Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
war gar nicht einfach, den Dummheiten aus dem Weg zu gehen. Dabei hatte ich es wirklich vor. Aber schon auf der Zugfahrt fingen sie an, mich einzuholen.
    Das Gürteltier und der Alke fuhren mit uns nach Berlin und natürlich wollte niemand freiwillig mit Alke in ein Abteil. Also hatte das Gürteltier uns die reservierten Plätze per Los zugeteilt.
    Wie es das Schicksal wollte, kam ich mit Meinrad, dem Nebelding, Kati, Jakob und dem Gürteltier höchstpersönlich in ein Abteil. Zuerst war es ganz lustig. Das Gürteltier war gut gelaunt und erzählte uns Streiche aus ihrer Schulzeit. Einmal hatte das Gürteltier die Schafe ihres bösen Nachbarn blau angestrichen und ein anderes Mal hatte es dem Nachbarn eine Kartoffel in den Auspuff gesteckt. Das Auto war explodiert.
    Ich war natürlich nicht so naiv wie Meinrad, der das alles für bare Münze nahm und fortwährend »Boah!« sagte, aber selbst wenn die Hälfte davon erfunden war, konnte man doch wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Jugend von damals viel, viel schlimmer war als wir heute.
    »Aber ich habe niemals einen Mitschüler durch eine Wand geschubst«, sagte das Gürteltier.
    »In Ihrer Schule waren die Wände auch sicher noch aus Stein«, sagte ich und da lachte das Gürteltier.
    Als es später für ein paar Minuten verschwand, um in den anderen Abteilen nach dem Rechten zu sehen, holte Meinrad einen kleinen Plastikbeutel mit grünen Krümeln aus seinem Rucksack.
    »Schaut mal, was ich hier habe«, sagte er. »Echter Blauer Dalmatiner.«
    »Krümel vom Hund?«, fragte Jakob verdutzt.
    »Nein«, sagte Meinrad, wirkte aber vorübergehend verunsichert. »Ich meine, Gelber Irish Setter, nein, Grüner Afghane.«
    »Hasch?«, rief Jakob aus. Ich hatte nicht gewusst, dass man dem Zeug bunte Hundenamen gab, aber Jakob wusste immer alles.
    »Yeah, Baby«, sagte Meinrad.
    »Bist du irre?«, sagte Jakob, aber das Nebelding beugte sich interessiert vor.
    »Ist das wirklich echtes Marihuana?«, fragte sie. »Mensch, das muss ja ein Vermögen gekostet haben.«
    »Nö«, sagte Meinrad und strahlte. »Ich habe da so meine Quellen. Ich habe nämlich eine Kusine, die ist total cool, die baut das Zeug selber an. Voll biologisch-dynamisch. Ich hab sie angehauen, ob sie mir nicht ein paar Gramm geben könnte, und da hat sie mir doch tatsächlich dieses Tütchen hier geschenkt.«
    »Das ist doch nicht zu fassen«, sagte Jakob. »Deswegen kannst du nach Hause geschickt werden. Oder gleich von der Schule fliegen.«
    »Reg dich nicht auf«, sagte Meinrad. »Wir werden uns einfach nicht erwischen lassen, okay?«
    »Wir?«, fragte ich. Hallo, Dummheit, ich komme!
    »Na klar – ich gebe euch allen was davon ab«, sagte Meinrad. »Das wird die allercoolste Klassenfahrt überhaupt.«
    »Ja«, freute sich das Nebelding. »Wo wir ja schon keine Alkopops mitnehmen durften.«
    »Aber wie raucht man das denn?«, fragte Kati und musterte die Krümel misstrauisch.
    »Na, mit einer Zigarette natürlich, du Dummerchen«, sagte Meinrad. »Man dreht die Krümel einfach mit dem Tabak in das Papier ein. Oh, jetzt sag bloß, du hast dir noch nie ’ne Zigarette gedreht, Kati!«
    Kati schüttelte den Kopf. Natürlich hatte sie sich noch nie eine Zigarette gedreht. Warum sollte sie auch? Sie rauchte ja gar nicht.
    Rauchen war überhaupt saudoof.
    Das Gürteltier näherte sich auf dem Gang. »Das bleibt unter uns«, zischte Meinrad. »Nur wir fünf sind die Bewahrer des Geheimnisses, ist das klar?«
    Wir schworen, kein Wort über den Grünen Afghanen zu verraten.
    Das Gürteltier schob die Tür zum Abteil auf und wir tauschten verschwörerische Blicke. Wenn das arme Gürteltier wüsste, was sich in Meinrads Tasche befand, dann wäre die Hölle los. Aber es schöpfte keinen Verdacht, verzehrte in Ruhe sein Salamibrot und verbreitete weiter gute Laune.
    »Sobald wir in der Jugendherberge sind, geht es los«, sagte Meinrad, als das Gürteltier nach einer Stunde wieder verschwand. »Wir warten, bis die Lehrer pennen, dann drehen wir uns den Joint und feiern eine Party.«
    »Nur wir fünf«, sagte das Nebelding.
    »Nur wir fünf«, sagte Meinrad.
    Wir anderen sagten nichts.
    In diesem Augenblick kam Alyssa zur Tür herein und ließ sich auf den freien Platz fallen.
    »Oh Mann!«, stöhnte sie. »Ich sitze in einem Abteil mit Simon und dem Alke. Da stinkt es vielleicht, sag ich euch.«
    »Jedem, was er verdient«, sagte ich.
    »Und, was macht ihr so?«, fragte Alyssa.
    »Gar nichts«, sagten wir schnell.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher