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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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nicht weiter schwierig. Aber er durfte nicht riskieren, dass Nicki ihn fragte, was er da machte – für den Fall, dass der Laderaum abgehört wurde. Also hob er die gefesselten Hände und legte sich einen Finger an die Lippen.
    Sie imitierte die Geste und nickte eifrig.
    Gut. Offensichtlich beherrschte sie die einfachen Signale, die er ihr – als Spiel getarnt – beigebracht hatte.
    Er sagte einen Kindervers auf, während er das Gerät hervorholte, aktivierte und wieder verstaute. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Polizei der Entführung ein Ende setzte. Bis dahin war es sein Hauptanliegen, Nicki zu beschäftigen und somit zu verhindern, dass sie in Panik geriet.
    Carlos erzählte eine Geschichte nach der anderen, sang sogar ein paar Kinderlieder und ermunterte Nicki, mit einzustimmen, was sie auch tat.
    Doch schließlich fragte sie mit Tränen in den Augen: „Wann kann ich denn zu meiner Mummy?“
    „Bald, pequeña. Ganz bald“, versprach er und betete, dass er recht behielt. „Dein Daddy sorgt bestimmt dafür.“
    Die Minuten krochen quälend langsam dahin. Jede einzelne erschien Shannay wie die schlimmste und längste ihres Lebens.
    Unendlich lange Zeit passierte gar nichts.
    Dann ereigneten sich gleich zwei Dinge kurz hintereinander: Manolos Handy klingelte, und Sekunden später erhellte sich sein Gesicht.
    Hoffnung stieg in ihr auf. Mit angehaltenem Atem lauschte sie, als er ihr die Neuigkeiten berichtete.
    Die Polizei hatte die Entführer durch eine Straßensperre am nördlichen Stadtrand aufgehalten und festgenommen. Nicki befand sich unversehrt in Carlos’ Obhut.
    Eine unendliche Erleichterung überkam Shannay. Nun, da der furchtbare Albtraum vorüber war, konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
    Manolo nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und wischte ihr mit den Daumen die Tränen von den Wangen. „Es geht ihr gut“, versicherte er. „Ein Streifenwagen bringt sie nach Hause.“
    Sie nickte stumm, denn sie war unfähig, auch nur ein einziges Wort zu sagen.
    Sanft küsste er ihre Stirn. „Lass uns nach Hause fahren, ja?“
    Sie war ihm dankbar dafür, dass er sie auf dem Weg zum Auto mit einem Arm um die Taille stützte und ihr auf den Sitz half.
    Besorgt sah er, dass ihre Wangen sehr bleich waren und sie mit leerem Blick aus dem Fenster starrte. „Entspann dich, querida “, riet er ihr sanft.
    Mit tränenfeuchten Augen wandte Shannay ihm den Kopf zu. „Wie könnte ich? Was wäre, wenn Carlos nicht …“ Sie verstummte mit zitternden Lippen.
    „Ab sofort bekommt Carlos einen Partner, und beide werden euch auf Schritt und Tritt beschützen.“
    Zwei Bodyguards! Die Vorstellung, rund um die Uhr unter Bewachung zu stehen, niemals eine spontane Entscheidung fällen zu können, war ihr unerträglich. Sie wollte nicht, dass Nicki so heranwuchs – ständig auf der Hut und voller Argwohn.
    „Ich werde dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert“, schwor Manolo nachdrücklich.
    Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Das kannst du nicht versprechen. Nicki ist hier zu einer Zielscheibe geworden.“
    Doch es gab Alternativen. Und sie wusste nun, welche Entscheidung sie zu treffen hatte.
    Als sie zu Hause eintrafen, wirkte Nicki bedrückt und klammerte sich abwechselnd an Shannay und Manolo. Carlos war da, ebenso wie María und eine Polizeipsychologin in Zivil, die sich lange Zeit mit Nicki unterhielt und ihr half, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten.
    Nach dem Abendessen las Manolo eine lange Geschichte vor, bis Nicki schließlich doch einschlief.
    Er schlich sich wie üblich aus dem Zimmer. Shannay dagegen brachte es nicht über sich, ihre Tochter allein zu lassen, und blieb am Bett sitzen.
    Einige Zeit später kehrte er zurück, hockte sich neben sie und flüsterte: „Komm ins Bett. Sie ist hier in Sicherheit.“
    „Ich muss hier sein, falls sie aufwacht.“
    „Das Babyphon fängt jedes Geräusch auf. Sobald sie sich rührt, hören wir es.“
    Sie blickte ihn ernst an und schüttelte den Kopf. „Ich kann sie nicht allein lassen.“
    Sekundenlang verharrte er in brütendem Schweigen. Dann richtete er sich auf und ging hinaus.
    Ihr war nach Weinen zumute, aber sie hatte keine Tränen mehr. Sie saß da und starrte ins Leere und durchlebte erneut den Nachmittag von dem Moment an, in dem Nicki verschwunden war.
    Shannay merkte nicht, dass sie einschlief, bis sie plötzlich im Sessel aufschreckte und einen Moment brauchte, um sich zu orientieren. Ihr Nacken
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