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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Himmelbett fiel, schlief er sofort ein.
    Das leise Klingeln des Telefons hätte Julius sicher überhört und weitergeschlafen, aber leider hatte es Herrn Bimmel aus seinen Katerträumen gerissen. Nun saß dieser laut maunzend vor dem Unruhestifter, so, als könnte er ihn durch ausgiebigen Gesang besänftigen. Julius war wach. Selbst die süßesten Träume konnten dieses Konzert aus Miauen und Klingeln nicht überdecken. Der so rüde Geweckte schleppte sich schlaftrunken zum Telefon, im Dunkeln gegen Tisch und Kratzbaum stoßend.
    »Eichendorff.«
    »Julius, es ist etwas Schreckliches passiert!«
    Die kieksende, überdrehte Stimme klang nach Annemarie, Giselas Schwägerin. Eine Frau, mit der man nach Julius’ Meinung besser nicht ins Gespräch kam.
    »Hm.«
    »Hab ich dich geweckt?«
    Julius blickte auf die Uhr im Telefondisplay. Angesichts der Tatsache, dass es acht Uhr morgens und er Koch war, wirkte diese Frage schon ein wenig unverschämt. Aber Julius war noch zu maulfaul, um seinem Ärger Luft zu machen. Es war einfach zu anstrengend, die Zähne zu bewegen.
    »Ja.«
    Sie ging nicht darauf ein. »Julius, du kennst doch so viele wichtige Persönlichkeiten. Du musst etwas für Gisela tun! Sofort !«
    Als er merkte, wie dringlich Annemaries Stimme klang, wurde er mit einem Mal wach. Es war, als hätte ihm jemand einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet.
    »Was ist denn mit Gisela?«
    »Ach, das weißt du ja noch nicht! Ich bin doch die Nacht hier geblieben, damit die Gisela nicht so allein ist. Und heut Morgen standen sie dann schon ganz früh vor der Tür. Die haben sie festgenommen! Wegen Siggi! Sie meinen, sie hätte …«
    Annemarie brachte die nächsten Worte nicht heraus, zu unglaublich mussten sie ihr erscheinen.
    »Wie kommen die denn auf so was?«
    »Du kennst doch die Nachbarn! Irgendwer hat wohl von einem lauten Streit in der letzten Nacht erzählt, und Gisela muss ihm wohl auch gedroht haben … also ihn … umzubringen.«
    »Typisch Gisela. Immer direkt auf hundertachtzig.«
    »Siggi muss auch Kratzspuren im Gesicht gehabt haben, die von Gisela stammen. Du musst sie wieder rausholen, Julius!«
    »Wie soll ich das denn machen?!«
    »Du kennst so viele wichtige Leute! Ruf doch einen deiner Freunde an, die was zu sagen haben! Du hast von der Familie die besten Verbindungen!«
    »Annemarie, ich weiß nicht, ob ich da was machen kann. Aber ich ruf gleich mal bei der Polizei an, in Ordnung?«
    »Ja, ja mach das! Und meld dich, wenn du was erreicht hast! Wir sind alle ganz krank vor Sorge!«
    »Mach ich.«
    Julius starrte noch einmal auf die Ziffern im Telefondisplay. Diese Uhrzeit hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Langsam sickerten die Informationen in vollem Ausmaß in seinen vom Schlaf zerzausten Kopf. Als könnte Gisela ihrem Mann etwas zu Leide tun! Sie wurde gerne laut, knallte mit Vorliebe Türen, warf Einrichtungsgegenstände aus dem Fenster. Aber der Zorn war immer schnell verraucht, und dann brauchte sie Harmonie. Onkel Jupp schien ausnahmsweise Recht mit einer Einschätzung zu haben. Die Koblenzer hatten tatsächlich jemanden geschickt, der keine Ahnung hatte.
    Natürlich brachte der Anruf bei der Kripo nichts. Obwohl Julius die ermittelnde Kommissarin zu sprechen bekam – wie sich herausstellte eine Blaublütige namens von Reuschenberg –, konnte diese ihm auch nicht mehr sagen, als dass sich Gisela in U-Haft befand. Zum jetzigen Zeitpunkt stünde aber noch gar nichts fest. Na, das würde die Familie ja beruhigen! Anders ausgedrückt: Das würde der Sippe nicht genügen!
    Bei einem ausgiebigen Frühstück sinnierte Julius zwischen Rührei und Parmaschinken darüber, was er noch tun konnte. Als wären seine Verbindungen zu den oberen Zehntausend – eher den oberen Zehn – im Ahrtal so gut! Zwar aßen sie stets bei ihm auf Staats- oder Firmenkosten, aber viel mehr als das übliche kulinarische Kurzgespräch nach dem Dessert pflegte er mit den wenigsten.
    Herr Bimmel sprang auf den Tisch und machte sich auf leisen Pfoten gen Schinken, den Julius akkurat in parallelen Streifen auf den Teller gelegt hatte. Einer war wie jeden Morgen für den pelzigen Mitbewohner. Während Julius gedankenversunken Worcestershiresauce auf das Ei träufelte, kam er zu der Erkenntnis, dass er der Familie weniger würde helfen können, als diese sich erhoffte. Seine Verbindungen spielen zu lassen würde nichts bringen, schließlich ermittelte die Koblenzer Polizei, und von denen kannte er niemanden. Aber wenn
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