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Julia Extra Band 373

Julia Extra Band 373

Titel: Julia Extra Band 373
Autoren: Lynne Graham , Sarah Morgan , Carol Marinelli , Carole Mortimer
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er hier auf einem harten Plastikstuhl auf einem überfüllten Flughafen und ließ den Tag mit Marietta noch einmal Revue passieren, dachte an die Entscheidungen, die er getroffen hatte, suchte in den Erinnerungen der letzten Jahre, um herauszufinden, wann er das letzte Mal wirklich glücklich gewesen war.
    Wie eine Platte mit einem Sprung blieb er stets an demselben Bild hängen.
    „Wenn Sie nach den Feiertagen wieder im Büro sind“, fuhr Don jovial fort, „können wir gleich die Strategie für das Howe-Konto ausarbeiten. Da wird ein großes Stück des Kuchens verteilt, und ich bin sicher, mit Ihrer …“
    „Nein“, unterbrach Reed.
    „Wie?“
    „Ich sagte Nein. Ich komme nach den Feiertagen nicht zurück.“
    „Sie brauchen Urlaub, kann ich verstehen. Den haben Sie sich auch verdient, Sie haben gearbeitet wie ein Tier. Eine Woche Strand und Sonne, vielleicht ein hübsches junges Ding an Ihrer Seite … Kein Problem, nehmen Sie sich eine Woche. Jamaika wäre bestimmt nicht schlecht. Das Howe-Konto kann bis zum neuen Jahr warten.“
    „Ich meinte, ich komme überhaupt nicht mehr zurück.“
    „Ist die Verbindung gestört? Ich glaube verstanden zu haben, dass Sie aufhören wollen.“
    „Genau das will ich.“ In dem Moment, da er die Worte aussprach, wunderte er sich nur darüber, wieso er so lange gebraucht hatte, um es zu erkennen. „Ich kehre nach Hause zurück, Don, nach Whistle Creek. Mache meinen eigenen Laden auf. Klein, nichts Schickes, mehr mein Stil.“
    „Sind Sie verrückt?“ Dons Stimme drang so laut durchs Telefon, dass sich einige Köpfe in Reeds Nähe drehten. „Bei uns haben Sie eine goldene Zukunft vor sich. Warum, um alles in der Welt, werfen Sie das weg, um mitten im Nirgendwo zu leben?“
    Reed lächelte vor sich hin. „Gerade deshalb. Weil es im Nirgendwo ist und …“, er hielt die Papiertüre mit den beiden Stier-Bechern vor sich hoch, „… weil ich ein Regal brauche.“
    „Was Sie da von sich geben, macht keinen Sinn, Reed.“
    „Im Gegenteil, zum ersten Mal seit Langem sage ich wieder etwas Sinnvolles.“ Er stand auf, fühlte sich leicht und frei und spürte so etwas wie Hoffnung in seiner Brust aufkeimen. „Frohe Weihnachten wünsche ich Ihnen, Don. Ach, und Don, wenn Sie Ihren Weihnachtsbaum kaufen gehen, dann suchen Sie den aus, der die meiste Arbeit nötig hat.“
    Reed unterbrach die Verbindung, verließ den Flughafen und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Endlich.
    Marietta musste verrückt sein.
    Sie war im Eiltempo aus dem Terminal gestürmt, hatte unterwegs in einem Souvenirladen noch eine völlig überteuerte Winterjacke der Red Bulls gekauft – schließlich hatte sie keine Wintersachen mit, die wären in Los Angeles ja nicht notwendig gewesen – und dann eine noch horrendere Summe für einen Mietwagen bezahlt. Von der Telefonauskunft hatte sie sich die Nummer von Reeds Büro in South Bend geben lassen, hatte dort angerufen, aber natürlich niemanden erreicht, weil er gerade hoch oben in der Luft in Richtung Boston saß. Also hatte sie eine Nachricht mit ihrer Handynummer hinterlassen.
    Jetzt saß sie in dem Leihwagen und fuhr Richtung Whistle Creek. Den Weg kannte sie noch immer auswendig, hatte ihn fast instinktiv gefunden. Über die Bundesstraße quer durch Indiana, dann über kleinere Landstraßen an endlosen Feldern und Farmland vorbei, bis die alte Wassermühle des Städtchens vor ihr aus dem Dunkel auftauchte.
    Eiszapfen hingen an den Schaufelrädern, der Bach lag zugefroren da und glitzerte auf, als das Licht der Autoscheinwerfer auf ihn fiel. Es ratterte laut, als Marietta den Wagen über die Holzbrücke lenkte, dann wurde es still, als sie wieder auf Asphalt in die Stadt einfuhr.
    Eine schlafende Stadt. Schließlich war es längst nach zehn Uhr abends, noch dazu war morgen Heiligabend. Selbst Ernies Bar hatte geschlossen. In Whistle Creek verbrachte man Weihnachten mit seiner Familie und nicht in der Kneipe mit seinen Trinkkumpanen.
    Marietta nahm den Fuß vom Gas. Nicht aus Angst vor einer Anzeige wegen zu schnellen Fahrens – sicher war auch Paulie, der Dorfpolizist, bei seiner Familie –, sondern weil der Anblick des stillen Städtchens sie mehr mitnahm als vorausgesehen. Ein Druck lag auf ihrer Brust, ihre Kehle war eng, und Tränen brannten in ihren Augen. Erinnerungen flossen zusammen, schwappten über sie wie eine mächtige Flutwelle.
    Whistle Creek wirkte so normal, dabei war ihre Kindheit hier das genaue Gegenteil von normal
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