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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen
Autoren: Iny Lorentz
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nicht, ob du schon schläfst, darum wollte ich dich nicht stören. Umso schöner, dass du von selbst zu mir gekommen bist.«
    Lore setzte sich auf seinen Schoß und lehnte sich an ihn. »Ich hoffe, du hältst mich nicht für überspannt, aber ich werde froh sein, wenn wir dieses Gemäuer wieder verlassen haben.«
    »Ich halte dich nicht für überspannt, sondern höchstens für ein wenig nervös – und dagegen weiß ich ein Mittel, das bis jetzt immer geholfen hat.« Fridolin schlang die Arme um Lore und drückte sie fest an sich.
    Die Wärme seines Körpers blieb nicht ohne Wirkung, und sie gab sich ganz seinen Händen hin, die nun auf Wanderschaft gingen.
    Sie ließ ihren Morgenrock fallen und streifte mit einem raschen Griff das Nachthemd ab. Noch bevor sie das Bett erreichte, war Fridolin bei ihr und hielt sie fest.
    »Ich bin glücklich, dich zu haben«, flüsterte er ihr ins Ohr und streichelte ihr über die Brüste. »Du bist immer noch so wunderschön! Man sieht dir die beiden Geburten nicht an. Wenn ich da an Grünfelders Tochter Wilhelmine denke! Die ist ein Jahr jünger als du und geht bereits aus dem Leim. Ich schätze, es dauert nicht mehr lange, dann wird Dohnke wie sein Schwiegervater die Abwechslung im
Le Plaisir
suchen. Bis dorthin habe ich jedoch noch ein paar Jahrzehnte Zeit.«
    »Untersteh dich!«, drohte Lore halb ernst und halb im Scherz und öffnete den Gürtel seines Morgenrocks. »Den Pyjama ziehst du dir aber selber aus!« Mit diesen Worten legte sie sich aufs Bett und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.
    Was für sie galt, musste sie auch Fridolin zugestehen. Er sah noch immer wie ein junger Mann aus, auch wenn er die dreißig bereits überschritten hatte. Dies sagte sie ihm auch, was ihn sichtlich freute. Ein paar Minuten lang wechselten sie Komplimente und streichelten einander, dann vermochte Fridolin sich nicht mehr zu beherrschen und schob sich auf sie. Für einen Augenblick presste er sie mit seinem Gewicht nieder, dann stemmte er sich mit den Ellenbogen ab und drang ungestüm in sie ein.
    Im ersten Augenblick zuckte Lore zusammen, doch dann schloss sie mit einem wohligen Stöhnen die Augen und gab sich ganz ihren Gefühlen hin.

VIII.
    D er letzte fahle Schein der Dämmerung war der dunklen Nacht gewichen, und im Herrenhaus von Trettin war es still geworden. Die alte Standuhr im Damensalon schlug gerade Mitternacht, da wurde eine Tür geöffnet, und Malwine trat mit einer Petroleumlampe in der Hand aus ihrem Zimmer. Das flackernde Licht beleuchtete ihr zu einer Maske aus Schmerz und Wut verzerrtes Gesicht. Während sie in die Dunkelheit lauschte, bleckte sie die Zähne in die Richtung, in der sie Lore und deren Familie wusste.
    Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, und sie wandte sich halb um. »Bald ist es so weit, meine Lieben! Ich werde die strafen, die euch und mir dies alles angetan haben.«
    In dem Moment sah sie ihren Ehemann, den sein ehemaliger Kutscher Florin erschossen hatte, in der Tür ihres Zimmers Gestalt annehmen. Neben ihm erschienen Major Heinrich von Palkow, der einzige Mann, den sie wirklich geliebt hatte, und ihre Söhne Wenzel und Ottwald. Alle vier nickten ihr zu und schienen sie stumm aufzufordern, das Werk zu vollbringen.
    Malwine spürte Trauer und einen alles verzehrenden Hass, der jenen galt, denen sie die Schuld an ihrem Unglück gab. Wäre Lore damals als junges Mädchen mit ihren Eltern und Geschwistern zusammen beim Brand des Lehrerhauses umgekommen, würde Ottokar noch leben, und an seiner Seite wäre sie die allseits geachtete und auch in Berlin gerne gesehene Gutsherrin auf Trettin.
    Von diesem Gedanken erfüllt, schlich sie durch das Erdgeschoss und sperrte das Hauptportal und alle Seiten- und Hintertüren zu bis auf eine. Da mehrere Türen nur mit schlichten Riegeln verschlossen werden konnten, brachte sie an diesen Vorhängeschlösser an, um sicherzustellen, dass sie auch von innen nicht zu öffnen waren.
    Als dies geschehen war, kehrte sie zu der Treppe zurück, die vom Mittelbau zum Gästetrakt im ersten Stock führte, und stieg leise nach oben. Dort strich sie mit einer zärtlichen Geste über die hölzernen Stufen und lächelte.
    Sie wollte nicht nur Rache. Nach dem Tod ihres letzten Sohnes hatte sie geschworen, dass niemand außer ihr das Herrenhaus auf Trettin jemals sein Eigen nennen sollte.
    Oben lauschte sie angespannt, doch von leichten Schnarchgeräuschen abgesehen, die aus dem Zimmer des Kammerdieners drangen, blieb alles
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