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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman
Autoren: Andreas Franz
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Freunde und Kontakte, die alles für ihn getan hätten. Und man munkelte, es würde bestimmt nicht lange dauern, bis Menzel wieder ganz oben stand, er war ja noch nicht alt, und er hatte vor allen Dingen eines - Geld.
Berger hatte sein Haus schätzen lassen. Schließlich beauftragte er einen Makler mit dem Verkauf. Nach Abzug sämtlicher Kosten würden immer noch über eine halbe Million übrigbleiben.
Kurz nach Prozeßende reichte Berger seine Kündigung ein. Er wollte noch ein Jahr arbeiten und bis dahin und in aller Ruhe ein Domizil für sich und seine Tochter in Florida suchen.
Es gab viel zu vergessen, das Leben neu zu überdenken. Nicht nur er, auch Julia Durant fragte sich mehr als einmal, was wohl aus Joanna Schulz und ihrem Sohn geworden sein mochte, es hieß nur, sie hätten eine Wohnung in Hamburg gefunden, außerdem kursierte das Gerücht, es gäbe schon einen neuen Mann in ihrem Leben. Sie hatte Berger gefragt, warum Schulz sich das Leben genommen hatte, sie wußte genau, daß er es wußte, aber er wollte mit der Sprache nicht rausrücken. Er murmelte etwas von Depressionen, unter denen Schulz angeblich schon seit längerem gelitten hatte, der Tod seiner Tochter wäre nur der berühmte letzte Tropfen gewesen. Aber die Kommissarin vermutete, daß irgendwie Menzel seine Finger im Spiel hatte. Sie würde nie das entsetzte Gesicht von Schulz vergessen nach der kurzen Unterhaltung, die er allein mit Menzel geführt hatte. Und auch nie, wie er sich benommen hatte, als er betrunken ins Präsidium getorkelt war. Die Frage, die sie sich immer wieder stellte, war, woher hatte Joanna Schulz auf einmal die hunderttausend Mark? War sie wirklich eine Nymphomanin, die es mit jedem trieb und getrieben hatte, vielleicht sogar auch mit Menzel? Was hatte Joanna Schulz tun müssen, damit man ihr das Geld gab? Fragen über Fragen, auf die nur Joanna Schulz eine Antwort hatte, vielleicht auch Berger, aber der würde sich hüten, auch nur eine Andeutung zu machen, zum einen, weil ihn mit Schulz eine tiefe Freundschaft verbunden hatte, zum andern, weil er die Gerüchteküche, in der Gehässigkeiten und Verleumdungen brodelten, nicht noch zusätzlich anheizen wollte. Berger hielt sich raus, er war kein Kämpfer, er sehnte sich nur nach Ruhe.
Der Anruf erreichte Julia Durant am Tag des Prozeßbeginns abends um zehn. Susanne Tomlin. Sie rief aus Frankreich an.
»Hallo«, sagte sie, »ich habe versprochen, mich einmal bei Ihnen zu melden. Es ist zwar schon spät und es tut mir leid, daß ich so lange nichts habe von mir hören lassen, aber ich hatte eine Menge zu verdauen, wie Sie sich vorstellen können. Aber ich will nicht lange reden, ich rufe eigentlich nur an, um Sie zu fragen, ob Sie nicht Lust hätten, mich an Weihnachten und vielleicht auch über Neujahr...« Sie druckste verschämt herum, bevor sie fortfuhr, »nun, ich möchte Sie einladen, mich und meine Kinder in Frankreich zu besuchen. Natürlich nur, wenn Sie es einrichten können.« »Meinen Sie das im Ernst?« fragte Julia Durant, die ihre Freude nicht verbergen konnte. »Gerade gestern hat mein Vater, mit dem ich die Feiertage verbringen wollte, mich angerufen und mir mitgeteilt, daß er über Weihnachten für unbestimmte Zeit auf die Kanaren fliegen will. Ich wäre sowieso allein hier.«
»Prima, und natürlich meine ich die Einladung ernst. Ich würde mich sehr freuen, Sie wiederzusehen. Sagen Sie einfach nur ja. Ich muß Ihnen ganz ehrlich gestehen, ich kann meine blasierten Nachbarn nicht mehr ertragen«, sagte sie lachend. »Ich möchte endlich mal wieder ein normales Gesicht sehen.« Es war schön, Susanne Tomlin lachen zu hören. »Also gut, ich nehme an. Ich habe sowieso ab dem zweiundzwanzigsten Urlaub...« »Zwei Wochen? Oder bleiben Sie, so lange Sie möchten. Ich wette mit Ihnen, Sie werden gar nicht mehr weg wollen. Ob Sie es glauben oder nicht, selbst jetzt haben wir herrliches Wetter hier. Ab und zu ein bißchen Regen...«
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