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Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Titel: Jungen und Maedchen - wie sie lernen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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(und seinen deutschsprachigen Anrainern) geschieht es jedoch selten, daß unsere Männer in Tanz ausbrechen, dafür haben viele von ihnen gelernt, dreimal die Woche durch den Wald zu rennen. Sie haben inzwischen begriffen: Neben der körperlichen Gesundheit profitieren sie auch geistig – das gilt auch für Frauen, aber in schwächerem Maße (außer natürlich bei sehr muskulösen Frauen).
    Weil dieser Aspekt im Seminar oft lange Debatten auslöst (vor allem bei Menschen, die immer noch daran festhalten wollen, daß Männer und Frauen doch „gleich“ seien), lassen Sie mich hinzufügen: Die Zahl der Mädchen, die unbedingt auf Bäume klettern wollen (der sogenannten „ burschikosen“ Mädchen , deren Körperbau mehr Muskeln aufweist als der besonders „femininer“ Geschlechtsgenossinnen), ist extrem gering. Ebenso können wir Mädchen, die ständig unruhig herumwippen oder die bei jeder Gelegenheit boxen und raufen wollen, an wenigen Fingern abzählen. Oder umgekehrt: Niemand hat unseren Jungen im Westen das Gummibandspringen verboten, ebenso das Herumhüpfen auf Figuren, die aufs Pflaster gemalt wurden – sie tun es aber nicht, weil eben diese Art von Bewegung nicht die ihre ist: Während sie herumlaufen und springen (hoch und weit, kraftvoll), beobachten wir, daß Mädchen selten springen, sondern mehr hüpfen (auch wenn sie es Seil„springen“ nennen, es ist meist eher ein Hüpfen). Die Stärke der Mädchen liegt darin, lange, komplexe, rituelle „ choreographierte “ Abläufe zu absolvieren (oft mit 20 lokalen Variationen, welche die Mädchen alle kennen und der Reihe nach hüpfen). Nun sind zwar auch Jungen zu Disziplin bereit und fähig (z. B. bei Team-Sportarten), aber eine längere Abfolge von Bewegungen können sie erst ab der Pubertät lernen, weshalb sich kleine Jungen noch nicht fürs Tanzen interessieren (auch große Tänzer begannen erst mit der Pubertät). Das kann man übrigens auch bei den diversen Casting-Shows immer wieder klar beobachten: Die größeren Jungen schaffen es, längere choreographische Reihen zu lernen und nachzutanzen, die jüngeren haben damit noch ihre Probleme. Diese Fähigkeit wird übrigens der Feinmotorik zugeordnet (wir kommen noch darauf zurück).
    Aber zurück zum allgemeinen Bewegungsdrang von Jungen, der sich aus ihrer körperlichen Entwicklung herleitet: Weltweit sind kleine Jungen stundenlang „weg“; sie durchstreifen die Gegend, in der sie wohnen, zu Fuß, sie treiben Sport, sie hampeln herum, d. h., sie bewegen sich die meiste Zeit. Wenn sie länger stehen, dann wippen sie (also haben sie einen Weg gefunden, „gehend“ zu stehen). Auch bei uns waren die kleinen Jungen früher den ganzen Tag unterwegs, sie sind gelaufen, herumgesprungen, sie sind auf Bäume geklettert, über Gräben gesprungen etc. Auch sie stehen gerne WIPPEND (was man ihnen meist sofort verbietet!). Es gibt auch heute noch Gesellschaften, die der Natur nicht so zuwiderhandeln wie wir in den Industrienationen, und überall bewegen sich Männer weit mehr (bis ins Seniorenalter). Die sogenannten „Zivilisationskrankheiten“ sind die Quittung dafür, daß unsere Männer jahrzehntelang glaubten, Naturgesetze brechen zu können; seit einigen Jahren hat sich der Trend zwar umgekehrt, nun dürfen Männer sich mehr bewegen, während kleine Jungen noch immer „brav“ sein und stillsitzen bzw. oft stillstehen sollen.

Lernfenster Grob-/Feinmotorik (Überblick)
    Jetzt können wir uns einen Überblick verschaffen, denn zur Grob- bzw. Feinmotorik gehören einige Aspekte, die wir normalerweise nicht unter Grob- oder Feinmotorik eingeordnet hätten (nach McGUINNESS). Allerdings müssen wir daran erinnern, daß niemand 100 % männlich oder 100 % weiblich ist – auch Kinder nicht (vgl. Hier geht's los , Seite 8 ff.).
    GROBMOTORIK (Jungen VOR, Mädchen NACH der Pubertät)
    Es beginnt mit der Körper-BEWEGUNG, entweder indem der gesamte KÖRPER BEWEGT wird (gehen, rennen, laufen, springen) oder indem man einen TEIL DES KÖRPERS bewegt, z. B. bei Ballspielen (werfen, fangen) oder Ziel-Tätigkeiten (von Pfeilschießen über Speerwerfen bis zu modernen Waffen). Ein Teil dieser Fertigkeiten beruht auf der großartigen HAND-AUGE-KOORDINATION (Ball in Korb oder Dart auf Zielscheibe werfen, Hammer auf Nagel schlagen etc.). Zur Grobmotorik gehört die Entwicklung von KRAFT. Wiewohl wir bei geistiger Entwicklung NICHT vom chronologischen Alter ausgehen sollen (vgl. Seite 94 f.), ist dies bei der
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