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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Autoren: Klaus Regner
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Grund, so ganz ohne schlec htes Gewissen … bis man sein Bankkonto sieht und nicht mehr weiß, woher man seine Dosis bekommt und sein Döschen mit dem weißen Pulver auffüllen kann. Ach, das Leben kann so beschissen sein. Ich trete im Geiste das Gaspedal so richtig durch, um so schnell wie möglich von hier wegzukommen, die Reifen rauchen, der Motor heult. Weg, einfach nur weg. Selbst in dem derzeit befindlichen Alkoholspiegel wird mir klar, dass ich mich keinen Zentimeter fortbewege. Schneller Klaus, tritt die Tube durch. Scheiße aber auch, nichts funktioniert. Wo ist denn nun die Kraft der Gedanken, von der alle Gurus aus Indien sprechen? Ha?
      Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich als nächstes getan habe, ich denke, es hat mit einem ze rbrochenen Glas zu tun. Draußen auf der Terrasse, wo gegrillt wird und die Leckereien auf den Gitterstäben warm gehalten werden – umrandet von ein paar Ofenkartoffeln – setze ich mich auf die Stiege. Der stämmige Türke dreht die Kartoffeln und fragt: „Hast du noch Hunger?“
      Ich verneine und sage: „Aber Durst.“
      „Das sehe ich!“
      Und ich wende ärgerlich meine Blicke von ihm ab. Sie treffen auf einen Liegestuhl, der mi tten im Grünen platziert ist, umrandet von spielenden Schmetterlingen, sich im Wind wiegenden Zweigen, hohen Grashalmen und der darauf liegenden Sylvia, wie eine Fata Morgana sieht sie aus. Sie liegt einfach nur da, Sabber trieft ihr aus der rechten Mundhälfte, weil das Gesicht so schräg liegt, der Joint ist abgebrannt und nur noch Asche zwischen ihren Fingern.
      Sie macht sehr tiefe Luftzüge.
      Der Türke in spe lacht und setzt sich zu mir. Ich nehme den letzten Schluck aus meiner Flasche Bier (hab ich schon gesagt, dass es Stiegler ist?) und er überreicht mir – wie durch Zauberhand – eine neue Flasche und sagt: „Dir geht es wirklich nicht gut, oder?“
      „So, lala …“, was auch immer das heißen mag. „Ich…,“, was soll ich nur sagen?, „du hast gut r eden, dich befriedigt schon das Essen und du gehörst wahrscheinlich zu der Sorte Mensch, die morgens bei der Wiederholung von Gute Zeiten, schlechte Zeiten in Euphorie verfallen und anschließend im Internet nach Patenschaften in Afrika googlen, dann ehrenamtlich Hundesitting für ein Tierheim betreiben und den Herrn der Ringe jedes Jahr wieder lesen. Aber ich, ich bin abgerutscht und ich sehne mich gerade nach Koks, aber wie du siehst, nehme ich keines … und manchmal täte mir eine Ecstasy wirklich gut, um das scheiß Leben zu vergessen. Die pusht so schön …“, sage ich und reibe mir meine roten Augen und fühle den Weltschmerz auf meinen sehnigen Schultern.
      „GZSZ ist gar nicht so anspruchslos wie die Leute immer sagen!“
      Der große, dicke Mann bläst sich vor mir auf und sieht mich traurig an. „Sorry, ich bin depressiv“, schon ziemlich lange, denke ich mir! „Hab ich was Falsches gesagt?“, frage ich schnell nach und schieße nochmals eine Entschuldigung hinterher.
      „Du, Klaus, wenn es zur Abstimmung kommen sollte, ob du bei uns mitarbeiten darfst oder nicht, we rde ich gegen dich stimmen.“
      „Was? Abstimmung? Wegen GZSZ?“
      „Hast du geglaubt, dass du einfach so – mit deinem Verhalten – einen Job bekommst?“, sagt der stämmige Türke und geht wieder an seinen Griller zurück.
      (Hinbiegen Klaus, bieg die Scheiße wieder hin.)
      „Es tut mir leid“, sage ich einfühlsam, „es tut mir so leid“, und mir schießen die Tränen in die Augen und ich weiß ja nicht, was in mich gefahren ist, aber ich frage ihn, ob ich ihm einen blasen soll, so als Wiedergutmachung. Der stämmige Türke schüttelt nur seinen dicken Kopf und seine Löckchen wackeln mit ihm. – Wie kleine Brüstchen, die am Kopf festgewachsen sind.
      „Du hast keine Ahnung von meinen Problemen“, sage ich genervt, „mein Wohnungskollege ist heute wegen Tötung abgeführt worden, was glaubst du, was das für ein Schock für mich ist!“
      Der stämmige Türke sieht zu mir herüber. Die Nachtlampe ist eingeschaltet worden, Fliegen oder komische Insekten kreisen um das Licht, es nervt, es surrt und ich sage ihm nochmals, dass es mir leid täte. Ich fasse mich ja am Riemen, aber es ist nicht so einfach, wie sich das alle vorstellen.
      „Du musst wenigstens einmal den Versuch starten, ein besserer Mensch zu werden, das ist das was uns auszeichnet, hier, die Grünen Kidz“, ist seine trockene Antwort. Und ich kann sie ihm nicht mal ve
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