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Jungsspaß und Maedchenpanik

Jungsspaß und Maedchenpanik

Titel: Jungsspaß und Maedchenpanik
Autoren: Martin Klein
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stillzustehen. Arians Füße ruhten auf dem rollenden Ball und seine wild schlenkernden Arme erstarrten. Arian war mit dem Ball zu einer Fußball- Eistänzer – Statue vereint. Allerdings nur für eine halbe Sekunde. Der Ball rollte weiter. Arian knickte fürchterlich um und stürzte zu Boden.
    »Mannomann!« Pablo sprang auf. »Ich hab’s doch gleich gesagt! Warum …«
    »Der Ball ist nicht in Ordnung!« Arian umklammerte seinen rechten Fuß. »Viel zu prall aufgepumpt! Der gibt kein bisschen nach! Deshalb hab ich keinen Halt gefunden!«
    »Mannomann«, brummte Pablo. »Das war mehr Traumtänzer als Eistänzer.«
    »Ich will nichts hören, kapiert?!«, knurrte Arian. Ächzend zog er Schuh und Strumpf aus. Die Schmerzen und der gleichzeitige Versuch, dabei sorglos zu grinsen, erzeugten einen seltsamen Ausdruck auf seinem Gesicht.
    ›Er sieht aus, als hätte er einen Fliegenpilz gegessen‹, dachte Pablo, aber das behielt er für sich.
    »Na, siehst du«, ächzte Arian und streckte Pablo mühsam den Fuß entgegen. »Alles in Ordnung! Ich mach ’ne kurze Pause und dann kommt auch schon der nächste Versuch.«
    Pablo rieb sich übers Kinn. »Willst du damit vielleicht sagen, dein Knöchel ist immer so dick und blau?«
    »Oh, tatsächlich, ein kleiner Bluterguss.« Arian zuckte die Schultern. »Na gut, dir zuliebe mache ich Schluss für heute.«
    Sie blieben eine Weile an der Unfallstelle sitzen.
    »War ich nah dran, es zu schaffen?«, fragte Arian. »Sei ehrlich.«
    »Du warst ganz nah dran«, sagte Pablo. »So nah dran wie ein Torwart an der Torjägerkrone.«
    »Blödmann.« Arian lächelte schief. »Okay, und jetzt ist alles wieder in Ordnung. Auf geht’s! Ich muss mich ja auch noch mal zu Hause sehen lassen, bevor wir losfahren, und ein paar Sachen packen.« Er richtete sich auf, versuchte einen Schritt, schrie auf und sackte zu Boden zurück. »Mann, tut das weh! Vielleicht habe ich mich doch ein bisschen stärker vertreten. Na, egal.«
    Vergeblich versuchte er, sich den Strumpf wieder überzustreifen. An den Schuh war erst recht nicht zu denken.
    »Dann bleibe ich eben barfuß«, murmelte er. »Hatte ich sowieso vor, ist ja Sommer.«
    Pablo verzichtete auf den Hinweis, dass es auch im Sommer nicht üblich ist, mit nur einem nackten Fuß herumzulaufen.
    »Los, ich stütz dich.« Er streckte Arian die Hand entgegen. Arian zog sich an ihm hoch und legte ihm den Arm um die Schultern. Hinkend und stöhnend kämpfte er sich zu seinem Fahrrad. Pablo half seinem Freund in den Sattel. Arian stieß sich einbeinig ab und radelte los. Er konnte nur ein Pedal ordentlich benutzen. Der lädierte Fuß war zum Treten nicht zu gebrauchen. Im Zickzack eierte Arian Richtung Straße. Pablo sicherte hinter ihm ab und sie nahmen lahm Kurs auf Arians Zuhause.
    Es ist erstaunlich, wie schwierig ganz einfache Sachen werden, wenn man mit einem Fuß nicht auftreten kann. Arian bekam nicht einmal das Gartentor auf.
    Danach musste Pablo ihm beim Absteigen helfen und den kurzen Fußweg zur Haustür hätte Arian ohne ihn nur krabbelnd bewältigen können.
    Eine von Arians großen Schwestern machte auf. Sie trug einen aufwendig frisierten Haarturm und war von den bunt lackierten Fingernägeln über die genau berechneten Knitterfalten im Minirock bis zu den glänzenden Lackstiefeln sorgfältig zurechtgemacht. Sie musterte die beiden Jungen, die Arm in Arm vor ihr standen, von oben bis unten und fragte kokett: »Seid ihr zwei Hübschen ineinander verliebt?«
    »Du kriegst gleich eine gescheuert«, sagte Arian.
    Seine Schwester verdrehte die Augen. »Oh, jetzt fürchte ich mich aber! Ihr wisst, dass ihr ausseht, als hättet ihr stundenlang in einem Schlammloch gebadet, oder?«
    Arian bedeutete Pablo mit einer Kopfbewegung, dass er mit ins Haus kommen sollte, und knurrte: »Weg da!«
    »Geht’s nicht noch ein bisschen charmanter?«, fragte seine Schwester und trat mit angeekelter Miene beiseite.
    Arian und Pablo humpelten los.
    Im Wohnzimmer ließ Arian sich aufs Sofa plumpsen und grinste erleichtert. »Ich fühle mich schon wieder viel besser! Jetzt brauche ich nur ein bisschen Schonung und morgen früh ist alles wieder gut.«
    »Spinnst du?! Was machst du mit den schmutzigen Fußballklamotten auf dem Sofa?!«
    »Das Sofa schmutzig machen natürlich«, sagte Arian.
    Jetzt hatten Pablo und Arian es schon mit zwei großen Schwestern zu tun. Die zweite war extra blass und komplett schwarz gekleidet. Ihre Augen waren so dick geschminkt, dass sie
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