischkopf die Geschenke auf der Stelle aufreißen, sich die Kette
um den Hals legen und sich einen Schluck aus der Flasche genehmigen würde.
    Früher oder später wäre dann eine
Krankenschwester erschienen und hätte feststellen müssen, daß sie einen
Patienten verloren hatte. Niemand hätte gewußt, wer Jem die tödlichen Geschenke
gebracht hatte. Und falls doch irgend jemand Durward in seiner
Scrooge-Verkleidung gesehen hätte, so hätte er ihn wahrscheinlich für einen
Unterhaltungskünstler gehalten, der gekommen war, um die Patienten ein wenig
aufzuheitern. In der Weihnachtszeit gab es eine Menge derartiger
Veranstaltungen.
    Als letzte Möglichkeit hätte Durward
die Sache immer noch jemand anderem in die Schuhe schieben können, genauso, wie
er versucht hatte, Ashbroom oder Whet als mögliche Verdächtige für die
bisherigen Morde hinzustellen.
    »Glaubst du, daß er wirklich wahnsinnig
geworden ist, Max?« fragte Sarah.
    »Seine Eitelkeit ist jedenfalls
pathologisch. Du hast ja schon darauf hingewiesen, Jem, als du mir erzählt
hast, daß Durward nicht zugeben wollte, daß
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